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Rubrik: Science Life
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Publiziert: 28.11.2006 06:00

ETH-Symposium "Urban Reports"
In Zukunft die Stadt

Von Industrie zu Dienstleistung und Wissen: Die Städte Europas wandeln sich im Zug der Globalisierung rasant. Von den Möglichkeiten und Grenzen, Bestehendes umzubauen und anzupassen, handelte das Symposium „Urban Reports“ an der ETH Zürich.

Peter Rüegg

Bilbao hat einen schmerzhaften Prozess hinter sich. Einst war die baskische Stadt am Atlantik ein wichtiger Warenumschlagplatz. Hafenanlagen und die Schwerindustrie prägten das Stadtbild und schufen Arbeitsplätze. Doch Anfang 80er Jahre zog die Krise der Industrie die Stadt Bilbao an den Abgrund. Die Leute hatten keine Arbeit mehr, die Infrastruktur war ruiniert. Der Fluss Nervión, Lebensnerv Bilbaos, war tot; kein Fisch schwamm mehr im Wasser, das von einem Tag auf den anderen seine Farbe von giftgrün auf lila wechseln konnte.

Wende nach Programm

Die Wende wurde 1992 mit dem Programm Bilbao Rìa 2000 eingeleitet. Der Fluss wurde saniert, die Stadt umgestaltet und mit neuer Infrastruktur ausgestattet, wie Juan Alayo Azcárate, Direktor der Entwicklungsplanung von „Bilbao Ria 2000“, am Symposium „Urban Reports“ vergangene Woche an der ETH Zürich berichtete. Es entstanden neue Spazierwege entlang des Wassers, neue Parks und öffentliche Plätze, ein neuer Flughafen, neue Brücken wie etwa Calatravas Zubuzuri und Museen, darunter das weltbekannte Guggenheim-Museum. Hunderte von Millionen Euro kostete der Ausbau des öffentlichen Verkehrs, so dass Bilbao nun über Metro und Strassenbahn verfügt. Am Ende ist diese rasante Entwicklung damit noch nicht: „Wir brauchen weitere sieben Jahre“, sagte Alayo Azcárate.

Kein Einzelfall

Bilbao ist eines der sechs Beispiele für die Entwicklung von europäischen Städten, die im Rahmen des Symposiums „Urban Reports“ verhandelt wurden. (1) Organisiert wurde die Tagung vom ETH-Institut für Städtebau. Städteplaner und Architekten aus Amsterdam, Dublin, Zagreb, Kopenhagen und Zürich zeigten auf, wie sich ihre jeweiligen Städte wandeln und wandeln müssen, um in der globalisierten Welt bestehen zu können.

Eines zeigte die Tagung deutlich: Die Herausforderung an die Städteplanung ist immens. Heutige Städte müssen einerseits ihre Position im globalen Wettbewerb finden, andererseits müssen sie wirtschaftliche, ökologische und soziale Probleme auf lokaler Ebene meistern. Viele Orte müssen den Übergang von einer Industrie- zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft meistern.


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Bilbao hat in den letzten Jahren sein Stadtbild mit architektonischen Glanzpunkten aufgewertet - im Bild die Brücke Campo Volantin von Stararchitekt Santiago Calatrava. (Bild: www.wikipedia.org) gross

Dazu kommt es zu sozialen und demographischen Problemen, verursacht durch eine ausgeprägte Individualisierung und komplettem Auseinanderleben von verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Die Städteplanung kann sich zudem nicht nur auf einer Kerngebiet der Stadt beschränken, denn längst haben sich über die Stadtgrenzen hinaus neue Beziehungen ergeben, so dass bisweilen selbst nationale oder historisch gewachsene Grenzen überschritten werden müssen.

Zürich auf gutem Weg

Zürich ist im Ensemble der europäischen Metropolen keine Ausnahme. Auch hier vollzieht sich der Wandel von der Industriestadt hin zur Wissens- und Dienstleistungsmetropole. Die grossen Industrieareale in Zürich West und Zürich Nord, die neue Überbauung „Stadtraum HB“ beim Hauptbahnhof, nicht zuletzt das ETH-Projekt Science City, die Aufwertung von Schwamendingen: Alles Vorhaben, die die Stadt stärken und die zu einer besonderen Identität beitragen sollen, wie Franz Eberhard, Direktor des Amts für Städtebau der Stadt Zürich aufzeigte. Meilenstein in der Umnutzung von Bestehendem sind für ihn die alte Löwenbräu-Brauerei, die geplanten Maag-Türme und das neue Kongresszentrum am See. „Zürich soll eine europäische Finanzmetropole sowie ein Ort der Wissensökonomie sein“, umriss Eberhard die Vision seines Amtes.

Dass Zürich keine schlechten Karten hat, um im globalen Spiel mitzuhalten, betonte Architekt Christian Sumi: „Die urbane Qualität hängt nicht ab von der Zahl von Wolkenkratzern.“ Die Kleinräumigkeit, Dichte und Schnelligkeit Zürichs sei ein Vorteil dieser Stadt. Zürichs Kultur sei nach wie vor von einer protestantischen Mentalität gefärbt. Keine Blender sind die Zürcherinnen und Zürcher, man sehe, was man sehe, sagte Sumi. „Für Zürich ist das entscheidend.“


Fussnoten:
(1) Mehr Tagungs-Infos mit Liste der Referentinnen und Referenten: http://urbandesign.ethz.ch/twiki/bin/view/Urbandesign/UrbanReports



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