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Rubrik: News
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Publiziert: 14.02.2007 06:00

Persönliche Übergabe der Energiebroschüre an UREK
Sonniger Weg für zukünftige Stromversorgung

(sch) Eine Broschüre des ETH-Professors Hansjürg Leibundgut soll Bundesräte und Parlamentarier von den Möglichkeiten der Energie-Effizienzsteigerung und dem Potenzial alternativer Energien überzeugen. Das Papier mit dem Titel „Wegbeschreibung in eine nachhaltige Energie-Zukunft der Gebäude“ ist im vergangenen Monat an der Professur für Gebäudetechnik entstanden und seit gestern auf dem Internet verfügbar. (1) In einer einmaligen Aktion überbrachte Leibundgut gestern gemeinsam mit seinen Mitarbeitern den Mitgliedern der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK) im Rahmen einer Kommissionssitzung die Broschüre persönlich. 260 weitere Exemplare wurden an die Sekretariate der Departemente und der Parteien verteilt.

Idealer Zeitpunkt

Wie Leibundgut auf Anfrage erläuterte, war der Zeitpunkt für eine solche Aktion ideal: Noch nie sei das öffentliche Bewusstsein für Themen wie Klimawandel und Atomenergie, unter dem Einfluss des IPCC-Klimaberichts und den Debatten um eine zukünftige nationale Stromversorgung, so gross gewesen wie heute. Zudem finden am kommenden Freitag im Bundeshaus die Von-Wattenwyl-Gespräche des Bundesrates über die schweizerische Energieversorgung und Energiepolitik statt. Mit der 51-seitigen, wissenschaftlich fundierten Broschüre will Leibundgut den Bundesräten ein Grundlagenpapier zum Überdenken der eigenen Positionen und für die Findung von nachhaltigen Entscheidungen zur Verfügung stellen. Noch sei es nämlich verfrüht, um von einer notwendigen Fortführung des atomaren Wegs zu sprechen, wie dies etwa Bundesrat Samuel Schmid in den letzten Wochen tat. Der in der Broschüre vorgestellte „viaGialla“ (der „gelbe Weg“, in Anspielung auf die Sonnenenergie) wolle eine Option aufzeigen, wie eine sichere Stromversorgung auch ohne Atomkraftwerke zu bewerkstelligen wäre, so Leibundgut.

Energieeffizienz und alternative Energien

Leibundguts Vorschläge basieren im Wesentlichen auf einer Kombination aus Energieeffizienz im Bau, Stromerzeugung aus Sonnenenergie mittels Photovoltaik und der Windenergie. Der „viaGialla“ geht davon aus, dass die Stromnachfrage bis zum Jahre 2030 von heute 55 Terawatt auf 70 Terawatt steigen wird und nicht, wie herkömmliche Berechnungen prognostizierten, auf 90 Terawatt - dies vor allem aufgrund von energieeffizienten Massnahmen.


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Hansjürg Leibundgut (r) während seinem Gang durch die Departementssekretariate und im Gespräch mit Vertretern der UREK. (Bild: Georg Krüger) gross

Korrekturen bringt Leibundgut auch bei den Voraussagen zum zukünftigen Anteil an Wind- und Solarstrom in der Gesamtstromversorgung an. Sämtliche Anzeichen, vom Abbau von Silicium für die Anfertigung von Sonnenkollektoren bis zu den Investitionen in die Photovoltaik-Technologie an der Börse, deuteten daraufhin, dass insbesondere der Anteil an Solarenergie in Zukunft wesentlich stärker als bisher angenommenen ansteigen wird. Dazu werden in der Broschüre Prognosen des Institute of Energy Economics Japan (IEEJ), des Paul Scherrer Instituts (PSI) und der Bank Sarasin zitiert, welche ihre Zahlen für die weltweite jährliche Solarzellen-Produktion in den vergangenen Jahren kontinuierlich nach oben korrigiert hatten. Durch eine zukünftige Massenproduktion von Solarzellen und sinkende Kosten der Technologie würden die Kosten für Solarstrom bis im Jahr 2030 noch rund einen Viertel der heutigen Kosten betragen, so die Berechnungen in „Wegbeschreibung in eine nachhaltige Energie-Zukunft der Gebäude“.

Pensionskassen als Investoren

Die Differenz zwischen Stromnachfrage und -angebot, welche mit dem Abschalten der ersten Kernkraftwerke ab 2015 zu erwarten ist, soll nach Leibguts Vorschlägen durch gasbetriebene Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerke und importiertem Strom aus Wind- und Sonnenenergie ausgeglichen werden. Dies jedoch nur solange, bis die inländische Produktion an „gelbem“ Strom wieder mit der Nachfrage Schritt halten kann. Als zukünftige Investoren in neue Stromproduktionsanlagen macht Leibundgut in erster Linie die Pensionskassen aus, welche dank dem Alternativ-Energieboom mit höheren Renditen als denjenigen im Immobilienmarkt rechnen könnten.

Der ETH-Professor beschäftigt sich seit rund 25 Jahren mit Themen rund um die Energieeffizienzsteigerung. Er erachtet es als eine Pflicht des Wissenschaftlers, dieses Wissen der Politik zugänglich zu machen - zugunsten einer öffentlichen, wissenschaftlich fundierten Debatte. Er betont jedoch, dass es sich bei der Initiative um eine persönliche Aktion und nicht eine offizielle Initiative der ETH handelt.


Literaturhinweise:
(1) Die Energiebroschüre: www.viagialla.ch/pub/viaGialla_web.pdf



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