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Rubrik: Tagesberichte |
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Austauschprogramme für ETH-Studierende Zu viele Hürden |
Fachwissen ist eine Sache, Kompetenz im Umgang mit unterschiedlichen Kulturen eine andere. Diese Kompetenz kann man sich dank eines reichen Angebots von Austauschprogrammen aneignen. Bloss, die Hürden scheinen zu zahlreich, als dass viele Studierende den Schritt ins Ausland wagen würden. Von Klaus Wassermann Einen Teil des Studiums im Ausland zu verbringen, das macht sich nicht nur gut im Lebenslauf. Die Zeit in der Fremde ist auch eine persönliche Bereicherung. Man lernt andere Länder und selbst kleine kulturelle Unterschiede hautnah kennen und hat die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, die einem im späteren Leben nützlich sein können. Und auch die ETH Zürich kann durch die Gaststudenten im Ausland ihren Ruf als hochkarätige und offene Hochschule unterstreichen. Soweit die Theorie, die Praxis sieht jedoch anders aus. "Wir bekommen fast doppelt so viele Gaststudenten an die ETH, als wir ins Ausland vermitteln, konstatiert Martina Bächli, Leiterin der Mobilitätsstelle der ETH. Gründe dafür sind vor allem in der straffen Organisation der Studienpläne zu suchen. Beispielsweise wird der Termin für die zweite Vordiplomprüfung relativ spät im Jahr angesetzt. Ausserdem gebe es hin und wieder Probleme mit der Anerkennung von im Ausland abgelegten Prüfungen. Zusatzqualifikation Es gibt zwar Departemente, die schicken an die dreissig Prozent ihrer Studierenden ins Ausland, andere wiederum bringen es gerade einmal auf zwei bis drei Prozent. "Von manchen ETH-Departementen würden wir uns da etwas mehr Unterstützung wünschen", meint Bächli. Bächlis Stelle rührt in diesen Tagen kräftig die Werbetrommel für die diversen Mobilitätsprogramme innerhalb und ausserhalb der Schweiz (siehe dazu Kasten). "Im Moment ist der Arbeitsmarkt ausgetrocknet, da fragen die Firmen nicht lang nach Zusatzqualifikationen. Auslandserfahrung wird aber in Zukunft ein Schlüsselkriterium bei der Auswahl junger Ingenieure sein", meint Professor Walter Schaufelberger, Pro-Rektor für internationale Beziehungen an der ETH. Trotz dieser einladenden Perspektive konnten sich bisher nur wenige ETH-Studenten für ein zeitlich begrenztes Studium fern der Heimat begeistern. Im letzen Jahr entschieden sich nur knapp 200 Studenten für einen Studienaufenthalt im Ausland. Insgesamt sind das etwa zehn Prozent der Studenten eines Jahrgangs.
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Anreize für Austausch Nach dem zweiten zweiten Vordiplom können Studierende der ETH die verschiedenen Austauschprogramme mit Universitäten und Hochschulen im Ausland nützen. Der entscheidende Vorteil dieser Programme liegt laut Walter Schaufelberger im Wegfallen lästiger Formalitäten wie Aufenthaltsbewilligungen und Krankenversicherung. Bei den meisten Programmen sind zudem Stipendien vorgesehen, welche Mehrkosten wie Reisespesen, Material für Fremdsprachenunterricht, höhere Lebenskosten im Gastland decken sollen. Die meisten Gasthochschulen kämen den ausländischen Gästen auch insofern entgegen, als sie den an der ETH immatrikulierten Studierenden die Studiengebühren erlassen, fügt Professor Schaufelberger bei. Den interessierten Studenten ist auf jeden Fall zu raten, sich vor dem Antritt der Reise mit dem zuständigen Studienkoordinator in Verbindung zu setzen, um etwaige Probleme schon im Vorfeld zu diskutieren. Die einzelnen ETH-Departemente entscheiden selbst, mit welchen ausländischen Hochschulen sie beim Studienaustausch zusammenarbeiten wollen, daher sind die Reisemöglichkeiten abhängig vom gewählten Studiengang.
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Literaturhinweise:
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