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Rubrik: News
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Publiziert: 22.03.2005 06:00

Gastseminar mit Ingo Potrykus
Die Herausforderung des Goldenen Reises

(cm) Vor sechs Jahren verliess der Vater des „Golden Rice“, Ingo Potrykus, aufgrund seiner Emeritierung die ETH. Er hatte zum Schluss seiner Laufbahn an der Hochschule noch den Proof of Principle geliefert, wie Reis so verändert werden kann, dass seine Körner Provitamin A enthalten. Letzten Donnerstag kehrte Potrykus als Gast seines Nachfolgers ETH-Professor Wilhelm Gruissem an die ETH ans Institut für Pflanzenwissenschaften zurück und hielt einen Vortrag mit dem Titel „Golden Rice, vitamin A and blindness – public responsibility and failure“. Dabei zeigte er nochmals auf, wie er sich bis heute bemüht hat, den Goldenen Reis als Mittel zur Bekämpfung des Vitamin-A-Mangels zu etablieren.

Die Mangelernährung mit Mikronährstoffen stellte Potrykus an den Anfang seiner Ausführungen. Obwohl viele Bemühungen unternommen würden, litten noch heute 400 Millionen Menschen an Vitamin-A-Mangel. Er selber wollte zur Lösung dieses Problems beitragen, indem er durch Gentechnik das geforderte Vitamin A in das Grundnahrungsmittel Reis beziehungsweise in seine Körner einführte. Dafür musste ein ganzer Syntheseprozess neu in die Pflanze integriert werden. Diese biochemisch komplexe Situation habe dazu geführt, dass es schwierig gewesen sei, Geld für das Projekt zu finden, da viele es für unrealistisch hielten. Potrykus fand aber finanzielle Unterstützung bei der ETH und der Rockefeller Stiftung. Die in den Reis eingeführten Gene spielten auch seinen Wünschen entsprechend zusammen. Der Goldene Reis war konzeptionell erfunden.

Wenn er gewusst hätte, was in den nächsten darauf folgenden sechs Jahren geschehen würde, hätte er wahrscheinlich zu diesem Zeitpunkt aufgehört, meinte der Forscher. Die Produktentwicklung des goldenen Reises, die Frage nach einer freien Lizenz oder dem geistigen Eigentum erwiesen sich als hindernisreiche Probleme. Doch mit Hilfe einer Partnerschaft mit der heutigen Syngenta und der Gründung des „Golden Rice Humantarian Board“ nahm Potrykus eine Hürde nach der anderen.


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An einer scheint Potrykus aber noch ins Straucheln zu geraten: die Hürde der Freigabe. In diesem Zusammenhang stellte der Forscher allgemein die Frage nach dem Sinn der Regulationen von gentechnisch veränderten Organismen (GVO). Für ihn ist es unverständlich, dass trotz der positiven Eigenschaften der GVO und der mangelnden Evidenz für deren Risiken viele Länder sich gegen deren Einsatz sträubten. Es sei wie im Märchen „Des Kaisers neue Kleider“: Man versuche die Leute glauben zu machen, dass GVO gefährlich sind.

Doch nicht nur die Regulationen zur Freisetzung von GVO sind für Potrykus ein Erschwernis für ein Projekt wie den goldenen Reis. Da humanitäre Projekte nicht von der Industrie erwartet werden könnten, müsste der öffentliche Bereich, insbesondere die Hochschulen, diese fördern. Das könne aber nur geschehen, wenn die entsprechenden Bemühungen auch honoriert würden. Dann dürfe man die Forscher nicht mehr nur an der Anzahl Publikationen messen.

Nun, ganz aus den wissenschaftlichen Magazinen scheint man auch bei „humanitären Projekten“ nicht zu verschwinden. In einer der nächsten Ausgaben von „Nature Biotechnology“ erscheint nämlich gemäss Potrykus ein neuer Artikel zum goldenen Reis, in dem man auch neue Angaben zum immer wieder debattierten Gehalt des Provitamin A in verschieden Goldreisvarianten findet.


Literaturhinweise:
"ETH Life"-Artikel "Karriere einer Forschung" zum Goldenen Reis: www.ethlife.ethz.ch/articles/golrice.html



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