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Rubrik: Science Life |
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ETH-Wissenschafter: dem Zink auf der Spur Unedel |
Modernes Leben ist ohne Zink undenkbar, schreibt die International Zinc Association. Das Metall wird vielfältig und in grossen Mengen eingesetzt. Doch was passiert, wenn es in zu hohen Konzentrationen in die Umwelt gelangt? Wissenschafter des ETH-Institutes für Terrestrische Ökologie untersuchen das Verhalten des Metalls in Böden. Von Michael Breu Bläulich-grau ist es, unedel, wenig beständig und alles andere als hart: Das Übergangsmetall Zink besticht nicht durch Besonderheiten. Nicht einmal durch sein Vorkommen; mit 0,007 Prozent Anteil in der Erdkruste ist es so selten wie Nickel. Und trotzdem ist Zink ein Metall von grosser Bedeutung: „Modernes Leben ist ohne Zink undenkbar“, findet die International Zinc Association mit Hauptsitz in Brüssel (1). Rund sieben Millionen Tonnen werden aus Zinkblende oder Zinkspat herausgelöst und aufbereitet. Die Mineralien – vorwiegend Zinksulfid und Zinkcarbonat – werden in den Vereinigten Staaten, den GUS-Ländern, Kanada und China gewonnen, sowie in Frankreich, Belgien und Polen. Verwendet wird Zink als Korrosionsschutz, zusammen mit Kupfer als Legierungsmetall Messing, in der Zink-Kohle-Batterie oder in Form des Oxids in Kosmetika. „Zink ist ausserdem ein essentielles Element, das unentbehrlich für die Gesundheit des Menschen und aller lebenden Organismen ist“, schreibt die International Zinc Association auf ihrer Homepage; der Tagesbedarf eines Erwachsenen liegt bei 15 Milligramm.
Zwar ist in den meisten Regionen der Welt eher Zinkmangel ein Problem, hielt die Weltgesundheitsorganisation im Rahmen des Internationalen Programmes für chemische Sicherheit kürzlich fest. Dennoch muss der Fokus auch auf das Zuviel gelegt werden. Hohe Zink-Konzentrationen im Boden wurden in der Schweiz bereits an mehreren Orten gemessen – vor allem dort, wo Metalle verarbeitet wurden und werden. Auch in anderen Ländern gibt es Böden, die mit Zink und anderen Schwermetallen stark belastet sind. In zu hohen Konzentrationen kann Zink toxisch für Pflanzen oder Bodenorganismen sein und die Bodenfruchtbarkeit beeinträchtigen.
Doch was passiert langfristig mit dem Zink im Boden? Wird es langsam in neu gebildete Mineralien eingebaut? Wird es in den Untergrund ausgewaschen? Oder wird es vermehrt von Pflanzen aufgenommen? Solche Fragen stellen sich Forscher des ETH-Institutes für Terrestrische Ökologie (2). Das Team um den Bodenchemiker Ruben Kretzschmar untersucht das Verhalten von Schwermetallen in Böden. Neben Nickel, Kobalt, Kadmium, Blei, Antimon und Arsen interessieren sich die Wissenschafter auch für Zink; erst kürzlich haben sie über ihre Arbeiten im Fachmagazin „Environmental Science & Technology“ berichtet (3). „Wir versuchen herauszufinden, ob und unter welchen Bedingungen Zink in neue Bodenmineralien eingebaut und dadurch immobilisiert wird“, sagt Ruben Kretzschmar. Um dies herauszufinden, kombinieren die Schlieremer Forscher Labor- und Feldexperimente mit spektroskopischen Untersuchungen an Bodenproben. Doch zuerst müssen die Proben gesammelt werden. An einem mehrjährigen Feldversuch der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), in dem das Verhalten von Schwermetallen im System Boden-Mikroorganismen-Pflanze untersucht wird, beteiligen sich auch die ETH-Wissenschafter aus Schlieren.
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In diesem Modell-Ökosystem untersuchen die Forscher, wie das Zink aus dem Filterstaub eines Buntmetallwerkes, mit dem der Boden verschmutzt wurde, während drei Jahren in bodeneigene Bindungsformen überführt wird. In Laborexperimenten haben die Forscher bereits gezeigt, dass Zink zusammen mit Aluminium im Boden neue Mineralien bilden kann (3). Ob und wie schnell sich neue, zinkhaltige Mineralien auch unter Feldbedingungen bilden, ist sich Ruben Kretzschmar jedoch nicht sicher. Aber es gibt erste Hinweise: Nach sieben Monaten konnten die Oberassistenten Andreas Voegelin und Andreas Scheinost sowie die Doktorandin Sabina Pfister auch im Feldboden neue Mineralien identifizieren, die denen aus dem Laborexperiment sehr ähnlich sind. Die Konsequenz für die Ökologie: Zink wird in dieser Form weniger leicht ausgewaschen oder von Pflanzen aufgenommen. Die Arbeiten der ETH-Forscher sind deshalb auch ein wichtiger Beitrag zur Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Ökologie.
Nun wollen Ruben Kretzschmar und sein Oberassistent Andreas Voegelin im Rahmen eines durch den Schweizerischen Nationalfonds geförderten Projektes die Bodenchemie unter alten Hochspannungsleitungen untersuchen. Die Träger von Hochspannungsleitungen werden verzinkt um sie vor Korrosion zu schützen. Heute weisen die Böden unter alten Hochspannungsmasten sehr stark erhöhte Gehalte an Zink und Cadmium auf. „Eine alte Hochspannungsleitung“, sagt Ruben Kretzschmar, „ist daher für uns ein ideales Feldexperiment, an dem wir das Langzeitverhalten von Zink und Cadmium in verschiedenen Böden quer durch die Schweiz studieren können.“
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