ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Surprise
Print-Version Drucken
Publiziert: 22.08.2005 06:00

Das neue Buch „Einstein on the Beach“
Phänomenaler Einstein

Die Wirkung von Albert Einstein ging und geht weit über sein Fachgebiet hinaus. Ein neues Buch, herausgeben von ETH-Professor Michael Hagner, befasst sich nun damit, wie der Physiker zur Ikone wurde. ETH Life verlost ein Exemplar von „Einstein on the Beach“.

Von Christoph Meier

Einstein in der Architektur, Einstein in einer dadaistischen Collage oder Einsteins Rezeption in der Philosophie. Viel Einstein bietet das neue, lesenswerte Buch „Einstein on the Beach“ (1), doch keine Physik. Denn die neue Publikation soll gemäss dem Herausgeber Michael Hagner, ETH-Professor für Wissenschaftsforschung, nicht einen Beitrag zur Bedeutung der physikalischen Theorien Albert Einsteins liefern. Vielmehr wirft sie ein Licht darauf, wie es zum Phänomen „Einstein“ gekommen ist und wie seine Ikonisierung vonstatten ging. Das Buch umfasst 13 Aufsätze verschiedener Autoren, von denen fünf an der ETH arbeiten.

Traumpaar: Einstein-Monroe

In ihrem Beitrag beschäftigt sich beispielsweise die ETH-Wissenschaftsforscherin Barbara Orland damit, wie die beiden Kultpersonen Albert Einstein und Marilyn Monroe, die sich wahrscheinlich nie direkt begegnet sind, vor allem durch die Pop-Kultur zusammengeführt wurden, um die Wirkung noch zu verstärken. Diese Verbindung schien auch im engeren Familienkreis Spuren zu hinterlassen. So spekulierte die Adoptivtochter von Einsteins Sohn noch im Jahre 2000 darüber, die illegitime Tochter einer Affäre zwischen ihrem Grossvater und Mariliyn Monroe zu sein.

Gemeinsame Auftritte von Einstein und Monroe liessen sich auch einige Filmregisseure einfallen. „Insignificance“ spielt damit, das Symbol der Schönheit auf das Symbol der Klugheit prallen zu lassen, wobei es im Film vor allem um die Suche von Monroe nach Anerkennung und weniger um Einstein als Genie geht. Obwohl aus dem Aufsatz von Michaela Krützen klar wird, dass Einstein nur beschränkt Eingang in die Filmgeschichte fand, ist doch bemerkenswert, dass Einstein teilweise den „mad scientist“ verkörpert aber nie den „bad scientist“. Dies obwohl Wissenschaftler am stärksten im Genre der Horrorfilme vertreten sind.

Verloren in Architektur und im Hirn

Wenig einflussreich, aber eben doch nicht spurlos ist Albert Einstein in der Architektur. Nach dem Bau des Einsteinturms in Potsdam, so die Diagnose von Philip Ursprung, ETH-Professor für Geschichte der Gegenwartskunst, ist Einstein nur noch für den Architekten und Erfinder Richard Buckminster Fuller eine wichtige Referenz. Ein möglicher Grund für die Absenz Einsteins in der zeitgenössischen Architektur könnte sein, dass dessen Arbeit zu wenig bildhaft vermittelt wurde.

Nicht ganz verschwunden ist dagegen ist das Interesse an Einsteins Hirn. Eine gewisse Mitverantwortung daran trägt gemäss Michael Hagner das Wissenschaftsmagazin „Science“. Durch Kommentare trug die Zeitschrift dazu bei, dass gegen Ende des letzten Jahrhunderts wieder Versuche unternommen wurden, die Besonderheit von Einstein mittels Hirnanatomie festzumachen. Das gipfelte in einer Publikation der Neurowissenschaftlerin Sandra Witelson, welche die Einzigartigkeit des Einsteinschen Gehirns in einer signifikanten Verbreiterung des unteren Parietallappens zu erkennen glaubte. Die Forscherin stütze sich dabei auf alte Fotografien und anscheinend auch auf das Gehirn selbst, obwohl dieses bereits bald nach Einsteins Tod durch den Pathologen Thomas Harvey in 240 Würfelchen zerschnitten worden war.


weitermehr

Befasst sich mit dem Phänomen Einstein, das neue Buch "Einstein on the Beach", herausgegeben von ETH-Professor Michael Hagner.

Von Gedankenexperimenten bis zur Politik

Ein seltsames Verhalten in Bezug auf Einstein legten aber nicht nur einige Neurowissenschaftler an den Tag. In der philosophischen Rezeption kam es immer wieder zu falschen Verknüpfungen von Relativitätstheorie und Relativismus. Bedeutsamer für die Philosophie als diese triviale Verwechslung ist aber, wie ETH-Professor Michael Hampe, unter dem Titel „Alles ist relativ“ darlegt, die erkenntnistheoretische Position Einsteins. So trat der Physiker der Auffassung entgegen, dass sich Grundbegriffe und Grundgesetze aus der Erfahrung ableiten lassen. Insofern widersprach er Newton und den philosophischen Empiristen. Einstein selbst legte gerade mit seinem Werk dar, wie wichtig das Gedankenexperiment für neue Erkenntnisse ist.

In „Einstein on the Beach“ – der Titel stammt übrigens von einer Oper von Philip Glass und Robert Wilson, die lockere Assoziationen zu Einstein enthält – führt Hampe Einsteins Einfluss auf die Philosophie noch weiter aus. Zudem entdeckt man in weiteren Beiträgen einerseits komische Details; beispielsweise schenkt die zweite Frau Elsa dem Genie eine Bürste. Andererseits erfährt der Leser aber auch von der Tragik, dass es der Nazi-Propaganda gelang, den Juden Einstein bei vielen Juden in Deutschland in Misskredit zu bringen.

Wer weitere Facetten des Phänomens Einsteins kennen lernen will, der kann bei „ETH Life“ ein Exemplar von „Einstein on the Beach“ gewinnen. Dafür muss er bis Ende September folgende Frage richtig beantworten.

An welcher Adresse in Bern soll Albert Einstein die spezielle Relativitätstheorie ausgearbeitet haben?


Wettbewerbsfrage

Wo arbeitete Albert Einstein an der speziellen Relativitätstheorie?

Antwort: 
Ihr Name: 
Ihre Tel.nr.: 
Ihre E-Mail: 

Die Gewinnerin oder der Gewinner werden anfangs Oktober benachrichtigt.

 

Fussnoten:
(1) Einstein on the Beach, Der Physiker als Phänomen. Herausgeber: Michael Hagner. ISBN 3-596-16515-6, Fischer Taschenbuch Verlag.



Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!