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Rubrik: News
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Publiziert: 25.02.2003 06:00

ETH-Züchtungsbiologe Stranzinger zum Tod des Klonschafs Dolly
„Werbeträger der britischen Wissenschaft“

(nst) Das Klonschaf Dolly, das berühmte „erste Schaf ohne Vater“, wie es in einem Zeitungsbericht hiess, musste kürzlich im Alter von sechs Jahren aufgrund einer Lungenentzündung eingeschläfert werden. „Anscheinend war diese nicht mehr behandelbar, vielleicht auch aufgrund früherer hoher Aufwendungen zur Gesunderhaltung des Tiers“, sagt Gerald Stranzinger, Professor für Züchtungsbiologie an der ETH. In Grossbritannien gebe es verschiedene, schafspezifische endemische Krankheiten, beispielsweise die Viruserkrankung Maedi Visna. Diese erzeugen ebenfalls die Symptome von Lungenentzündungen. „Ob Dolly nun Maedi Visna positiv war, wurde nicht berichtet“, so Stranziger. „Als Einzeltier in der Sonderrolle als Werbeträger der britischen Wissenschaft kann die Sterbeursache ohnehin nicht ernsthaft diskutiert werden.“

Noch nicht ökononmisch nutzbar

Welche Bedeutung hatte das erste geklonte Tier nun für die Wissenschaft? „Dolly hat gezeigt, dass normale Körperzellen für die Klonierung eingesetzt werden können“, meint der Züchtungsbiologe. Das Schaf habe zudem deutlich gemacht, dass für ein erfolgreiches Klonieren die Kombination von Zellenart, -kultur und Übertragungsweise ausschlaggebend sei.

Allerdings sei man heute trotz Dolly mit dem Klonieren noch nicht soweit, dass an eine ökonomische Anwendung gedacht werden könne, so Stranzinger weiter. Doch allein die Erkenntnis der Klonierbarkeit somatischer Zellen bei Säugetieren sei eine neue Herausforderung.

„Denn damit können viele offene Fragen der Genetik neu bearbeitet werden. Dazu zähle ich Imprinting, Genexpression, Inaktivierung, Transkriptionsfaktoren oder Gen-Umwelt Interaktionen“, hält Gerald Stranzinger fest.


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Meilenstein für die Forschung: Klonschaf Dolly, das kürzlich eingeschläfert werden musste.

Gestern „unmöglich“, heute Realität

Der Nutztier-Züchtung eröffne das Klonieren in Verbindung mit anderen Techniken wie künstlicher Besamung, Embryotransfer, „Knock out“-Verfahren oder dem Einsatz sogenannter Transkriptionsfaktoren neue Horizonte, sagt Stranzinger. So sei in neuseeländischen Experimenten mit klonierten transgenen Rindern Milch erzeugt werden, die höhere Anteile der Proteine Beta- (8 - 20 Prozent) und Kappakasein (zweifache Erhöhung) aufwies (1). Dies sei von Schweizer Milchtechnologen früher als „unmöglich“ angesehen worden und habe namentlich zur Ablehnung eines Projektes geführt.

Und wie realistisch ist die Vorstellung, seltene Arten dank dem Klonen retten zu können? „Das wird nur möglich, wenn die Methoden effizienter, sicherer und reproduzierbarer eingesetzt werden können“, erklärt Gerald Stranzinger. Dazu sei aber noch sehr viel Forschung an Labortieren und ungefährdeten Nutztieren notwendig. Sein Fazit: „Auch die ETH sollte sich hier mehr engagieren und Forschung in dieser Richtung fördern.“


Fussnoten:
(1) B.Brophy et al.: Research Artikel in Nature Biotechnology, Vol. 21, 157 - 162, Feb. 2003)



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