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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 22.03.2001 06:00

ETH-Arbeiten über Arbeitsplätze
Die Interdisziplinärsten

Der Studiengang 1997-99 des Nachdiplomstudiums Arbeit + Gesundheit stellt heute seine Diplomarbeiten vor. Eine Möglichkeit, den Studiengang und das dahinterstehende Institut für Hygiene und Arbeitphysiologie kennenzulernen.

Von Christoph Meier

Sie rühmen sich, im interdisziplinärsten Institut tätig zu sein bezogen auf Kompetenzen und Methodik. Die Rede ist von den Mitgliedern vom Institut für Hygiene und Arbeitsphysiologie der ETH (1). Dieses bietet zusammen mit dem Institut Universitaire Romand de Santé au Travail de Lausanne das Nachdiplomstudium Arbeit + Gesundheit (NDS-A+G) (2) an. Heute präsentieren die Absolventen ihre Arbeiten, die von Latexallergien bis zur Luftfahrtskontrolle reichen.

PC und Hühnerstall

Das Institut für Hygiene und Arbeitsphysiologie begann seine Arbeit in der bestehenden Form 1954 mit Professor Grandjean. Zuvor war es ein Institut, dass sich mit Wasserqualität befasste. Die Neuausrichtung fiel in eine Zeit, wo auch andere Hochschulen wie Berlin, Darmstadt oder Aachen Institute für Arbeitswissenschaften gründeten. Im Verlauf der Jahre hat sich das Institut vor allem durch die Aktivitäten des Mittelbaus zunehmend vernetzt, wobei aber drei Schwerpunktsbereiche auszumachen sind: Ergonomie, Arbeit + Gesundheit sowie Umwelthygiene. Brigitta Danuser, Leiterin der Gruppe Arbeit + Gesundheit, erachtet die Zusammenarbeit der verschiedenen Bereiche als befruchtend. Eine vielleicht früher feststellbare Verzettelung sei einem funktionierenden Netz gewichen, das sich mit dem Problem des Arbeitens in einem kognitiven und körperlichen Sinn sowie der Einflussfaktoren darauf beschäftigt - sei dies nun am PC oder im Hühnerstall.

Die Situation für die Abgänger des NDS-G+A sieht gut aus, da durch die neue gesetzliche Beizugspflicht für Spezialisten der Arbeitssicherheit immer mehr Leute benötigt werden. Zusätzlich brauchen auch die Aufsichtorgane des Staatssekretariat (SECO) (3) und der SUVA (4) ausgebildete Spezialisten.

Angesprochen auf die Arbeitssituation an der ETH, erläutert Danuser, dass die Bedingungen äusserst unterschiedlich seien. Ihre Untersuchungen an der ETH konnten Schwachstellen vor allem im ergonomischen und psychosozialen Bereich ausmachen. Generell müsse gesagt werden, dass ständige Umorganisationen Unsicherheit schaffen. So überrascht es nicht, dass vor allem beim Mittelbau arbeitsmedizinisch relevante Probleme auftraten, da dessen Stellung immer wieder Veränderungen oder zumindest Vorschlägen dahingehend unterworfen war.

Kontrollierte Swisscontrol

nds arbeit und gesundheit
Untersuchte die Arbeitsbedingungen bei Swisscontrol: Urs Näpflin. gross

Eine Arbeit, die heute vorgestellt wird, verfasste Urs Näpflin. Sie behandelt die ergonomischen und gesundheitlichen Aspekte bei Swisscontrol am Flughafen Zürich. Als erstes führt Näpflin eine terminologische Klärung zwischen Belastung und Beanspruchung ein: Eine Belastung wird als Last, die von aussen auf den Menschen einwirkt, aufgefasst. Diese kann je nach individueller Verfassung zu einer mehr oder weniger starken Beanspruchung führen.


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nds gesundheit und arbeit
Studienort: Kontrollraum der Swisscontrol. gross

Bei Swisscontrol klagen Flugverkehrsleiter zum Beispiel vermehrt über Nacken- und Schulterbeschwerden im Vergleich zu Programmierern. Dies resultiert aus der Belastung, die aus sehr häufigen gezielten Nickbewegung zur kontinuierlichen Kontrolle von Radarbildschirm und Flugstreifen besteht.

Ein bedeutender Störeinfluss bei Swisscontrol war der relativ hohe Geräuschpegel an den Arbeitsplätzen. Dieser wurde aber nicht durch Flugzeuglärm verursacht sondern durch interne Geräuschquellen wie Belüftungsgeräusche, irrelevante Gespräche oder Telefonsignale. Die Geräusche überschritten den Richtwert von 50 Dezibel für geistig anspruchsvolle Tätigkeiten. Grundsätzlich kann man aber immer noch sicher von Zürich aus abheben oder landen, denn gravierende Arbeitsplatz-Mängel konnte Näpflin nicht ausmachen. Die Beanspruchung könnte aber wieder zunehmen, da durch die Einschränkung von Anflugmöglichkeiten vermehrt Konfliktsituationen entstehen können.

Problematische Vibrationen

"Es gibt ein Arbeitsgesetz und Verordnungen, welche die Sicherheit und die Gesundheit am Arbeitsplatz fördern sollten. Es besteht aber kein Mittel, das den durchführenden Organen eine Kontrolle dieser Belange ermöglicht", sagte Vesna Sormaz. Diesen Mangel versuchte sie darum in ihrer Diplomarbeit abzuarbeiten. Dafür entwickelte sie einen Fragebogen für Baustellen/Strassenarbeiten auf der offenen Strecke. Aus der Auswertung des Fragebogens erfolgte die Abschätzung des Risikos für jede einzelne Baustelle und für jede einzelne Gefahr. Das Testen der Methodik erfolgte durch fünf Personen: zwei Bauingenieure, einen Baustellenchef, einen Arbeitshygieniker und eine angehende Arbeitshygienikerin auf den Baustellen, wo die Belagsarbeiten, Verlegen von Randsteinen und Leitungen sowie Erdarbeiten durchgeführt wurden. Die Erfahrungen der Beteiligten bestätigten, dass ein Bedarf nach einem ähnlichen Werkzeug besteht sowie die Bereitschaft zur Verbesserung der Situation. Der Fragebogen soll in einem iterativen Prozess aber noch verbessert werden.

Die Ergebnisse zeigen, dass die SUVA-Vorschriften auf Baustellen nicht vollständig umgesetzt werden, wobei die Vorschriften die Problematik der Arbeitshygiene und des Gesundheitsschutzes sowieso nur partiell abdecken. Schlecht steht es auf den getesteten im Bereich Lärm und Vibrationen. Die Arbeitshygienikerin forderte darum, dass die Aspekte des Gesundheitsschutzes bei der Kontrolle eingeführt werden sollten.

Die beiden Diplomarbeiten decken nur einen kleinen Bereich des Spektrum des NDS-AG ab. Wahrscheinlich ergäbe auch die Arbeitssituation bei Redaktion von ETH Life eine Diplomarbeit. Vor allem wenn man davon ausgeht, dass in dieser "geistig anspruchsvolle" Arbeit geleistet wird.


Nachdiplomstudium Arbeit + Gesundheit

Das interdisziplinäre Nachdiplomstudium Arbeit + Gesundheit, angeboten von der ETH Zürich und der Universität Lausanne, ist berufsbegleitend und dauert zwei Jahre. Es richtet sich an Personen mit einem Hochschulabschluss in Medizin, Natur- und Ingenieurwissenschaften oder einem gleichwertigen Bildungsstand. Die Ausbildung führt zum gesetzlich anerkannten Spezialisten für Arbeitsmedizin bzw. für Arbeithygiene in der Schweiz. Ein neuer Kurs beginnt im September 2001.




Fussnoten:
(1) Institut für Hygiene und Arbeitsphysiologie der ETH: www.iha.bepr.ethz.ch/
(2) Nachdiplomstudium Arbeit + Gesundheit: www.iha.bepr.ethz.ch/nd/
(3) Staatssekretariat für Wirtschaft: www.seco-admin.ch/
(4) Schweizerische Unfall Versicherungs Anstalt: www.suva.ch/scripts/suva/index_d.asp



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