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Rubrik: News
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Publiziert: 06.05.2005 06:01

Kabarettistische Reise durch die Menschheitsgeschichte
Mammutjagd im ETH-Zelt

Von Jakob Lindenmeyer

Angekündigt war eine musikalisch-theatralische Revue der Menschheitsgeschichte unter dem Titel "Mammutjäger". (1) Trotz des schönen und lauen Frühsommerabends versammelten sich letzten Sonntag im Event-Zelt auf dem Platzspitz 22 Zuschauer in Zweier- und Dreier-Grüppchen an den Bistro-Tischchen. Man vermisst dem schönen Wetter angepasste Openair-Aufführungen. Doch das Theater beginnt: auf der vorerst leeren Bühne erscheint - zwecks besserer Verständlichkeit der nachfolgenden Szenen - eine kurze Text-Einführung ins Leben des Muster-Menschen Felix.

Leidenschaft im grauen Alltag

Herr Felix ist ein Durchschnitts-Mensch. Von mittelgrosser Statur, mit hoher Stirn, tätig als System-Operator bei einer nationalen Grossbank und wohnhaft in der Zürcher Peripherie, beispielsweise in Schwamendingen. Bis dahin: Grauer Alltag, der sich auch in den identischen grauen Anzügen und den ätzend lachsfarbenen Krawatten der beiden nun die Bühne betretenden Hauptdarsteller äussert. Doch Herrn Felix' heimliche Leidenschaft ist das Studium populärwissenschaftlicher Bücher, wie Stephen Hawkings "Eine kleine Geschichte der Zeit".

Das Schauspieler-Duo Erich Furrer (links) und Erich Hufschmid als Mammutjäger. (Alle Bilder: © Mammutjäger, fotomax.ch) gross

Felix' Sehnsucht nach Wissenschaft und Forschung ist die Triebkraft und der rote Faden, mit der das Schauspieler-Duo Erich Furrer und Erich Hufschmid über synchrone Sprechchöre, ausdrucksstarke Pantomime und kurze Balladen eine abwechslungsreiche Reise durch die Evolutionsgeschichte der Menschheit präsentiert. Sie führt von den Höhlenbewohnern übers Altertum, die Phönizier, Karthager, Griechen und Römer bis zu Jacques Piccards Tauchgang in den Marianengraben.

Erholsame Balladen

Die raschen Szenenwechsel zeigen Gemeinsamkeiten zwischen dem Leben und den Verhaltensweise unserer Vorfahren - der Mammutjäger - und dem modernen Büroalltag. So etwa der Sprung von der Wildschweinjagd im Neandertal zum von harten Beats untermalten modernen Tagesablauf als Pantomime im Zeitraffer, inklusive Fitness-Studio, Umkleiden und Essen, Zappen und Einschlafen vor der Glotze. Dramaturgisch legen Furrer und Hufschmid zwischen die temporeichen Sprünge zur Erholung sanfte Balladen und witzige Gesangseinlagen. So etwa der von Furrer gesungene und Hufschmied am E-Piano begleitete Leidensgesang von Herrn Felix, seit Jahren mit Versicherungen Geld verdienen zu müssen. Oder die schön gelungene Inszenierung von Mani Matters Ballade von den zwei Alpenfliegern als Kurz-Musical.

Der Ideenreichtum scheint unerschöpflich, fast überbordend. So untermalen Furrer und Hufschmid eine TV-Kochsendung zu Rezepten wie "Flughund als Schmorbraten" mit den entsprechenden prähistorischen Tipps zur Flughund-Jagd: "Absolute Ruhe" und "Abstand halten".


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Die Mammutjäger in Aktion: Urmenschliche Jagdszenen als Pantomime. gross

Zugeschnitten auf die ETH als Veranstalterin finden sich in zahlreichen Szenen Assoziationen zu verschiedenen Wissenschaftsgebieten: Von der Anthropologie über Evolutionsbiologie, Sozialpsychologie, Paläontologie und Quantenphysik bis zur Philosophie. Denn Herr Felix wäre auch gerne Entdecker und Erfinder geworden, wie Da Vinci, Kolumbus oder Lilienthal. Doch stattdessen gelangt er nur zur tief philosophischen Erkenntnis: "Was hätte man nur alles werden können, wenn man gewusst hätte, was man alles wissen kann."

Schmunzeln statt Schenkelklopfen

Mit einfachsten Mitteln gelingt es Furrer und Hufschmid, auf der leeren Bühne mittels Spiellust, Pantomime, Musik und historischer Faktendichte ein Feuerwerk an Sprachspielereien und kabarettistischen Gags zu zünden. Eindrücklich sind die Hollywood-reifen Schnitte zwischen den temporeichen Szenen. Durch die zahlreichen Assoziationen ans Fernsehen wähnt man sich eher als "Zapper" zwischen Wissenschafts-Sendungen als in einem Cabaret. Entsprechend überkommt das Publikum statt schallendes Gelächter auch eher ein spontanes Schmunzeln.

Einzig der Lärmpegel liegt einige Dezibel über dem Erträglichen. Doch der Techniker weist jede Kritik zurück. Er habe den Volumen-Regler schon ganz am unteren Anschlag gehabt, aber das Duo sei aufgrund ihrer zahlreichen Auftritte auf Kleinbühnen daran gewöhnt, ohne Mikrofon aufzutreten. Doch auch das werde bei jedem Auftritt besser.

Mit einfachsten Mitteln zünden Furrer und Hufschmid ein Feuerwerk an Sprachspielereien und kabarettistischen Gags. gross

Die letzte Aufführung der "Mammutjäger" findet am nächsten Sonntag, 8. Mai um 10:30 auf der Eventbühne im Hof des Landesmuseums statt.


Literaturhinweise:
Website des Theater-Duos "Mammutjäger": www.mammutjaeger.ch/

Fussnoten:
(1) Programm-Hinweis der Jubiläums-Veranstaltung „Mammutjäger“: http://www.150jahre.ethz.ch/program/ethfueralle/welten_des_wissens/



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