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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 11.02.2002 06:00

Olaf Kübler und Brigitte von Känel zur Personalkommission der ETH
Mitwirkung auf stabilem Grund

Seit dem 1. Januar gibt es an der ETH keinen Personalausschuss mehr, aber eine Personalkommission (PeKo). Im Gespräch mit ETH Life äussern sich ETH-Präsident Olaf Kübler und PeKo-Präsidentin Brigitte von Känel über die Bedeutung dieser Neuerung für Mitarbeitende und Vorgesetzte.

Von Regina Schwendener

Am 1. Januar ist aus dem Personalausschuss der ETH Zürich die Personalkommission (PeKo) geworden. Was bedeutet das für die Hochschule? Was hat sich verändert?

Olaf Kübler: Hier gibt es sicher die Optik aus der Sicht des Personals, und es gibt natürlich die Optik der Schulleitung. Ich glaube, es ist wichtig zu sagen, dass die Mitwirkung an der Schule eine gute, stabile Tradition hat und dass es so weiter gehen soll. Deswegen denke ich, dass sich vom Funktionieren der ETH her nichts ändert, wenn die „Verfassung" etwas anders wird, wenn also der Personalausschuss zur Personalkommission wird. Das Ganze wird natürlich sehr viel besser rechtlich abgesichert und formalisiert. Von daher ist es sicher ein Markstein.

Brigitte von Känel: Dem kann ich beipflichten. Ich denke, eine wichtige Änderung ist, dass wir jetzt das Wahlreglement selbst gestalten können, dass wir nicht mehr auf die äusserst komplizierten Vorgaben der Bundesverwaltung fixiert sind. Jetzt können wir echte Wahlen durchführen.

Welche Stellung nimmt die Peko an der Schule ein?

Kübler: Wiederum von den Aufgaben her gesehen, auch von der Art und Weise, wie sie die Sorgen, die Interessen und die Gedanken des Personals in das Leben der ETH Zürich einbringt, hoffe ich, dass sich an der guten Zusammenarbeit mit der PeKo nichts ändern wird. Ich finde es gut, wenn die demokratische Legitimation einer Personalkommission breiter ist, als sie im Personalausschuss war und ich schliesse mich dem gern an, dass ein richtiger Wahlvorgang mehr Aufmerksamkeit für die Personalkommission und deren Arbeit bringt, dass das sicher ein Zugewinn ist.

In welchen Bereichen arbeitet die PeKo?

von Känel: Wir nehmen zu allen Themen der Hochschule Stellung - immer aus der Optik des administrativen und technischen Personals -, aber nicht ausschliesslich, denn wir versuchen, für die ganze Schule zu denken.

Welchen Einfluss hat die Kommission auf Entscheide, die an der Schule getroffen werden?

Kübler: Es gibt aus meiner Sicht einen direkten Einfluss, und es gibt, wenn man so will, eine Art kulturellen Einfluss. Der kulturelle Einfluss ist der, dass wir sagen, wir nehmen die Mitwirkung ernst und man weiss, dass es die Personalkommission gibt, dass von ihr qualifizierte Äusserungen zu Personalrecht, zu Personalentscheiden fallen. Der kulturelle Einfluss ist aber auch in der Art und Weise, wie man miteinander umgeht, wie schwierige Fälle behandelt werden, zu spüren, wenn die Personalkommission zu Wort kommt, und man ist von daher von Anfang an sorgfältiger in seinen Entscheidfindungen, in dem, was man sich für die Zukunft vornimmt.

Welche Voraussetzungen müssen PeKo-Mitglieder für ihre Tätigkeit mitbringen?

Kübler: Ich möchte der Präsidentin der Personalkommission nicht vorgreifen, aber ich glaube, hier gibt es allgemeine Aussagen, die immer gelten, wenn man ein öffentliches Amt annimmt: Man muss einen Sinn für die Gemeinschaft haben, muss seine Gedanken klar äussern können, muss auch einen gewissen Mut haben, Dinge vorzubringen, die vielleicht manchmal - von welcher Seite auch immer - nicht so gerne gehört werden. Letzten Endes braucht es all die Voraussetzungen, die man mitbringen muss, wenn man ein politisches Amt in der Gemeinde oder einer anderen Gemeinschaft anstrebt.

von Känel: Ich bin froh um diese Formulierung, dass es aus Ihrer Sicht um ein öffentliches Amt geht, weil es wirklich darauf hinausläuft. Es muss ein Interesse da sein für das Gesamte, das heisst, auch der Wille, sich in die Themen einzuarbeiten, der Wille, über seine eigene Nasenspitze hinaus zu denken und Interesse für die Anliegen der Kolleginnen und Kollegen zu haben. Das heisst, es braucht auch eine gewisse Offenheit und Hellhörigkeit, um aktiv mitwirken zu können.

Können sich Mitarbeitende frei - ohne Genehmigung des Vorgesetzten - für die Mitarbeit in der PeKo entscheiden?

Kübler: Hoffentlich ist sie möglich ohne die Genehmigung der Vorgesetzten. In der Frage schwingt natürlich mit, dass es belastend werden kann, wenn man sich gegen den Willen einer vorgesetzten Person für ein öffentliches Amt zur Verfügung stellt, denn es ist klar, dass die Arbeitszeit dadurch beeinträchtigt werden kann. Hingegen ist meine Hoffnung natürlich die, dass man vom Wert der Mitwirkung - auch wenn man als Vorgesetzte oder Vorgesetzter davon betroffen ist, wenn Mitarbeitende ihre Zeit für die Personalkommission investieren - so überzeugt ist, dass man diesen Einsatz gern in Kauf nimmt, weil man weiss, es ist ein wichtiger Einsatz für die ETH, den ich unterstütze.


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Interview PeKo
Brigitte von Känel und Olaf Kübler äussern sich zur Bedeutung der neuen Personalkommission an der ETH Zürich. gross

Wieviel Zeit beansprucht die Kommissionsarbeit?

von Känel: Gemäss einer Statistik aus dem Jahr 2000 ergibt sich ein Zeitaufwand zwischen 40 und 200 Stunden im Jahr - je nach dem, wie aktiv ein Mitglied ist. Es ist klar, dass meine investierte Zeit am höchsten ist, weil das Präsidium noch zusätzliche Aufgaben beinhaltet. 40, 50 Stunden Kommissionsarbeit sind für ein Mitglied nicht viel; der Durchschnitt wird bei 90 Stunden liegen. Ich meine, es ist vernünftig, wenn die Vorgesetzten damit einverstanden sind. Also: Bevor sich jemand entschliesst zu kandidieren, sollte dies mit dem oder der Vorgesetzten diskutiert werden. Wir hoffen auch, dass durch dieses quasi öffentliche Gespräch die Vorgesetzten eine andere Optik zum Einsatz in der Personalkommission erhalten und nicht nur ihren Verlust sehen. Ich persönlich bin sogar überzeugt, dass die Vorgesetzten ganz direkt profitieren, wenn sie engagierte Mitarbeitende haben, die recht viel wissen und gelernt haben, über ihre Nasespitze hinauszusehen, um nochmals das gleiche Bild zu benutzen.

Kübler: Ich glaube, man kann hier durchaus auf einen interessanten Artikel von Arnd Bätzner, dem Präsidenten des VSETH, hinweisen. Er hat in einer VSETH-Beilage die Hochschulsituation in der Schweiz dargestellt und beschrieben, wie viel ein solches Amt auch zur Persönlichkeitsbildung beiträgt.

Gilt die in Kommissionsarbeit investierte Zeit als Arbeitszeit? Müssen die Vorsetzten diesen „Freiraum" gewähren?

Kübler: Das ist jetzt ein Frage, die sehr juristisch formuliert ist. Deshalb lasse ich die Präsidentin der Personalkommission jetzt auch juristisch antworten.

von Känel: Ich kann die Frage in diesem Sinne nicht juristisch beantworten, aber ich beziehe mich auf die Personalverordnung, welche Tätigkeiten ausserhalb des Arbeitsverhältnisses regelt. Besteht also eine Interessenskollision mit dienstlichen Obliegenheiten, muss mit dem Vorgesetzten das Gespräch gesucht werden. Wenn wir beim Vergleich mit dem Ausüben eines öffentlichen Amtes bleiben, sind in der Personalverordnung 15 Arbeitstage pro Kalenderjahr Urlaub vorgesehen. In der Praxis wird die gesamte Zeit, die in die Kommissionsarbeit investiert wird, niemals voll in der Arbeitszeit liegen. Unsere Sitzungen finden in Randzeiten statt. Die meiste Zeit muss für das Studium der zu behandelnden Unterlagen aufgebracht werden, und das macht man eher nach Arbeitsschluss. Das grundsätzliche Verständnis der Vorgesetzten für diese Tätigkeit hilft natürlich, kann jedoch nicht verlangt werden. Ich denke, man müsste miteinander reden können.

Kübler: Vielleicht noch eine Parallele: Das Wissenschaftssystem lebt davon, dass eine Bereitschaft da ist, Gutachten zu schreiben und sich beim Schreiben mit den Texten auseinanderzusetzen - zum Beispiel, sich für den Nationalfonds zu engagieren. Hier wird natürlich zeitlicher Einsatz gefordert. Er wird in gleicher Art und Weise geleistet, glaube ich, wie für die Personalkommission. Meistens macht man es dann am Wochenende, weil man dann mehr Ruhe hat, die Sachen richtig zu lesen, die Formulierungen zu finden. Ein System hat vielfältige Aufgaben, und für das Funktionieren dieses Systems braucht es Personen, die bereit sind, auch solche Aufgaben wahrzunehmen, die nicht nur ihren persönlichen Interessen dienen.

Was legen Sie den Vorsetzten besonders ans Herz?

Kübler: Was sicherlich sehr hilft ist, das sich der Vorgesetzte für die Themen, die in der Personalkommission behandelt werden, interessiert, sich informieren und auch darstellen lässt, warum man sich hier engagieren möchte. Es ist in einem gut funktionierenden Betrieb ja eigentlich so, dass vieles, was gesagt wird, vor dem Hintergrund des täglichen Erlebens gesagt wird. Das heisst also, die Meinung des Vorgesetzten wird sicherlich mit zu den Entscheiden, die in der Personalkommission getroffen werden, beitragen.

von Känel: Für die Vorgesetzten kann es auch eine gute Idee sein, Mitwirkung des administrativen und technischen Personals mit zu leben. Ich habe es selbst in meiner Anfangszeit im Personalausschuss erlebt, dass ich meine Vorgesetzten auch um Rat fragen konnte und sie sich für Anliegen aus dem Personlausschuss Zeit genommen haben. So habe ich mir mit ihrer Hilfe ein besseres Bild machen können. Ich denke, dass wäre auch heute noch das Ideale.


Literaturhinweise:
Das ausführliche Interview finden Sie in der Februar-Ausgabe von ETH Life Print.



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