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Rubrik: Montags-Porträts
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Publiziert: 11.12.2000 06:00

ETH-Professorin Sarah Springman
"Born to win"

Sarah Springman, seit drei Jahren Professorin für Geotechnik und einst gefeierte Triathletin. Akademische und sportliche Karriere sind bei ihr eng verknüpft. Ausserhalb dieser symbiotischen Beziehung scheint es allerdings wenig Platz zu geben für andere Dinge.

Von Roman Klingler

Was war für sie das wichtigste Ereignis der Woche, ist die Eingangsfrage zum halbstündigen Interview. "Der Versuch mit unserer Zentrifuge", antwortet Sarah Springman ohne einen Moment zu zögern. Seit zwei Jahren habe man daran gearbeitet, die neue Trommelzentrifuge, na ja, das sei nicht gerade ihr Baby, aber eine Art Geburtshelferin sei sie schon gewesen. Diverse Versuche hat die Zentrifuge hinter sich. Und nun ist dieses Wunderding in Betrieb, steht bereit für Forschung und Lehre.

Mit Begeisterung und Verve erzählt sie weiter, welch interessanten physikalischen Resultate man sich erhoffe auf dem Gebiet Boden-Bauwerk-Interaktion, auf dem sie forsche. Mit der Zentrifuge könne man Veränderungen von Bodenbeschaffenheit und ihre Rückwirkungen auf Bauwerke, die in der Natur Jahre dauerten, innerhalb eines Tages simulieren und austesten. Eine Art wissenschaftliche Zeitmaschine, die im Institut für Geotechnik steht. Die Zeit scheint günstig für diese Art von Forschung.

Fasziniert an Forschung....

Die Nachfrage nach Fachwissen, nach Voraussehbarkeit gewisser Veränderungen im Boden und bei Bauwerken ist hierzulande seit den Naturkatastrophen der jüngsten Vergangenheit (Erdrutsch in Gondo, Schlammlawinen...) jedenfalls ausgewiesen.

Seit 1997 arbeitet die Britin auf dem Hönggerberg, als Professorin am Institut für Geotechnik. In Cambridge hat sie Bodenmechanik studiert (siehe Kasten) und einige Auslanderfahrungen gesammelt, bevor sie an die ETH berufen wurde. Wie hat sie sich eingelebt in der Schweiz? - Gut, sagt sie, Freunde habe sie einige, aber sie sei nicht der Typ, der viel ausgehe. Bei ihrem Arbeitspensum fehle ihr schlicht die Zeit dazu.

Sarah Springman
Die Professorin mit zwei Diplomanden: "Seit zwei Jahren testen wir die Trommelzentrifuge aus." gross

....und süchtig nach Sport

Etwas, worauf sie allerdings nicht verzichten will, ist Sport. Wen erstaunt dies bei der Vergangenheit dieser Frau. Täglich eine Stunde, manchmal auch mehr, die sie beim Joggen, auf dem Velo oder am Ergometer verbringt. Kein Sport ohne Ziel, dieser Grundsatz gilt für die 43jährige auch heute noch, da ihre besten Zeiten als Sportlerin bereits hinter ihr liegen. "Zurzeit trainiere ich für die Ergometer-Weltmeisterschaften in Boston vom nächsten Februar. Mindestens in meiner Altersklasse will ich gewinnen."


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Sport und Wissenschaft, zwei Seiten derselben Person. In Cambridge war sie während ihrer Studien in sieben Sportarten aktiv. Im Triathlon feierte sie die grössten Erfolge: elfmal gewann sie die britische Meisterschaft, dreimal wurde sie Europameisterin, fünfmal holte sie mit dem britischen Team den Europameistertitel. Doch damit nicht genug: Auf den Fidji-Inseln, wo sie zwei Jahre beruflich zu tun hatte, gewann sie die Südpazifischen Squash-Meisterschaften, 1994 - mit 37 Jahren - begann sie noch mit Rudern und 1999 wurde sie auf dem "Trocken-Ruderboot", dem Ergometer, Weltmeisterin.

Sarah Springman
Die Sportlerin auf dem Ergometer: Für einen guten Zweck rudert sie meilenweit. gross

Schwitzen für ein Hilfswerk

Wer wie Sarah Springman mit Siebenmeilen-Stiefeln durch das Leben schreitet und dabei immer die Stoppuhr im Sack mitführt, mag auf gewisse Leute fast unheimlich wirken. "Es ist nicht so, dass ich mit 20 Jahren gesagt hätte, ich will nicht heiraten oder keine Kinder haben", sagt die Professorin im Gespräch mit ETH Life. Aber es habe sich halt nicht ergeben. Mann könne eben nicht alles haben. Statt eigene Kinder, habe sie mehrere Patenkinder. Sarah Springman: "Ich mag Kinder, gebe sie aber ebenso gerne wieder ab bei Ihren Eltern."

Einmal im Monat fliegt sie nach Grossbritannien. Ab und zu besucht sie ihre Eltern, die auf der Insel Wight wohnen. Ferien, das gibt es bei der Spitzenathletin, jedoch selten. Dieses Jahr war sie in Sydney... Sie haben es erraten, natürlich während der Olympischen Spiele. Weihnachten werde sie bei Ihren Eltern verbringen. Am 1. Januar sei sie dann wieder zurück auf ihrem Posten. Sarah Springman hat noch zwei Brüder, beide leben in London.

Inzwischen ist es Mittag, für die meisten gleichbedeutend mit Essenszeit. Nicht für Sarah Springman. Sie schlüpft in Ihren Trainingsanzug und montiert ihren Kilometerzähler auf dem Ergometer im Fitnessraum der ETH. Sie habe sich einmal mehr überreden lassen. In fünf Monaten will sie 1000 Kilometer rudern - die damit gesammelten Sponsorengelder gehen hälftig an ihren Club und an ein Hilfswerk. Sie sei halt sehr zielorientiert, sagt sie, setzt sich auf den Ergometer und rudert ihre Kilometer für einen guten Zweck.


Zur Person

Sarah Marcella Springman ist seit 1997 ordentliche Professorin am Institut für Geotechnik. Ihr Schwerpunkt in Forschung bilden geotechnische Modelle für Probleme, die mit der Interaktion zwischen Boden und Bauwerken zusammenhängen. Sie studierte in Cambridge Bodenmechanik und arbeitete dann als Ingenieurin an verschiedenen Projekten in England, auf den Fidji-Inseln und in Australien. Danach setzte sie die akademische Laufbahn in Cambridge mit Masters Degree und Doktorat fort. Frau Springman ist Mitglied des Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierates. Zudem ist sie Mitglied der ETH-Planungskommission.






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