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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 12.09.2001 06:00

Uni und ETH schliessen Kooperationsvertrag
Partnerschaft besiegelt

Sei es nun eine "Heirat", wie ETH-Präsident Olaf Kübler es formulierte, oder "nur" ein Konkubinatsvertrag: Die beiden Zürcher Hochschulen ETH und Uni haben gestern vertraglich ein engeres Zusammengehen vereinbart - vor allem in Feldern, wo die Forschung sündhaft teuer ist und sich in horrendem Tempo entwickelt. Paradebeispiel: die neue Life-Science-Forschungsplattform "Functional Genomics Center Zurich".

Von Norbert Staub

Der Ort der Vertragsunterzeichnung war gut gewählt: Im weitläufigen Lehr- und Forschungskomplex der Uni Zürich auf dem Irchel arbeiten Biowissenschaftler von Uni und ETH bereits seit langem Tür an Tür und eng zusammen. "Mit einer Heirat, das weiss ich aus eigener Erfahrung, wird jeder Beziehung eine neue Dimension eröffnet" verriet ETH-Präsident Olaf Kübler. Uni-Rektor Hans Weder sagte, man wolle mit dem Vertrag Zusammenarbeit "nicht verordnen, sondern Freiräume für freie Zusammenarbeit schaffen." Bereits jetzt haben Uni und ETH 18 Doppelprofessuren, zwei gemeinsame Instituate und sieben Kompetenzzentren. Der Vertrag gibt dem Vorgang nun auch die strategische Basis.

Leichterer Wechsel zwischen den Hochschulen

Gegenüber den Schweizer und kantonalzürcherischen Behörden wollen die beiden Hochschulen künftig "in gegenseitiger Abstimmung" auftreten, heisst es in der Vereinbarung. Auch untereinander soll die Abstimmung besser werden, zum Beispiel in der Lehrstuhlplanung: Besetzungen sollen vermehrt komplementär erfolgen. In der Lehre soll durch abgestimmte Kreditpunkte und gemeinsam angebotene Module die Durchlässigkeit der beiden Häuser für Studierende der Nachbarhochschule grösser werden - nicht zuletzt auch, um damit auch einen Spareffekt zu erzielen.

hans moehler
Gewährte Einblick ins neue Genomforschungszentrum von Uni und ETH: Pharmakologe Hans Möhler, Professor an Uni und ETH, im Interview mit David Jans vom Schweizer Fernsehen DRS - eine Liveschaltung aus dem Labor direkt in die Medienkonferenz. gross

Als Beispiele solcher Zusammenarbeit wurden gestern drei modellhafte Kooperationen näher vorgestellt: das neue Sprachenzentrum von Uni und ETH, das im Sommer 2002 seinen Betrieb aufnimmt und sich unter anderem der Lehre von Fach- und Wissenschaftssprachen widmet. Des weiteren ein Institut von Uni, ETH und Pädagogischer Hochschule Zürich mit dem Fokus Lehrerbildung und Fachdidaktik auf Sekundarstufe.

Plattform für Genomforschung

Exemplarisch für die Zusammenarbeit ist wohl das neue Kompetenzzentrum von Uni und ETH für Genomforschung, das Functional Genomics Center Zurich, (FGCZ). Auf dem Irchel stehen dem Zentrum grosszügige 600 Quadratmeter Laborfläche zur Verfügung.


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kuebler, weder
Handshakes nach der Unterschrift: Uni-Rektor Hans Weder (l.) und ETH-Präsident Olaf Kübler wollen enger zusammenarbeiten. gross

"Das enorme wissenschaftliche Potential, das Zürich ohnehin schon hat, soll mit der Kooperation besser gebündelt und nutzbar gemacht werden", erklärte Olaf Kübler. So stellt das FGCZ kein neues Institut, sondern eine Technologieplattform dar, wo sich Wissenschaftler, die sich mit der Erforschung der weitgehend unbekannten Wirkungen und Funktionen von Genen befassen, die dafür nötige Software- und Labor-Infrastruktur sowie Zugang zu den neusten Methoden erhalten.

"Seien es Viren, Insekten oder Säugetiere - die biologischen Prinzipien in der Genforschung sind an sich gleich", erklärte Hans Hengartner, ETH/Uni-Doppelprofessor für Immunologie und Vorsteher des ETH-Departements Biologie. "Es geht darum, die jeweilige Vergleichsbasis zu finden - und da ist die Zusammenarbeit verschiedenster Disziplinen, von Biologie über Physik bis zur Informatik, gefragt."

Uni will nicht nur "kleiner Bruder" sein

"Diese Infrastruktur ist teuer", war von den Verantwortlichen gestern mehr als einmal zu hören. - So ist man froh, sehr kostspielige Analyse-Apparaturen wie Massenspektrometer nicht für beide Hochschulen anschaffen zu müssen. Hierzu nur ein Detail: der gezeigte "Genchip", ein unscheinbares Glasplättchen, das einer Kamera ähnlich zum Beispiel alle aktiven Gene eines humanen Genextrakts abbilden kann, kostet um die 1'000 Franken. Und: der Chip ist nur einmal verwendbar.

Das Zentrum wird sich, wie Hans Hengartner erklärte, auch anderen Institutionen öffnen, beispielsweise gegenüber der Uni Basel. Für die nächsten drei Jahre stehen dem Zentrum zehn Millionen Franken aus den regulären Budgets zur Verfügung. Zudem bekommt das FGCZ von der Stiftung Bonizzi-Theler eine Professur gesponsert, ausgestattet mit 2,5 Millionen über zehn Jahre. Die Kosten sollen zwischen Uni und ETH grundsätzlich verursachergerecht verteilt werden. Die nicht so gut wie die ETH ausgestattete Universität will nach den Worten Weders hier "nicht nur der kleine Bruder sein".

Konkurrenz belebt das Geschäft

Uni und ETH also: ein Herz und eine Seele? Das nicht, bei aller Kooperationsbereitschaft, erklärten die beiden Chefs: "Eine gewisse Spannung braucht es", so Olaf Kübler, um im aktuellen Life-Science-Jargon zu ergänzen: "Geklonte Strukturen sind nicht überlebensfähig." Hans Weder pflichtete dem bei: "Konkurrenz belebt die Leistungsbereitschaft." Ganz in diesem Sinne und mit einer Portion sportlichem Ehrgeiz beantwortete ETH-Präsident Kübler die Frage nach der Stellung des neuen Centers zu den vergleichbaren Anstrengungen der ETH Lausanne im Verbund mit Westschweizer Universitäten (dem sogenannten "Arc Lémanique"): "Der Arc Lémanique ist noch im Aufbau begriffen, wir in Zürich haben mindestens ein, zwei Jahre Vorsprung."




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