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Rubrik: Science Life

Pollenbedarf von Wildbienen
Fleiss schlecht belohnt

Published: 18.10.2006 06:00
Modified: 24.10.2006 13:54
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(per (mailto:peter.rueegg@cc.ethz.ch) ) Reden Insektenkundler von Wildbienen, denken viele Leute an Honigbienen. Dabei gibt es in der Schweiz immerhin 600 Bienenarten, die meist nicht auffallen, weil sie klein und unscheinbar sind und keine Staaten bilden. Dennoch sind diese Wildbienen wichtige Bestäuber von vielen Pflanzenarten.

Mittlerweile sind jedoch etliche Bienenarten stark bedroht. Offenbar fehlt es ihnen in der ausgeräumten und intensiv genutzten Landschaft an einem ausreichenden Angebot an Blüten. Das zeigt eine Studie von ETH-Forschern der Gruppe Angewandte Entomologie (Institut für Pflanzenwissenschaften) um Andreas Müller. (1) Mit ihrer Untersuchung weisen die Forscher nach, wie viele Blüten 41 seltene oder bedrohte Wildbienenarten brauchen, um eine einzige Larve aufzuziehen. Bei sechs Arten verglichen sie den Pollengehalt von Brutzellen direkt mit dem Gehalt in den Blüten der entsprechenden Nahrungspflanzen. Für die restlichen Arten haben die Wissenschaftler ein Modell verwendet, mit dem sie den Pollenbedarf ausrechnen konnten – dies unter der Annahme, dass die Bienen sämtlichen Pollen einer Blüte ausschöpfen können.

Mehr als 1100 Blütenbesuche nötig

Über den hohen Pollenverbrauch waren die Forscher überrascht. Die Mörtelbiene Megachile parietina ist eine Grossverbraucherin und muss mindestens 1'100 Blüten ihrer Nahrungspflanze, der Saat-Esparsette, besuchen, um eine einzige Brutzelle mit Nahrung versorgen zu können. 85 Prozent der untersuchten Arten brauchten mindestens 30 Blüten. Etwas bequemer hat es die kleine Scherenbiene Chelostoma campanularum, der sieben Blüten der Rundblättrigen Glockenblume reichen.

Selbst diese Werte liegen unter dem eigentlichen Existenzminimum. Felduntersuchungen deckten auf, dass einer einzelnen Biene nicht wie im Modell angenommen der ganze Pollen einer Blüte, sondern nur rund zwei Fünftel zur Verfügung stehen. Die Forscher rechnen deshalb damit, dass es unter Berücksichtigung der Konkurrenz um den Blütenpollen rund zweieinhalb Mal mehr Blüten braucht, um eine Brutzelle mit Nahrung zu versorgen. Im Fall der Mörtelbiene also 2'700. Und weil ein Weibchen in einem Jahr 10 bis 30 Brutzellen anlegen kann, muss das Blütenangebot entsprechend viel grösser sein, um eine Population von Wildbienen zu versorgen.

Kein blühendes Land mehr

„Dieser grosse Pollenbedarf der Wildbienen ist wahrscheinlich mitverantwortlich für den dramatischen Rückgang zahlreicher Arten“, sagt Andreas Müller. Die intensive Landwirtschaft habe vielerorts artenreiche Wiesen und Krautsäume verdrängt. Die Pflanzenvielfalt nahm dadurch stark ab. Damit fehlt aber den Wildbienen, die sich teilweise auf eine oder wenige Nahrungspflanzen spezialisiert haben, die Nahrungsgrundlage.

Eine Mörtelbiene holt aus der Blüte eines Tragants den Pollen, um damit ihre Brut zu versorgen. (Bild: A. Krebs)

Footnotes:
(1 Müller A. et al. (2006). Quantitative pollen requirements of solitary bees: implications for bee conservation and the evolution of bee-flower relationships. Biological Conservation 130, 604-615.


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