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Rubrik: News
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Publiziert: 25.11.2004 06:00

Karl-Schmid-Preis an Wegbereiter des Schweizer Literaturarchivs
Feiern und Gedenken

(nst) Der 1974 verstorbene Geisteswissenschaftler, ETH-Professor, -Rektor und Staatsdenker Karl Schmid gehörte zu den grossen Schweizer Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Er beschäftigte sich intensiv mit der Kultur und Mentalität der Schweiz sowie ihrem Verhältnis zum Ausland. Der nach Schmid benannte Preis würdigt denn auch Arbeiten, die sich in seinem Sinn für den Dialog zwischen Geistes- und Naturwissenschaften engagieren, die sich mit der Schweizer Identität oder mit Grundfragen der Sicherheits- und Friedenspolitik befassen.

SLA: Schnell und weitherum anerkannt

Am vergangenen Dienstag wurden die Literaturwissenschaftler Rätus Luck und Thomas Feitknecht ausgezeichnet, und zwar „in Anerkennung ihrer Verdienste um die Erschliessung und Sichtbarmachung schweizerischer Literatur“. In seiner Laudatio schilderte Roland Ris, emeritierter ETH-Professor für deutsche Literatur, wie Luck als Mitarbeiter der Landesbibliothek in Bern mit der Betreuung der gewichtigen Nachlässe von Hesse und Rilke den Grundstock für das spätere Schweizerische Literaturarchiv (SLA) gelegt hatte.

SLA-Leiter Feitknecht habe es ab 1990 mit einer intelligenten Akquisitionspolitik geschafft, rund hundert Nachlässe für das Archiv zu gewinnen und es zu einer weitherum anerkannten Institution zu machen.

Zwei Ex-Magistraten

Letzter Karl-Schmid-Preisträger war Alt-Bundesrat Adolf Ogi, der auch dieser Feier beiwohnte. Damit nicht genug: Mit Flavio Cotti war gar ein zweiter Ex-Magistrat zugegen. Ihm war seinerzeit das Stellen der politischen Weichen zum Aufbau des SLA zu verdanken.


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Die Preisträger mit Vertretern der Karl-Schmid-Stiftung (v.l.): Roland Ris, Rätus Luck, Thomas Feitknecht, Christoph Schmid. gross

Doch nicht dies war Thema seiner kurzen Ansprache, sondern die Erinnerung an einen „engen Freund“, der vor wenigen Tagen verstorben ist: Hans Künzi, ehemaliger Zürcher Regierungsrat und ETH-Professor, der als Initiant und Präsident der Karl-Schmid-Stiftung die Renaissance von dessen Werk erst eingeleitet hatte.

Von der Wildnis nach Europa

In ihrer Festansprache „Von der wilden zur europäischen Schweiz“ spannte die Literaturkritikerin Beatrice von Matt einen Bogen von Karl Schmid zu den Schweizer Schriftstellern Guy de Pourtalès und Meinrad Inglin. Vor allem Letzteren hat Karl Schmid, der die Literatur immer auch auf ihre (staats-)politischen Ingredienzien hin untersuchte, intensiv studiert und enorm geschätzt. Beatrice von Matt schilderte, wie beide Autoren durch die Verarbeitung der krisenhaften Epoche des Ersten Weltkriegs von extrem-utopischen Gesellschaftsentwürfen Abschied genommen und zu einem konstruktiv-demokratischen Staatsverständnis gefunden hätten. Karl Schmid - "Diener der res publica" (Feitknecht) und zeitlebens ihr kritischer Beobachter - dürfte sich in diesen Entwicklungen zum Teil wiedergefunden haben.




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