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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 30.01.2002 06:00

Das Akademische Orchester Zürich mit Bruckners Achten
Morbid schöner Bruckner

Bruckner ist schwer. Schwer zu spielen, schwer zu hören. Diese Aspekte kamen auch beim Konzert des Akademischen Orchesters am Montagabend im Kultur- und Kongresszentrum in Luzern (KKL) zum Klingen, wobei sich die beidseitige Anstrengung auszahlte.

Von Christoph Meier

Das KKL und Bruckners achte Symphonie allein verlangen Respekt. Diesen verdient aber auch das Akademische Orchester Zürich. Denn es meisterte das Werk den äusseren Begebenheiten entsprechend. Vielleicht inspiriert von der schönen Mondnacht gelang ein delikater Anfang des "Allegro moderato" mit einem schönen Streicherteppich, auf dem die Bläser das Thema intonierten. Die Celli setzten bald mit Inbrunst ein, auch wenn sich dabei die Anfangsnervosität nicht verbergen liess. Dabei gilt es aber zu beachten, dass der Raum auch brutal jede Unsicherheit entblösste. So wirkten auch in der Folge die dynamischen Zurücknahmen manchmal etwas eckig. Doch das akademische Orchester schien am Werk zu wachsen und beschloss den ersten Satz nach einem Fortissimo von zyklopischen Ausmassen mit einem Zusammenfall, der in morbider Schönheit die sogenannte Tod-Verkündigung überzeugend umsetzte.

KKL
Nicht voll, aber gut besucht: das Konzert des Akademischen Orchesters in der Salle blanche. gross

Wenn auch der erste Ton verkickst wurde, so gestalteten die Musizierenden bis hinab zur Tuba das Thema des Scherzo überzeugend. Etwas mehr Mühe bereitete das langsame Trio, das wohl mit einem schönen Atem vorgetragen wurde, dem aber trotz den Harfenklängen der Glanz fehlte. Glänzend hingegen das Adagio: Die beschwörend lange Pause des Dirigenten Johannes Schläfli vor diesem dritten Satz zeigte Wirkung. Die Streicher begannen so zart, das man zuerst glaubte, ihre Instrumente seien gedämpft. Auch wenn im Verlauf des Satzes der Länge Tribut gezollt wurde - so zeigten sich im tiefen Blech doch Ermüdungserscheinungen anhand instabiler Töne - waren grosse Bögen möglich. Der Satz schien auch die Musizierenden selbst zu ergreifen, indem sie eine schon fast Brucknersche Frömmigkeit ausstrahlten.


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AOZ
Nehmen den berechtigten Applaus entgegen: das Akademische Orchester Zürich im KKL. (Details durch Draufklicken) (Bilder: ) gross

Mit einem flotten Kosakenritt ging es ins Finale. Schmetternde Blechbläser mit einer grossartigen Trompete obendrauf zeugten von der Kraft des Orchesters. Diese war auch nötig, denn es wurde in diesem Satz klar, dass eine ganze Bruckner-Symphonie Schwerarbeit bedeutet. Kein Wunder, dass hie und da einer etwas ins Torkeln kam. Doch die Musizierenden verloren sich nicht, was neben dem Dirigenten auch ein Verdienst der sicheren Schlagzeuger war. Vielleicht war es der Paukenwirbel, der vor einer längeren fugierten Passage die Mitspielenden zum idealen Tempo führte. Der Schluss war, obwohl monumental, doch erstaunlich durchsichtig, so dass es zu einem schönen Abstieg zum Schlussakkord und Ausstieg aus dem Konzert kam.

Das Publikum bedankte sich mit einem langen und warmen Applaus beim Hochschul-Orchester für seine grosse Leistung. Diese soll nicht geschmälert werden, doch wäre es im Sinne der Transparenz für die Zukunft doch wünschenswert, wenn im Konzertprogramm darauf hingewiesen würde, dass namhafte Verstärkungen beigezogen werden.

Wer sich die lustvolle Anstrengung mit Bruckner und dem Akademischen Orchester zu Gemüte führen will, der hat noch am Samstag, 2. Februar, in Wetzikon und am Donnerstag, 7. Februar, in Zürich eine Möglichkeit dazu. Für das Konzert, das zwar nicht mehr im zauberhaften KKL sondern in der ehrwürdigen Tonhalle stattfindet, verlost ETH Life bis zum 6. Februar noch zwei Gratiskarten. Weitere Informationen finden Sie unter: "Gratis zu grosser Symphonik"

KKL
Die zauberhafte Stimmung ging bis über den Konzertsaal hinaus: das KKL am Montagabend. gross


Literaturhinweise:
Eine Kritik des Konzertes in Luzern finden Sie unter: www.ethlife.ethz.ch/tages/show/AkademischesOrchest.html



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