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Rubrik: News

Nach der Katastrophe im Gotthardtunnel
Wie Tunnelbrände verhindern?

Published: 26.10.2001 06:00
Modified: 25.10.2001 23:30
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(res (mailto:schwendener@sl.ethz.ch) ) Die verheerende Brandkatastrophe vom Mittwochmorgen im Gotthardtunnel wirft Fragen auf. Können solche Ereignisse verhindert werden? Oder sind wenigstens Massnahmen denkbar, die einen Tunnel-Unfall nicht zur Katastrophe werden lassen? ETH Life befragte ETH-Experten.

Mario Fontana, Professor am Institut für Baustatik und Konstruktion, meint, es sei im Moment schwierig, ohne Unterlagen und detailliertere Kenntnisse der Situation seriös Auskunft zu geben. Aus Sicht der Betontechnologie jedenfalls sei der Hitzentwicklung auf bis zu 1'000 Grad bei einem derartigen Tunnelbrand nichts entgegen zu setzen. Dass die Betondecke des Tunnels zum Teil heruntergebrochen ist, sei eine Frage des Systemverhaltens, das es aber noch genauer zu analysieren gelte.

Für eine zweite Röhre

Langfristig sieht Fontana den Beitrag der Forschung und den Einsatz finanzieller Mittel in der Weiterentwicklung der Tunnel-Infrastruktur, zum Beispiel der Löschanlagen und der Löschmittel. Man müsse das Prinzip der automatischen Löschanlagen weiter verfolgen. Zudem müsse „auf politischer Ebene ernsthaft der Bau einer zweiten Röhre in Betracht gezogen werden. Man muss Personen- und Güterverkehr aus Sicherheitsgründen trennen“, fordert Mario Fontana.

Dieser Meinung ist auch der Experte für Luft-, Rauch- und Wärmetransport am Institut für Hochbautechnik, Alfred Moser. In der Gruppe Air&Climate spielt er mit Strömungssimulation verschiedene Szenarien durch, die direkt in die Praxis umsetzbar sind. Für die Brandsituation in einem Strassentunnel sind Experimente im natürlichen Massstab jedoch sehr aufwendig oder gar unmöglich. Man könne schliesslich keinen Lastwagen anzünden, um ein Szenarium aufzubauen, so Moser.

Fachleute sollen am gleichen Strick ziehen

Der Strömungsexperte beurteilt die vorhandenen Sicherheitseinrichtungen am Gotthard-Tunnel - Fluchtkanal und Belüftungssystem - als zweckmässig. Handlungsbedarf sieht er in erster Linie bei der interdisziplinären Forschungsarbeit. Brandschutz- und Lüftungsfachleute, Bau- und Verkehrsingenieure, aber auch Psychologen, Verhaltenforscher und Kommunikationsfachleute müssten an einem Strick ziehen, um alle Aspekte eines derartigen Ereignisses zu untersuchen, und um wirkungsvolle Sicherheitskonzepte für die Zukunft zu entwickeln.

Tunnelbrand
Die Grafik zeigt, wie schnell sich Rauch in Tunneln und Gebäuden ausbreitet.

Konkret kann sich Moser vorstellen, dass in den Tunnels auch im Rauch sichtbare Lichtführungsschienen zu den Notausgängen weisen, dass Reisende schon weit vor Tunnelanfang auf die Radio-Frequenzen hingewiesen werden, auf denen im Ernstfall über das Verhalten im Tunnel in mehr als zwei Sprachen informiert wird und im Ernstfall Live-Durchsagen gemacht werden.

Luft als Feuerblockade

Als wichtig erachtet er aber auch, dass bereits ein Lernfahrer und eine Lernfahrerin im Verhalten im Tunnel geschult werden. Und zudem könnte die Forschung "doch mal untersuchen, ob Treibstofftanks der Fahrzeuge mit einer flexiblen Auffanghülle aus nicht brennbarem Kunststoff das Brandrisiko verringern würden, oder ob man für die Tanks grad ein anderes, bruchsicheres Material findet“, sinniert Alfred Moser, der aber auch die an den Tunneldecken angebrachten Luftstrahlaggregate im Auge hat. Diese könnten im Ernstfall genügend Luftdruck erzeugen, um die Rauchbewegung in die eine oder andere Richtung zu zwingen. Auf diese Art liesse sich Luft als Feuerblockade in den Tunnel einblasen, ohne dass die Ausgänge blockiert werden müssten.


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