ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
Print-Version Drucken
Publiziert: 10.09.2004 06:00

Umbau bei den Betriebs- und Produktionswissenschaften
Zu neuen Ufern: D-MTEC

Der 1. Oktober 2004 wird für die ETH-Betriebs- und Produktionswissenschaften zur wichtigen Zäsur. Das D-BEPR schärft 15 Jahre nach seiner Gründung sein Profil als Kompetenzzentrum für Unternehmensführung und setzt neue Akzente bei den Themen Innovation und Ökonomie. Symbol für den Wandel ist der neue Departementsname: „Management, Technology, and Economics“.

Norbert Staub

Die Schweizer Maschinenindustrie hat in den letzten Jahren eine Metamorphose durchmachen müssen. Grosse Konzerne wie Sulzer, Saurer und von Roll haben rigoros umstrukturiert, unter dem Druck günstigerer, und nicht zuletzt innovativerer Konkurrenten aus dem Ausland. Mit dem Effekt, dass die Branche im Hochlohn- und Exportland Schweiz einen empfindlichen Aderlass hinnehmen musste; bei Marktanteilen, aber vor allem bei den Arbeitsplätzen. Zudem besteht heute der Output der Maschinenindustrie meist nicht mehr „nur“ aus einer Maschine, sondern einem ganzen Paket von Hardware, Know-how und Dienstleistungen. Kein Wunder, haben sich dabei Top-Fachleute zum zentralen Erfolgsfaktor entwickelt.

Taylor und die Folgen

Deren Ausbildung zu gewährleisten, war seit seiner Gründung im Jahr 1989 die Mission des ETH-Departements Betriebs- und Produktionswissenschaften (D-BEPR). Seine Wurzeln reichen zurück bis ins Jahr 1929, als die Wissenschaft von der optimalen Organisation eines Industriebetriebs an der ETH Einzug hielt. Ausgangspunkt war die mit dem US-Ingenieur Frederick W. Taylor verbundene (und in ihren sozialen Implikationen auch umstrittene) Rationalisierung der Produktion seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Ihre berühmteste Umsetzung war die US-Automobilindustrie, allen voran die von Henry Ford mit dem „Modell T“ ab 1908 eingeführte und weltweit kopierte industrielle Massenproduktion.

Stete Erweiterung

Ab den 30-er Jahren bietet das Betriebswissenschaftliche Institut der ETH (BWI) angehenden Maschineningenieuren Kurse über Arbeitsphysiologie, Fabrikation und Betriebsorganisation an. Das Institut etabliert sich mit der Zeit als jene Schweizer Kaderschmiede, die technisches und Management-Wissen zu einem stark nachgefragten Ausbildungsmix vereinigt. Schritt um Schritt erfolgt der Ausbau: 1959 zählt das BWI bereits 40 Mitarbeitende, Ende der 60-er Jahre entfällt die Kopplung der Kurse an die Fertigungstechnik, 1983 existieren vier Professuren. 1989 dann ein Quantensprung: In diesem Jahr erfolgt die Gründung der ETH-Abteilung für Betriebs- und Produktionswissenschaften (später: D-BEPR).

Trend zur Dienstleistung

Die Maschinenindustrie ist heute eine Hightech-Industrie, der computergesteuerte Betrieb ist eine Tatsache. „Entsprechend hat sich in den letzten zehn Jahren das Berufsbild des Betriebs- und Produktionsingenieurs vom Maschinenbau zusehends entfernt“, sagt Paul Schönsleben, und Professor für Betriebswissenschaft und Departementsvorsteher. Es erstaunt deshalb nicht, dass mit Forschung und Lehre nun auch das D-BEPR als solches sich neu positioniert: „Wir stellen uns ein auf differenzierte Berufbilder und den Trend zur Dienstleistung.“ Es geht dabei um mehr als um eine Justierung des Bisherigen. Das zeigt allein schon die Tatsache, dass das D-BEPR sich per 1. Oktober 2004 in das Departement „Management, Technology, and Economics“ (D-MTEC) verwandelt.

D-MTEC: Neue Akzente

Wohl die auffallendste Neuerung ist die Verstärkung der Kompetenzen beim Thema Innovation. Dieses wird jetzt schon repräsentiert durch Roman Boutellier, erfahrener Wirtschaftsführer (SIG) und seit 2004 Professor für Innovations- und Technologiemanagement an der ETH. Weitere Berufungen sind unter den Titeln „Innovationsmarketing“ und „Innovationsökonomie“ vorgesehen Letzteres zeigt, dass im neuen Departement die Wirtschaftswissenschaft stärker gewichtet wird. Dazu gehört auch, dass mit dem Centre for Energy Policy and Economics (CEPE) eine ganze, gewichtige Einheit vom Departement Maschinenbau ins D-MTEC wechselt. Ausserdem zieht die Ressourcenökonomie (Lucas Bretschger) vom Departement GESS ins D-MTEC um.


weitermehr

Der neue Studienaufbau am D-MTEC (Mitte und rechts) orientiert sich an "Bologna". gross

Neue Professoren wurden zudem im Bereich Management berufen, und zwar für Systemgestaltung (Frank Schweitzer), Informationsmanagement (Elgar Fleisch) sowie Nachhaltigkeit und Technologie (Volker Hoffmann). Eine weitere Professur wird es für den Bereich Risikomanagement geben. Im Zuge des Umbaus wandern die an der Produktion orientierten Fächer ins Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik. Dies betraf bereits das Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigung (IWF), denselben Schritt macht nun das Institut für Automatisierte Produktion.

Wünsche der Industrie

Mit grosser Aufmerksamkeit verfolgt die Wirtschaft diesen Prozess. „Unser Anliegen ist, dass die Ausbildung der Studierenden keine grundlegenden Änderungen erfährt, sondern wie bisher auf einem starken technischen Fundament basiert“, sagt Peter Stössel, Bereichsleiter Ausbildung, Forschung und Technologie beim Verband der schweizerischen Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (SWISSMEM). „Als gelernte Ingenieure verfügen sie über andere - und ich meine: für unsere Branche bessere - Voraussetzungen als etwa Absolventen der Uni St. Gallen, um Management-Aufgaben in naturgemäss technologielastigen Industriebetrieben zu übernehmen“, so Stössel. „Die Studierenden bleiben im Kern Technologen“, meint dazu Paul Schönsleben. Die bisherigen Elemente Ingenieurwesen und Management würden um die Elemente Ökonomie und Innovations-Know-how erweitert. „Es ist aber schon so, dass die Vermittlung von Theorie und die Forschung im D-MTEC an Bedeutung zunehmen“, sagt der Departementsvorsteher.

Aus Sicht der Studierenden dürfte abgesehen davon „Bologna“ die wohl wichtigere Zäsur darstellen. Die Grundausbildung bis zum Bachelor wird auch künftig in einem Ingenieurfach abgelegt. Weil diese aber länger dauert als im alten System, werden im 5. und 6. Semester „Fenster“ zu den Unternehmenswissenschaften geöffnet. Das Masterstudium (geplant sind je ein Studiengang mit Fokus Unternehmenswissenschaft, respektive Produktion) absolvieren die Studierenden ganz im D-MTEC. Keine Änderung erfährt auch das Angebot einzelner Management-Lehrveranstaltungen für andere Departemente. Und das erfolgreiche Nachdiplomstudium in Betriebswissenschaften wird, unter etwas veränderten Vorzeichen, weiterbestehen.

Dinge sind im Fluss

Klar ist, dass im D-MTEC auch nach dem 1. Oktober noch Baustellen bestehen. So sind die Abgrenzungen und Übergänge zu den Departementen Maschinenbau und Verfahrenstechnik einerseits sowie Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften andererseits weiter zu klären. Und Paul Schönsleben könnte sich durchaus vorstellen, dass im D-MTEC künftig zum Beispiel das grosse Thema Arbeitswissenschaften durch die Arbeitspsychologie und die Arbeitsphysiologie in einem gemeinsamen Zentrum beleuchtet wird. Bald keine Baustelle mehr jedenfalls wird der grosse Bürokomplex am Zürcher Kreuzplatz sein: Dort wird ein Grossteil des Departements noch im Herbst sein neues Zuhause finden.




Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!