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Rubrik: News
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Publiziert: 25.04.2006 06:00

Vortrag von Jaques Herzog
Neue Räume anbieten

(cm) „What moves architecture?“ – eine schwierige Frage. Leichter wäre „What moves architects?” Denn eine mögliche schnelle Antwort lautet: Jacques Herzog. Denn der Architekt des Büros Herzog & de Meuron füllte letzte Woche an der ETH nicht nur das Audimax, sondern noch einen weiteren Hörsaal. Gleich zu Beginn hielt Herzog fest, dass auch er die Eingangsfrage, welche das Grundthema einer Vortragsreihe des Departements Architektur in diesem Studienjahr bildet, nicht einfach beantworten könne.

Stattdessen unternahm der Basler Architekt, der auch Professor an der ETH Zürich ist, eine Tour d’horizon durch das vielseitige Schaffen seines Büros und gab den Zuhörenden immer wieder auch Einblick in die dahinterstehenden Überlegungen. Er verwies darauf, wie wichtig grundsätzlich die Auseinandersetzung mit der Gegenwart ist, beispielsweise mit dem Phänomen, dass das direkte sinnliche Erleben durch technische Geräte wie Mobiltelefone verändert wird. Als immense Verantwortung erachtet Herzog, dass grosse urbane Projekte in den Händen von Architekten liegen.

Tristan als Kammermusik

Neben den grossen Aufgaben seien aber auch kleine Sachen wichtig. Diese seien wie Kammermusik, in der man verschiedene Ideen im kleineren Massstab ausprobieren kann. Das erste konkrete Projekt, das Herzog erwähnte, befasste sich dann auch mit „architektonischer Kammermusik“ zu einer grossen Oper. Herzog schilderte, wie er mit Pierre de Meuron das Bühnenbild zu Richard Wagners „Tristan“ gestaltete, der in Berlin unter der Regie von Stefan Bachmann und der musikalischen Leitung von Daniel Barenboim aufgeführt wurde. Mit einer Gummimembran, die von hinten angesaugt werden kann, entstehen fliessende Bilder. Dieser virtuelle Raum korrespondiere mit der surrealen Geschichte der Oper.

Weiter ging die Reise an eine Installation im MoMa in New York und zum Walker Art Center in Minneapolis, immer mit Hinweisen, wie das (Raum-)Erleben durch die Architektur geprägt wird. Als ein wichtiges Gestaltungselement bei der Arbeit von Herzog & de Meuron stellte sich das Ornament heraus. Das radikalste Projekt, bei dem Strukur, Raum und Ornament eine Einheit bilden, sei das Prada Aoyama Epicenter in Tokio.

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Vielleicht weniger radikal, aber vom Umfang her gigantisch dann das sich im Bau befindende Nationalstadion in Peking. Erste Bilder zeigten, dass sich der Anspruch der Architekten, ein neues Raumerlebnis, wie es beispielsweise auch durch den Bau des Eiffelturms geschaffen wurde, zu schaffen, wahrscheinlich einlösen lässt. Die Offenheit der das Stadion umfassenden Konstruktion soll die Leute anziehen und das Stadion so über Veranstaltungen im Innern hinaus als öffentlichen Raum wahrnehmen lassen.

Prozessionen ermöglichen

Wie Menschen sich bewegen und bewegen lassen, war auch ein wichtiges Thema bei der Allianzarena in München. Die Fläche mit den gewundenen Wegen, die zum Stadion führt, teilt die Besucher nicht nur aus Sicherheitsgründen sinnvoll auf, sondern erlaubt eine gemessene Prozession hin zum in der Nacht erleuchteten Sporttempel. Wie Plazas eingesetzt werden können, demonstrierte der Architekt danach an Beispielen aus Barcelona, Madrid und Hamburg.

In der Fragerunde zum Schluss kam Jacques Herzog nach Zürich zurück. Er attestierte der ETH eine hervorragende Ausbildung. Doch einem Ausbau (der Architektur) auf dem Hönggerberg konnte er wenig abgewinnen. Denn zu viele Figuren so eng beieinander würden sich neutralisieren. Es wäre besser, kleinere Institute über die Schweiz zu verteilen. Eine Aussage, die man dem Architekten, der seine ETH-Lehraufgabe in Basel wahrnimmt, sofort abnahm.

Der nächste Vortrag in der Reihe „What moves architectures“ findet 16. Mai statt. Es spricht Georg Franck, Professor an der Fakultät für Architektur und Raumplanung/Publizist, TU Wien. (1)


Fussnoten:
(1) "what moves architecture? (in the next five years)": www.arch.ethz.ch/darch/index.php?ref=17&sub_id=18&a_id=96



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