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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
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Publiziert: 10.10.2006 06:00

Studienwoche für Maturandinnen und Maturanden
Solarkletterer begeistert Nachwuchs

Angehende Maturandinnen und Maturanden haben in einer Studienwoche an der ETH die Vision eines Weltraumlifts verwirklicht – als Modell im Labor. Ziel: zukünftige Studierende für ein ETH-Studium zu motivieren.

Peter Rüegg

Die Szenerie wirkt futuristisch, beinahe skurril: Hochleistungslabor der Elektrotechnik, Wände und Decken sind mit Metallplatten verschalt. Um einen blendend hellen, 2500 Watt Xenon-Schweinwerfer herum stehen junge Leute mit schwarzen Brillen. Einer hält eine Fernsteuerung in der Hand. Über ihnen schwebt an zwei Kabeln eine Photovoltaik-Platte, die, angetrieben von einem Motörchen, höher steigt und nach fünf Metern gestoppt wird. „10,65 Sekunden. Wir sind immer noch schneller“, kommentiert trocken ein junger Mann, der die Zeit für den Aufstieg des „Solar Climber“ der anderen Gruppe mitmisst. Als müsste er kontrollieren, ob die Messungen der Konkurrenz stimmen. Denn die misst 10,2 Sekunden.

ETH-Luft schnuppern

Was futuristisch anmutet, ist vielleicht tatsächlich die Zukunft der ETH. 19 Maturandinnen und Maturanden aus der ganzen Schweiz schnupperten vergangene Woche im Rahmen einer Studienwoche fünf Tage lang im Departement Informationstechnologie und Elektrotechnik (D-ITET) ETH-Luft. Organisiert werden diese Studienwochen von ETH Tools. Ziel ist es, angehenden Studierenden Möglichkeiten zu bieten, verschiedene Fachrichtungen und die ETH vertieft kennen zu lernen. Neben dem D-ITET haben dieses Jahr auch die Departements D-AGRL, D-INK und D-BAUG insgesamt fünf Studienwochen angeboten, an denen total 90 Schülerinnen und Schüler teilgenommen haben. Die Studienwochen bestehen in dieser Form seit 2003, letztes Jahr fielen sie aufgrund der Jubiläumsfeiern aus.

"Extremer Crash-Kurs"

Für die Studienwoche des D-ITET ist Mathis Trant eigens aus Genf angereist, wo er die Deutsche Schule besucht. Der 18-jährige lobt das Projekt: „ Es ist interessant, weil es nicht nur theoretisch durchgespielt wird.“ Später will der gebürtige Deutsche allerdings eher Physik studieren, „vielleicht an der ETH“, obwohl er von sich sagt, dass er gerne mit Elektronik bastelt. „Auf jeden Fall ist es gut, dies hier zu sehen“.

Rahel Gasser, 19, Kantischülerin in Zofingen, hat ebenfalls die Gelegenheit beim Schopf gepackt, um einen vertieften Einblick in die ETH zu erhalten. „Der Infotag reicht dazu einfach nicht“, sagt sie. Unter den 19 Teilnehmenden sind acht junge Frauen. Später im Elektrotechnikstudium, sinkt dieser Anteil allerdings auf unter 10 Prozent. Ob sie diese Richtung einschlagen wird, weiss sie noch nicht. „Ich kann mir auch vorstellen, Maschinenbau zu studieren“, sagt sie, „aber an die ETH will ich sowieso.“

Das Solar Climber-Projekt ist auch für Elke Spindler, eine 18-jährige Kantischülerin aus Chur, eine Herausforderung. Sie habe keine Vorkenntnisse für diese Studienwoche gehabt. „Das ist ein extremer Crash-Kurs, aber ich habe begriffen, worum es geht“, sagt sie nicht ohne Stolz.


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Der Walliser Gymnasiast Philipp Baumli lässt den Solar Climber steigen. gross

Kurs auf hohem Niveau

Projektkoordinator Thomas Friedli, Doktorand am Power Electronic Systems Laboratory bei Professor Johann W. Kolar, ist sich bewusst, dass das Projekt „Solar Climber“ anspruchsvoll ist. Ein ähnliches Projekt wird auch in den unteren Semestern des Elektrotechnik-Studiums im Rahmen der PPS Veranstaltungen angeboten. „Das braucht dementsprechend viel und gute Betreuung“, sagt er.

Jeder der vier Schüler-Gruppen steht ein Betreuer zur Seite, der die Teilnehmer individuell unterstützen kann. Finanziell wurde dieses Projekt vom Fonds Filep unterstützt. Es gehe darum, einen Entwicklungszyklus nachzuvollziehen, wie er in der Industrie vorkomme. Die ganze Studienwoche sei diesem Projektgedanken entsprungen.

NASA-Idee nachvollzogen

Die Teilnehmenden haben Theorielektionen erhalten, Simulationen am Computer durchgeführt, schliesslich das Gerät gebaut und im Labor getestet, ehe es am vergangenen Freitag an der Abschluss-Veranstaltung im Hauptgebäude der ETH vorgeführt wurde. Das Projekt Solar Climber sei deshalb geeignet, weil es verschiedene Ingenieur-Aspekte in sich vereine, betont Friedli. "Einerseits geht es um das Prinzip, wie Sonnenlicht in elektrische Energie umgewandelt wird, andererseits braucht es Leistungselektronik, um die Antriebsmotoren mit elektrischer Energie zu versorgen."

Die Idee für den Solar Climber ist einem Projekt der NASA nachempfunden. Der Solarlift der NASA soll dereinst Transporte ins All ohne Rakete ermöglichen. An 35’000 Kilometer langen Kabeln, die im All geostationär an einem Gegengewicht gehalten werden, steigt ein Lift auf, angetrieben von einem gigantischen Laser, der auf Photovoltaik-Elemente strahlt. Dieser Aufzug soll unter anderem Bauteile für Raumstationen transportieren. Weil aber konventionelle Stahlkabel viel zu schwer wären, möchte die NASA Kabel aus Carbon Nanotubes herstellen lassen.

Von der Vision an die ETH?

So hoch hinaus geht es an diesem Nachmittag nicht. Die Schülerinnen und Schüler optimieren im Kursraum des ETZ die Hardware, um den Solar Climber für den Wettbewerb an der Schlussveranstaltung am Freitag schneller zu machen. Mit Science Fiction hat dies (noch) nichts zu tun, eher mit viel Denkarbeit und bodenständigem Handwerk. Aber vielleicht hat der Traum vom Weltraum-Lift dazu gedient, ein paar Studierende mehr an die ETH zu bringen.


Literaturhinweise:
Informationen über ETH Tools: www.ethtools.ethz.ch



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