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Rubrik: Science Life
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Publiziert: 22.12.2004 06:01

Studie zu physiologischen Veränderungen beim Glücksspiel
Spiel, Sucht, Hormone

(akl) Ob Blackjack, Poker oder Roulette – Glück im Spiel lässt die Herzen höher schlagen. Dies zeigt auch eine neue Studie, an welcher der ETH-Professor Manfred Schedlowski (1) beteiligt war. Kaum wurden in der Versuchsanordnung die Blackjack-Karten ausgelegt, schnellte der Puls sämtlicher Studienteilnehmer in die Höhe. Das Hauptinteresse der Forscher galt aber nicht dem heftig pochenden Zentralorgan, sondern der neurophysiologischen Grundlage des menschlichen Spielverhaltens. Bereits frühere Studien liessen vermuten, dass pathologisches Spielverhalten durch Veränderungen neuroendokriner Mechanismen, das heisst Veränderungen in der Produktion bestimmter Hormone, welche von der Hirnanhangsdrüse reguliert werden, hervorgerufen wird.

Insgesamt nahmen 29 Männer an der Studie, die in der Fachzeitschrift „Psychoneuroendocrinology“ erschien, teil. 15 Teilnehmer wurden als „unproblematische“ Spieler eingestuft. Den andern 14 hingegen wurde aufgrund der Auswertung ihres Spielverhaltens in den Monaten vor Studienbeginn, ein Hang zur Spielsucht attestiert: Sie galten im Versuch als „problematische“ Spieler. Beide Gruppen durften ihr Glück beim Blackjack herausfordern: Einmal im Labor, wo man um Punkte spielte, ein zweites Mal im Casino, wo um das eigene Geld gespielt wurde. Während des Spiels durften die Teilnehmer einer weiteren Sucht frönen: Rauchen war erlaubt. In beiden Versuchsanordnungen wurde die Herzfrequenz der Spieler vor, während und nach dem Spiel gemessen. Den Teilnehmern wurde zu den gleichen Zeitpunkten auch Blut abgenommen.

Ganzer Körpereinsatz

Den Forschenden gelang es die früheren Resultate zu bestätigen: Vor allem im Casino waren die Werte des Hormons Cortisol bei den „problematischen“ Spielern während des Spiels stark erhöht.


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Laut Studie kurbelt bereits der Anblick eines Blackjack - Tisches die Hormonproduktion bei Spielsüchtigen an. gross

Bereits vor dem Spiel wiesen diese Probanden jedoch, nebst einer schnelleren Herzfrequenz, auch eine erhöhte Konzentration der so genannten Katecholamin–Botenstoffe im Blut auf. Gemäss den Forschern zeigt die starke Produktion dieser Botenstoffe, dass der Körper der „problematischen“ Spieler bereits frühzeitig in Erregung auf das bevorstehende Glücksspiel sei. Dieselben Botenstoffe - Adrenalin, Dopamin und Noradrenalin - waren auch bei den „unproblematischen“ Spielern leicht erhöht. Während sie bei diesen nach dem Spiel jedoch rasch absanken, blieben sie bei den „problematischen“ Spielern weiterhin hoch. Ausserdem berichteten Versuchsteilnehmer mit hohen Noradrenalin–Werten, dass sie während des Spiels eine Art Rausch empfunden hätten.

Das Forscherteam fand somit Indizien, dass nicht nur die Produktion des Hormons Cortisol, sondern auch Botenstoffe wie Noradrenalin und Dopamin, welche bereits im Zusammenhang mit Depressionen beschrieben worden, ihren Teil zum Suchtverhalten im Glücksspiel beitragen.


Fussnoten:
(1) Homepage Manfred Schedlowski: www.gess.ethz.ch/people/smanfred/index
(2) Meyer Gerhard et al.: Neuroendocrine response to casino gambling in problem gamblers. 2004, Psychoneuroendocrinology (29), 1272-1280



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