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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 26.06.2006 06:00

Veranstaltungsreihe "Exzellenz in der Lehre"
Die Lehre unter der Lupe

Qualitätssicherung wird auch in der Hochschullehre immer wichtiger. Eine Veranstaltung des Didaktikzentrums der ETH zeigte auf, wie Studiengänge konkret evaluiert werden können und was ein umfassendes Qualitätsmanagement bedeutet.

Felix Würsten

Die Lehre an der ETH hat einen grundlegenden Wandel erlebt. Diesen Herbst werden in vielen Bachelor-Studiengängen die ersten Diplome vergeben, und gleichzeitig werden auch neue Masterstudiengänge angeboten. Ob die Studiengänge die Erwartungen, die man in die Bologna-Reform setzte, erfüllen, ist noch unklar. Wie die Qualität der neuen Studiengänge konkret evaluiert werden kann, zeigte das Didaktikzentrum der ETH (DIZ) (1) letzten Dienstag an einer Veranstaltung der Reihe "Exzellenz in der Lehre" auf. (2)

Unterschiedliche Wahrnehmung

Eine Umfrage nach der letzten Veranstaltung, die das DIZ Anfang Jahr durchführte, ergab, dass zahlreiche Dozierende, Mühe bekunden, die Qualität "ihrer" Masterstudiengänge einzuschätzen. 40 Prozent der Befragten gaben an, sie könnten dies nicht beurteilen; 30 Prozent kreuzten nur ein zurückhaltendes "gut" an – sie orten also Verbesserungsbedarf, interpretierte Wolfgang Schatz, Leiter des Projekts "Master4 – focused on research" (3) des DIZ, dieses Resultat. Das DIZ hat nun eine Checkliste erarbeitet, die eine Selbstevaluation der Masterstudiengänge ermöglicht. Es gehe darum, den Dozierenden ein Mittel in die Hand zu geben, um das bestehende Angebot zu optimieren, betonte Schatz.

Wie divergierend Studierende und Dozierende die Qualität der Lehre mitunter wahrnehmen, verdeutlichte Schatz am Beispiel Mathematik. Das CHE-Rankings 2006 (4) ergab, dass dieser Fachbereich bei den befragten Professoren einen sehr guten Ruf geniesst: 60 Prozent würden ihn für ein Studium empfehlen; 64 Prozent der Peers gaben an, die Mathematik an der ETH sei in der Forschung führend. In Kontrast dazu stehen die Antworten der Studierenden: Die Betreuung, das Lehrangebot und der Einbezug in die Lehrevaluation etwa wurde vom Nachwuchs schlecht benotet.

Zu viele Vorgaben

Verbesserungsbedarf sieht auch ETH-Rektor Konrad Osterwalder. Die Masterstudiengänge seien heute grösstenteils noch überladen, es fehle an Flexiblität und Freiräumen. Gerade dies sei aber ein wichtiger Punkt der Bolognareform. Osterwalder rief die Dozierenden auf, Konzessionen einzugehen und nicht alle Veranstaltungen ins obligatorische Programm zu packen. Wichtig sei auch, über den eigenen Gartenzaun zu blicken; ein Vergleich mit anderen Hochschulen lohne sich.


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Die Qualität der Lehre wird mehr und mehr kritisch unter die Lupe genommen. (Bild: Susi Lindig)

Kontinuierliche Kontrolle

Den Blick in einen fremden Garten ermöglichte Konstantin Meskouris, Prorektor für Lehre an der RWTH Aachen. Die IDEA-League-Partnerhochschule hat ein umfassendes Controlling eingeführt. So werden beispielsweise sämtliche Drittmittel in einer Datenbank erfasst, die ein Professor einwirbt, und mit dem Durchschnitt des entsprechenden Fachgebietes verglichen. Erreicht ein Professor die Mindestquote nicht, muss er dies begründen. Auch in der Lehre werden laufend Kennzahlen erhoben, die Rückschlüsse ermöglichen. Dass ein Professor viele Drittmittel eintreibe, dafür aber seine Grundvorlesungen vernachlässige, komme heute nicht mehr vor, lobte Meskouris.

Das Controlling der RWTH Aachen mutet auf den ersten Blick recht komplex an. Meskouris beteuerte zwar, die benötigten Daten könnten ohne grossen Aufwand erhoben werden. Beim Gedanken, dass an der ETH Ähnliches Usus werden könnte, dürften sich dennoch beim einen oder anderen Zuhörer die Nackenhaare leicht gesträubt haben. Im Publikum wurde denn auch der Verdacht geäussert, das Controlling sei vielleicht für die zentrale Administration einfach zu handhaben, führe aber an der Forschungs- und Lehrfront zu erheblichen Mehraufwand.

Forderungen der Politik

Hans-Dieter Daniel, Professor für Sozialpsychologie und Hochschulforschung und Leiter der Evaluationsstelle der Universität Zürich, wies darauf hin, dass heute verschiedene Ansätze zur Curriculums-Evaluation parallel nebeneinander existieren. Dazu gehören etwa die Kennzahlen-gestützte Evaluation, die Akkreditierung (von der Daniel entschieden abrät), das mehrstufige Peer-Review, die Meta-Evaluation, bei der mehrere Studiengänge miteinander verglichen werden, und die sogenannten "quality audits". Letztere gelten in Fachkreisen als sehr aussagekräftig, erfordern aber einen hohen Aufwand. Daniel rät der ETH-Schulleitung sich festzulegen, an welchen Ansatz sie sich künftig halten wolle. Durch das unstrukturierte Nebeneinander fühlten sich die Betroffenen administrativ überfordert.

Dass eine umfassende Qualitätssicherung unabdingbar ist, steht für Daniel ausser Frage. Die Politik habe die Verantwortung für die Verwendung der finanziellen Mittel den Universitäten übertragen. Nun sei es an diesen zu zeigen, dass sie mit den Geldern tatsächlich vernünftig umgehen. Gelinge dies den Hochschulen nicht, werde die Politik die Verantwortung wieder zurücknehmen, befürchtet Daniel. Insbesondere auf europäischer Ebene werde erwartet, dass die Hochschulen ein zusammenhängendes Qualitätsmanagement aufbauen.


Fussnoten:
(1) Homepage des Didaktikzentrums: www.diz.ethz.ch
(2) Die Unterlagen zur Tagung finden sich unter: www.diz.ethz.ch/veranstaltungen/exzellenz_in_der_lehre_an_der_eth/programm
(3) Informationen zum Projekt finden sich unter: www.diz.ethz.ch/projects/master4
(4) Siehe dazu auch "ETH Life"-Artikel "Zufriedene ETH-Professoren": www.ethlife.ethz.ch/articles/news/cheranking.html



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