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Rubrik: Surprise

Ein Deutsches Requiem
Hohelied des Trostes

Published: 27.01.2006 06:01
Modified: 27.01.2006 10:10
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(cm (mailto:christoph.meier@sl.ethz.ch) ) "Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet" – Diese Zeile ist charakteristisch für das Deutsche Requiem von Johannes Brahms (1833 – 1897). Die bekannte Totenmesse, die von einem Biografen des Komponisten auch als „Hohelied des Trostes“ bezeichnet wurde, führt nun zum Semesterabschluss das Akademische Orchester zusammen mit dem Akademischen Chor unter Leitung von Johannes Schlaefli auf. ETH Life verlost für die Aufführung in der Tonhalle Zürich vom 13. Februar Freikarten.

Mit seinem Requiem komponierte Johannes Brahms sein erstes abendfüllendes Werk. Erste Skizzen zu einer Trauermusik entstanden vielleicht bereits in den späten 50er Jahren des 19. Jahrhunderts. Texte und Tonartenkonzepte zu einer „Trauerkantate“ (heute: Sätze I und II) notierte der Komponist im Jahr 1861. Es gibt keine Hinweise dafür, dass sich Brahms in den folgenden Jahren weiter mit dem Werk beschäftigt hätte. Vermutlich war der Tod seiner Mutter im Februar 1865 mitverantwortlich dafür, dass er die Arbeit an der Komposition, die er ab diesem Zeitpunkt bereits „Requiem“ nannte, wieder aufnahm. Die Hauptarbeit am Werk fand in den Jahren 1865 und 1866 statt, unter anderem während Brahms’ Aufenthalt in Winterthur und in Fluntern am Zürichberg.

Die Sätze I-III erklangen erstmals im Dezember 1867 in Wien, das beinahe komplette Werk (ohne den V. Satz) wurde am Karfreitag 1868 unter der Leitung des Komponisten in Bremen uraufgeführt. Im Mai 1868 komponierte Brahms eine letzte Erweiterung des Requiems und fügte sie als V. Satz in die Komposition ein, nachdem sie in einer „Probeaufführung“ im September 1868 begutachtet worden war - im alten Musiksaal beim Fraumünster in Zürich, mit Chor und Orchester der Tonhallegesellschaft. Am 18. Februar 1869, dreizehn Jahre nach Schumanns Tod, fand in Leipzig unter Carl Reinecke schliesslich die viel beachtete Uraufführung der siebensätzigen Endfassung des Requiems statt.

„Ein Deutsches Requiem“ begründete Brahms’ internationalen Ruhm als Komponist. Das Werk selber hat sich in unzähligen Aufführungen rasch einen sicheren Platz auf den Kirchen- und Konzertbühnen der Welt erobert und bis heute gehalten.

Ein „menschliches“ Requiem

Trotz seines Titels lässt sich „Ein Deutsches Requiem“ von Johannes Brahms nicht in die Gattung des Requiems einordnen: Der protestantische Brahms vertonte nicht den lateinischen Messetext, sondern Bibelausschnitte in deutscher Sprache. Das Werk ist nicht als Fürbitte für den Frieden der Toten, sondern als Trostmusik für die Hinterbliebenen gedacht. Das in der lateinischen Totenmesse zentrale jüngste Gericht wird bei Brahms nur kurz angedeutet, die Erlösung durch Jesus Christus lässt Brahms sogar vollständig aus. Dies fiel den Zeitgenossen des Komponisten sofort auf: „Es fehlt aber für das christliche Bewusstsein der Punkt, um den sich alles dreht, nämlich der Erlösungstod des Herrn.“, schrieb der Bremer Kirchenmusikdirektor Karl Reinthaler.

Johannes Brahms hat mit seinem Requiem ein durchdachtes und ausbalanciertes Werk geschaffen, dessen Ausgangs- und Endpunkt die Ruhe ist: Die Musik scheint aus dem Nichts aufzutauchen und ins Nichts zu entschwinden. Ins Zentrum der Komposition stellt Brahms den gemischten Chor; die zwei Solostimmen, Sopran und Bariton, wirken nur in drei der sieben Sätze mit. In komplexen kontrapunktischen Abschnitten und weit ausladenden Fugen zeigt sich die intensive Auseinandersetzung des jungen Komponisten mit der Musik des Barock und der Renaissance. Die Verschmelzung traditioneller Techniken mit Brahms’ persönlicher Tonsprache und das Ineinandergreifen von lyrischen und hochdramatischen Passagen verleihen dem Werk seinen einzigartigen Charakter, der Ergriffenheit, Begeisterung oder Verwirrung auszulösen vermag. Ein Satz aus dem bereits zitierten Brief an Karl Reinthaler macht deutlich, wie Brahms selber gegenüber seinem Requiem empfand: „Was den Text betrifft, will ich bekennen, dass ich recht gern auch das 'Deutsch' fortliesse und einfach den 'Menschen' setzte.“

Mit dem "Deutschen Requiem" von Johannes Brahms führt das Akademische Orchester Zürich erneut ein grosses Werk der Romantik auf. (Bild: AOZ)

Wer musikalischen Trost sucht, der kann die Aufführungen des Deutschen Requiems der akademischen Musizierenden Anfang Februar in Luzern oder Zürich besuchen. Für das Konzert in der Tonhalle am 13. Februar können Interessierte bei ETH Life Freikarten gewinnen, falls sie folgende Frage richtig beantworten: Welcher Musiker äusserte sich unter dem Titel „Neue Bahnen“ bereits früh enthusiastisch über Johannes Brahms?


Wettbewerbsfrage
Wer äusserte sich unter dem Titel "Neue Bahnen" begeistert über den Komponisten Johannes Brahms?
Antwort: 
Ihr Name: 
Ihre Tel.nr.: 
Ihre E-Mail: 
Die Gewinnerinnen oder die Gewinner werden am Mittwoch, 8.2.2006, per Mail oder telefonisch benachrichtigt.
 

Die Gewinnerin oder der Gewinner müssen am Mittwoch, 8. Februar, telefonisch oder per Mail erreichbar sein (bitte Telefonnummer, idealerweise Handynummer angeben).

Programm:

Brahms: Ein Deutsches Requiem

Mit dem Akademischen Chor und Orchester Zürich

Sopran: Christiane Boesiger; Bariton: Klaus Mertens; Leitung: Johannes Schlaefli, Choreinstudierung: Anna Jelmorini

Samstag 11. Februar 2006, 19.30 Uhr, KKL Luzern

Montag 13. Februar 2006, 19.30 Uhr, Tonhalle Zürich


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