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Rubrik: News

Simon Ammann am "Science Talk am Sonntag"
Der Weltmeister und seine Elektro-Technik

Published: 30.04.2007 06:00
Modified: 30.04.2007 09:12
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(sch) Was verbindet einen Weltmeister im Skispringen mit einem ETH-Biomechaniker? Mehr als man denkt, wie man am vergangenen Sonntag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Science Talk“ am „Treffpunkt Science City“ (1) auf dem Hönggerberg erfahren konnte. Der zweifache Olympiasieger und ETH-Student Simon Ammann hatte als Gesprächspartner für das Podiumsgespräch Hans Gerber ausgewählt. Gerber ist Gruppenleiter am Institut für Biomechanik (2) und war diesen Winter mit Amman zusammen an der Schanze in Engelberg gestanden. Nicht für einen Sprung wie Ammann, sondern um mit 17 hoch spezialisierten Videokameras die Flugbahnen der Sportler zu messen (3).

Ruhiger Springer mit enthusiastischer Gestik

„Skispringen ist für mich wie eine Droge“, so Ammann. Der physische wie auch mentale „Kick“, der ihm die Schanze verpasse, sei einfach unbeschreiblich. Dies nahm man Ammann gerne ab. Enthusiastisch und mit lebendiger Gestik führte er das Publikum in die Freuden und Tücken des Skispringens ein. Auf die Frage nach der Angst beim Springen meinte Ammann: Er sei vor seinen Sprüngen meist sehr ruhig und selbst bei der größten Flugschanze der Welt in Planica, Slowenien, wo die Springer innert wenigen Sekunden auf über 100 Stundenkilometer beschleunigt werden, verspüre er kurz vor dem Start keine Angst. Der kritischste Punkt des Sprungs sei nicht das Fliegen, sondern der Absprung. Gerber bestätigte dies und nannte auch gleich die wissenschaftliche Begründung dazu: Man habe gemessen, dass den Springern zum Abdrücken von der Schanze nur etwa 0.3 Sekunden zur Verfügung stehe. Hätten die Springer danach erst einmal eine sichere Flugbahn erreicht, so verlaufe der Sprung meist problemlos.

Gerber zeigte im Gespräch auch auf, wo die Grenzen der Wissenschaften bei der Unterstützung der Sportler liegen. Er könne zwar einen Skisprung unter Annahme bestimmter Werte für alle 20 massgeblichen Parameter am Computer berechnen. Wenn sich aber beim realen Sprung nur ein Parameter leicht verschiebe – sich also zum Beispiel Ammann eine Hundertstelsekunde später vom Schanzentisch abdrückt oder der Wind die Richtung leicht ändert -, dann sei die gesamte Berechnung unbrauchbar. Und da niemals zwei Sprünge genau gleich sind, wie Ammann erläuterte, machen diese Berechnungen nur wenig Sinn. Hingegen kann Gerber durch die Auswertung der Flugkurven vergangener Sprünge dem Skispringer wertvolle Tipps zu seinem Flugverhalten liefern.

Ständig in Bewegung

Wie Ammann seine Sportkarriere und ein ETH-Studium unter einen Hut bringt, scheint bewundernswert. Obwohl er während dem Winter viel Stoff verpasst hat, blickt Ammann den kommenden Jahren voller Motivation entgegen. Die Elektrotechnik passe ideal zu ihm sowie seinem Interesse an Physik und Computern. Nur mit dem langen Sitzen während den 45-minütigen Vorlesungen habe er noch seine Mühe. Schliesslich sei er ein Mensch, der sonst ständig in Bewegung sei. Ammann möchte dereinst in der Grundlagenforschung landen. Er wolle nicht bereits bestehende Technologien weiterentwickeln, sondern Neues erforschen, um zum Wohle der Gesellschaft beizutragen.

Auch sein kurz- bis mittelfristiges Ziel ist hoch gesteckt: Ammann will während seiner sportlichen Karriere noch einen neuen Weltrekord springen – das entspräche zurzeit einem Sprung von 240 Meter. Damit es bald soweit ist, wünscht er sich auch Unterstützung von wissenschaftlicher Seite. Seit 10 Jahren springe man nun im klassischen V-Stil. Er würde von den Wissenschaften gerne wissen, ob es nicht noch aerodynamisch sinnvollere Techniken gäbe. Vielleicht liegen zu dieser Fragestellung schon bald erste Lösungsansätze vor: Gerber wertet zurzeit Ammanns Sprünge in Engelberg aus. In drei bis vier Wochen könne man zusammensitzen und über das Optimierungspotenzial der Flugbahnen sprechen, so Gerber zum Schluss der Diskussion.

Simon Ammann im Gespräch über Spitzensport und ETH-Studium.

Grosse Freude der Kleinen: Ammann verteilt Autogrammkarten.

V.r.n.l.: Simon Ammann, Rolf Probala (Moderation) und Hans Gerber.

References:
•  (1) Institut für Biomechanik: www.biomech.ethz.ch/
•  (2) ETH Life Artikel zum aktuellen Programm von „Treffpunkt Science City“: www.ethlife.ethz.ch/articles/news/sciencecitysommerp.html
•  (3) ETH Life-Artikel zu Gerbers Messungen in Engelberg: www.ethlife.ethz.ch/articles/news/Skispringen-Engelberg.html


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