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Rubrik: News
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Publiziert: 05.10.2004 06:01

Nobelpreis für Medizin: für die Aufklärung des Geruchssinns
Zwei Nasen erhalten den Nobelpreis

(mib) Ich mag dich riechen; da habe ich einen guten Riecher gehabt; das Menu riecht fantastisch. – Unsere Sprache zeigt es: Der Geruchssinn ist für uns Menschen fundamental wichtig. Wir riechen das Gegenüber, suchen sogar unsere Partnerin, unseren Partner unter anderem nach dem Geruch aus. Spätestens bei einer Erkältung wird deutlich, welche Rolle der Geruchssinn beim „Ertasten“ einer Speise spielt: Er ist das A und das O, ohne ihn ist jedes Menu eine fade Masse. Die Organisation des Riechsystems und die Funktion der Geruchsrezeptoren haben die beiden US-amerikanischen Wissenschafter Linda B. Buck (1) und Richard Axel (2) erforscht. Für ihre grundlegenden Arbeiten wurde ihnen gestern vom schwedischen Karolinska Institut der mit 1,7 Millionen Franken dotierte Medizin-Nobelpreis zugesprochen (3).

Verantwortlich für das so genannt olfaktorische System des Menschen sind rund 1000 Gene, aus denen sich die gleiche Zahl verschiedener Rezeptoren ergeben. Jeder dieser Rezeptoren reagiert nur auf einige wenige der über 10'000 verschiedenen Düfte. Das System funktioniert so: Trifft ein Geruchsmolekül auf die Nasenschleimhaut, so wird es je nach Rezeptortyp erkannt. Eine erfolgreiche Anbindung löst eine Kaskade von elektrochemischen Impulsen aus, die zuerst als Signal an eine Untereinheit (den Glomeruli) im olfaktorischen Kolben übermittelt werden. Von dort gelangt das Signal – oder besser die Signale, wenn es sich um ein Stoffgemisch handelt – in die verschiedenen Bereiche des Gehirns, wo schliesslich aus den einzelnen Reizen ein Gesamtbild entsteht. Buck und Axel waren die ersten, die den Weg von der Anbindung an den Rezeptor bis zur Entstehung des Geruchsbildes im Gehirn wissenschaftlich beschrieben haben – erstmals veröffentlicht vor 13 Jahren im Fachblatt „Cell“. Linda Buck erinnert sich: „Wir haben so viel probiert, haben so lange hart gearbeitet ohne die gewünschten Resultate zu erhalten. Als wir die Gene 1991 schliesslich gefunden haben, konnte ich es kaum glauben.“


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Das olfaktorische System. Rund 1000 Gene sind für das Geruchsbild verantwortlich. gross

Linda B. Buck (geb. 1947) studierte an der University of Washington Psychologie und Mikrobiologie sowie Immunologie an der University of Texas. Anschliessend war sie an der Harvard Medical School sowie am Howard Hughes Medical Institute der Columbia University in New York tätig (zuerst als Postdoktorandin in Richard Axels Labor, später als Forscherin). Seit 2002 ist Linda Buck am Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle tätig.

Richard Axel (geb. 1946) studierte an der Columbia University und an der Johns Hopkins School of Medicine in Baltimore. Seit 1978 ist er Professor für Pathologie und Biochemie an der Columbia University. Axel ist Mitglied mehrerer Fachorganisationen und Gewinner zahlreicher Auszeichnungen. Erst in diesem Frühjahr sorgte der gebürtige New Yorker im Fachblatt „Nature“ mit einer Publikation für Aufsehen; erstmals war es ihm gelungen, eine Maus aus reifen (postmitotischen), olfaktorischen Nervenzellen zu klonen.


Literaturhinweise:
Buck L, Axel R.: A novel multigene family may encode odorant receptors: a molecular basis for odor recognition. Cell (1991), 65(1): 175-187
Malnic B, Godfrey PA, and Buck LB: The human olfactory receptor gene family, PNAS, in press, 2004

Fussnoten:
(1) Arbeitsgruppe Linda B. Buck: http://myprofile.cos.com/lbuck
(2) Arbeitsgruppe Richard Axel: www.hhmi.org/research/investigators/axel.html
(3) Medizin-Nobelpreis 2004: http://nobelprize.org/medicine/laureates/2004/press.html



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