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Rubrik: News
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Publiziert: 06.02.2004 06:00

Pharma-Day 2004
750 Millionen Dollar für ein Medikament

(mib) Die Zahlen sind beachtlich: 750 Millionen US-Dollar investiert ein Pharmaunternehmen, um ein einziges, erfolgreiches Produkt zu erhalten. Für das potentielle Medikament muss mit einer Entwicklungszeit von zehn bis elf Jahren gerechnet werden, während der 300 Forscherinnen und Forscher täglich dafür arbeiten. Hat schliesslich ein Produkt die Marktzulassung erhalten, dann verbleiben dem Pharmaunternehmen noch knapp zehn Jahre Zeit, um die Forschungsausgaben durch Medikamentenverkäufe wieder einzuspielen. Grund dafür ist das Patentrecht, welches das Produkt während zwanzig Jahren schützt.

Im Audimax der ETH erläuterte gestern Klaus Müller, Forschungschef von Hoffmann-La Roche, am „Pharma-Day 2004“ (1), welche Fortschritte die Pharmabranche während den letzten fünfzig Jahren erreichte. „Mitte des letzten Jahrhunderts spielte das Experiment die entscheidende Rolle bei der Erforschung eines neuen Produkts. Heute werden Medikamente auf dem Computer geplant.“ Dafür ist ein perfektes Zusammenspiel von Bioinformatik, Computational Chemistry, molekularer Pharmakologie, Molekular- und Zellbiologie, Chemie, Biophysik sowie Medizin nötig. „Wer heute in der Pharmabranche arbeiten will, muss nicht nur Experte auf seinem eigenen Gebiet sein, sondern auch viel Wissen in anderen Bereichen mitbringen“, sagt Müller.

Um das potentielle Produkt auf dem Computer planen zu können, muss zuerst viel Grundlagenarbeit geleistet werden. Hoffmann-La Roche hat deshalb 1982 das molekulare Modelling eingeführt, ein System für die optische, dreidimensionale Darstellung von Molekülen auf dem Bildschirm. Zwei Jahre später führte der Basler Chemiemulti die Röntgenstrukturanalyse von Biomolekülen ein, später kamen Kernresonanzspektroskopie (1987), Genomics und Proteomics (beide 1996) hinzu. Neuste Errungenschaft ist ein Testapparat, der 100'000 Proben pro Tag untersuchen kann und ein Magnetresonanztomograf für Mäuse.

Weitere Fortschritte dürften, so Klaus Müller gestern im Audimax der ETH, Proteomic und Proteogenomic bringen. Diese Analysenmethoden der Erbsubstanz und ihrer Wechselwirkungen ermöglichen die Herstellung von massgeschneiderten Medikamenten, eine „individualisierte Medizin“, wie Michael Glocker vom Proteome Center der Universität Rostock meinte.


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Pharmabranche auf Erfolgskurs: Novartis steigerte im letzten Jahr seinen Umsatz um 18 Prozent, Hoffmann-La Roche um 6 Prozent. Bild: Novartis gross

Neben Klaus Müller und Michael Glocker referierten am „Pharma-Day 2004“ Renato Zenobi, ETH-Professor am Laboratorium für Organische Chemie (über Bindungsverhältnisse von Proteinen), Alex Eberle vom Basler Universitätsspital (über Peptide in der Krebsforschung) und Thomas D. Szucs, Co-Direktor des European Center of Pharmaceutical Medicine (über quantitative Health-Science-Methoden). Veranstaltet wird der „Pharma-Day“ vom Center of Pharmaceutical Sciences Basel-Zurich(2), der Universität Basel und der ETH Zürich. Der regelmässig stattfindende Anlass steht unter Leitung von Gerd Folkers, ETH-Professor für Pharmazeutische Chemie.


Drug Discovery & Development

(mib) Im Herbst 2003 starteten die ETH Zürich und die Universität Basel ein neues Ausbildungsangebot für Doktorierende, die sich gezielt auf eine spätere Tätigkeit in der Arzneimittelforschung und -entwicklung vorbereiten wollen. Das Programm ermöglicht jungen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern, sich parallel zu ihrer Doktorarbeit mit den grundlegenden Konzepten vertraut zu machen, die in der Pharmazeutischen Industrie, an Kliniken oder an Hochschulen entscheidend sind. Das Programm „Drug Discovery & Development“ wurde vom Zentrum für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Basel und der ETH Zürich initiiert, in Zusammenarbeit mit Novartis und Hoffmann-La Roche. Das Graduate Study Program umfasst Lehrveranstaltungen im Umfang von 12 Semesterwochenstunden.




Fussnoten:
(1) Pharma-Day 2004: www.gsia.ch/program_04.pdf
(2) Center of Pharmaceutical Sciences Basel-Zurich: http://www.pharmacenter.ch



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