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Rubrik: Surprise
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Publiziert: 22.09.2005 06:00

"The Giant Buddhas" neu im Kino
"Alles ändert. Nichts bleibt"

Ab heute läuft der neue Film des Schweizer Regisseurs Christian Frei, „The Giant Buddhas“, im Kino – ein berührender Film über das Schicksal der gesprengten Buddhastatuen im Bamiyan-Tal in Afghanistan und über Menschen, in deren Leben die Statuen heute und damals eine wichtige Rolle spielen.

Ursina Wirz

"Alles ändert. Nichts bleibt." Ein Zitat von Buddha, das für diese Geschichte treffender nicht sein könnte. Im Februar 2001 hatte das über 1'500 jährige Bestehen der weltgrössten Buddha-Statuen im Bamiyan-Tal in Afghanistan ein Ende. Die Taliban-Führung erliess ein Edikt, wonach alle figürlichen religiösen Darstellungen zerstört werden sollen - Taliban-Sprengstoffexperten sprengten die Statuen kurz darauf. Die Empörung im Rest der Welt war gross. „Die Taliban wollten mit dieser Aktion der Welt ins Gesicht spucken“, wie es Taysir Alony, Journalist bei „Al Jazeera“ und Akteur im Film „The Giant Buddhas“, bildlich ausdrückt.

Auf der Seidenstrasse zu den Buddhas

Das Drama um die Buddhas in Bamyian ist der Ausgangspunkt dieses Dokumentarfilms. Im Zentrum stehen jedoch Menschen - Menschen, die heute und damals mit den Statuen in Verbindung standen. Zum einen ist da die Reise des chinesischen Mönchs Xuanzang, der sich vor 2'600 Jahren verbotenerweise entschied, sein Kloster zu verlassen und sich auf eine Reise auf die Seidenstrasse begab, um in Indien die Wahrheit über den Buddhismus zu erfahren. Der minutiöse Reisebericht des Pilgerers erzählt von Schneestürmen, von Räubern und Dämonen und von den Buddha-Statuen in Bamyian, die an der Seidenstrasse gelegen sind und deren Schönheit ihm wahrscheinlich nach den schweren Strapazen seiner Reise den Atem verschlagen hat. Die Aufzeichnungen des Mönchs sind akribisch genau. Basierend auf diesen Aufzeichnungen wagen es Archäologen darum zu vermuten, es gäbe noch einen dritten, liegenden Buddha – mit 300 Metern Länge die grösste Buddha-Statue der Welt. Christian Frei zeichnet ein berührendes Bild des Archäologen, dessen Lebensaufgabe der Fund dieser Buddha-Statue zu sein scheint. Tränen kullern, als dieser über die Zerstörung der Buddhas in den Felsnischen durch die Taliban spricht.

Briefe des Vaters

Auch traurig über den Verlust der Statuen ist Nelofer Pazira. Sie wohnt in Kanada, ist Schriftstellerin und Journalistin und Tochter afghanischer Eltern. Die Erlebnisse ihres Vaters, der die Buddha-Statuen mit Schulfreunden besuchte, faszinieren sie. Die Geschichte des Films wird durch die Briefe des Vaters an seine Tochter erzählt. Christian Frei und sein Kameramann besuchen verschiedene Stationen des weitgereisten Afghanen, um mehr über die Statuen zu erfahren. Diese Reise führt sie auch nach China in ein Buddha-Disneyland und in die Al-Jazeera Redaktion zum berühmten Journalisten Taysir Alony, der sich unter die Taliban schlich, um die Explosion der Statuen zu filmen.

ETH-Beteiligung

Nach der Demokratisierung Afghanistans und dem Untergang der Taliban-Regierung mehren sich nun Stimmen, die den Wiederaufbau der Buddha-Statuen fordern. Vielleicht geschieht dies in Zusammenarbeit mit der ETH.


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"Alles ändert. Nichts bleibt." (Buddha) Die Sprengung der Buddha-Statuen in Bamyian. (Bild: Christian Frei Filmproduktionen) gross

ETH-Professor Armin Grün reiste nach Afghanistan. Auch diese Reise wird in „The Giant Buddhas“ dokumentiert. Mit Hilfe von Fotogrammetrie wurden 3D-Computermodelle der Buddhas angefertigt, die als Grundlage dienen sollen für einen physischen Wiederaufbau (1). Dies vor allem um dem Tourismus und der kulturellen Identität zu helfen, die durch den Krieg geschwächt wurde. Ein prominenter Befürworter des Wiederaufbaus ist der ehemalige König von Afghanistan Mohammed Sahir Schah. Christian Frei setzt sich mit dem Wiederaufbau in seinem Film aber eher kritisch auseinander.

Ein weiteres Meisterwerk

Der Film ist sonst jedoch fast frei von Wertungen: „Die Gelassenheit, mit der ich vom fanatischen Bildersturm der Taliban erzähle, ist denn auch meine politische Botschaft“, so der Regisseur Christian Frei. Er lässt Bilder und Akteure sprechen und spricht sogar im Off-Text durch Aufzeichnungen eines Mönchs oder Briefe eines Afghanen. Diese verschiedenen Erzählperspektiven erzeugen zudem Spannung und ziehen den Zuschauer in den Bann. Gekoppelt mit atemberaubenden Naturbildern, historischen Informationen und einer Prise Humor, die durch Bilder spricht, hat der Schweizer Christian Frei nach seinem Oskar nominierten Film „War Photographer“ ein weiteres Meisterwerk geschaffen.


Fussnoten:
(1) Mehr dazu in den folgenden "ETH Life" - Berichten: www.ethlife.ethz.ch/articles/CulturalHeritage.html



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