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Rubrik: News
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Publiziert: 05.05.2006 06:01

Mit synthetischen Mehrfachzuckern gegen Tropenkrankheit
Impfung gegen Schwarzes Fieber in Sicht

(cm) Das Schwarze Fieber oder viszerale Leishmaniose fordert jährlich 60'000 Opfer. Bedroht sind durch die Tropenkrankheit 350 Millionen Personen. Trotz vieler Anstrengungen ist es bis jetzt aber nicht gelungen, einen effektiven Impfstoff gegen den einzelligen Erreger zu finden. Doch für die nähere Zukunft besteht Hoffnung. Denn der ETH-Forschergruppe von Peter Seeberger ist es gelungen, einen vielversprechenden Impfstoff zu entwickeln (1). Die entsprechende Arbeit erschien kürzlich in der Fachzeitschrift ACS Chemical Biology (2).

Der neue Impfstoff basiert auf synthetisch hergestellten Karbohydraten, die aus vier einzelnen Zuckerbausteinen bestehen. Die Kerneinheit aus den vier Zuckerbausteinen bildet die Struktur nach, welche die Leishmanien, die Erreger des Schwarzen Fiebers, benützen, um im menschlichen Körper die Makrophagen genannten Abwehrzellen zu befallen.

Immunologische Hürde überwunden

Mit diesem Vierfachzucker hatten die Wissenschaftler ein spezifisches Ziel für das Immunsystem geschaffen. Doch eine grosse Hürde vor allem für Zucker-basierte Impfstoffe war damit noch nicht überwunden, nämlich dieses Zuckerziel mit einem Stoff, einem sogenannten Adjuvant, zu verbinden, der eine genügend starke Immunantwort auslöst.

Die ETH-Forscher lösten dieses Problem, indem sie den Vierfachzucker mit einer Verlängerung versahen, die sich wiederum in die leere Hülle von Grippeviren integrieren liess. Dass Virenhüllen als Adjuvanten dienen, war bereits von Impfungen gegen Grippe und Hepatitis A bekannt. Doch Seeberger nütze sie erstmals in Kombination mit Karbohydraten.

Als die Wissenschaftler Mäuse mit versüssten Grippevirenhüllen impften, rief dies eine starke Antikörper-Antwort hervor. Der Switch von IgM genannten Antikörpern zu den IgG deutet darauf hin, dass ein immunologisches Gedächtnis ausgebildet wurde, die Basis einer effektiven Impfung.


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In fünf Jahren möglicherweise in Praxis

In ihrem Kommentar im Paper kommen die Forscher zum Schluss, dass sie mit den Grippevirenhüllen ein gutes Trägersystem für Zucker-Antigene gefunden haben. Bezüglich der Bekämpfung der Leishmaniose liess Peter Seeberger in der BBC verlauten, dass ein Impfstoff für die Praxis in rund fünf Jahren zur Verfügung stehen könnte.

Basierend auf synthetischen Zuckern entwickelte die ETH-Forschungsgruppe bereits Kandidaten für eine Impfung gegen Malaria und Anthrax (3)(4).


Leishmaniosen

Leishmaniosen sind durch bestimmte einzellige Parasiten, die Leishmanien, ausgelöste Infektionserkrankungen. Die Übertragung erfolgt durch Sand- oder Schmetterlingsmücken. Bei der viszeralen Leishmaniose sind in erster Linie Lymphknoten, Milz, Leber und Knochenmark betroffen. Die Erkrankung beginnt schleichend mit Bauchschmerzen, Durchfällen, Fieber und Gewichtsabnahme. In der Folge kommt es zur Vergrößerung von Leber und Milz sowie zu Blutbildveränderungen. Ohne Behandlung endet sie immer tödlich. Seit der Entwicklung wirksamer Antibiotika konnte die Sterblichkeit auf drei bis 20 % gesenkt werden. Eine Impfung existiert noch nicht. Die Vorbeugung besteht in der Bekämpfung der übertragenden Mücken und in allgemeinen Massnahmen zum Schutz vor Insektenstichen. (Quelle: www.onmeda.de )




Fussnoten:
(1) Gruppe Prof. Peter H. Seeberger: www.seeberger.ethz.ch/
(2) Liu, X. et al: “Enhancement of the Immunogenicity of Synthetic Carbohydrates by Conjugation to Virosomes: A Leishmaniasis Vaccine Candidate”, ACS Chem. Biol.; (Letters); 2006; 1(3); 161–164
(3) Vgl. „ETH Life“-Bericht „Süsse Hoffnung“: www.ethlife.ethz.ch/articles/sciencelife/malaria_afrika.html
(4) Vgl. „ETH Life“-Bericht „Möglicher neuer Impfstoff gegen Anthrax“: www.ethlife.ethz.ch/articles/news/anthraximmunitaet.html



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