ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
Print-Version Drucken
Publiziert: 28.05.2002 06:00

Internationale Studie zur Ingenieurausbildung
Hohe Reputation der ETH

In einer internationale Studie an zehn europäischen und US-amerikanischen Hochschulen wird die ETH als zweitbeste Hochschule für die Ingenieurausbildung eingeschätzt. Die kosmopolitsche Ausrichtung und das sechsstufige Unterrichts-Evaluationsmodell sind weitere Pluspunkte.

Von Christoph Meier

Die ETH Zürich wurde 1854 als Polytechnikum gegründet und heute noch basiert ihr Ruf zumindest zum Teil auf ihrer Ingenieurausbildung. Ein hohes Niveau der Ingenieurausbildung in Zürich attestiert auch eine letzte Woche präsentierte Studie (1). Das Projekt "SPINE" (Successful Practices in International Engineering Education) geht aus einer Initiative des ETH-Rates sowie der Gruppe Engineers Shape our Future (INGCH) hervor und beruht auf rund 2000 Interviews mit Professoren, Ingenieuren und Managern von zehn europäischen und US-amerikanischen Hochschulen (2) . Ziel der Studie ist gemäss den Verfassern nicht das Erstellen eines Rankings, sondern das Herausfinden von "successful practices" und die Implementierung von angemessenen organisatorischen Änderungen.

ETH: hervorragender Ruf

Bei der Bewertung des Rufes erreichte die ETH Zürich auf einer Skala von 1 bis 6 einen Wert von 5.1, was das zweitbeste Resultat hinter dem MIT (5.6) darstellt. Die Einschätzung entspricht auch der der ETH-Ingenieure, wobei die ETH-Professoren die ETH noch positiver bewerten. Bemerkenswert das Selbstbewusstsein der MIT-Dozentenschaft, die ihrer Hochschule den Höchstwert gibt. Als exzellent und somit eine "successfull practice" wird bei den ETH-Maschineningenieuren eine Gruppenarbeit zur Produktentwicklung eingestuft. Ebenfalls positiv erwähnt die Studie das interne und externe Evaluationsverfahren der Zürcher Hochschule. Zudem fällt die ETH durch das hohe Mass an Internationalität der Dozentenschaft auf und dadurch, dass mehr als 50 Prozent der Vollzeit-Professuren durch gezieltes Anfragen an die Schule geholt wurden.

Gute und teure Evaluation

Wie bereits die Schulleitung (3)stellt auch die Studie aufgrund der Budget-Beschneidungen negative Folgen in Aussicht. So werde die Konkurrenzfähigkeit beim Anwerben von Dozenten schlechter. Extern wird ein Problem für die ETH-Ingenieure im ausgetrockneten Arbeitsmarkt erkannt. Obwohl die Evaluation der ETH wie erwähnt als gut erachtet wird, wird darauf hingewiesen, dass eine solche auch relativ kostspielig ist. Ein Departement mit 20 Professoren und 900 Studenten benötigt über 50 Personen-Monate und 100 000 Franken.


weitermehr

Ausgezeichnete Rekrutierung

Bei der Bewertung der pädagogischen und didaktischen Fähigkeiten gehen die Einschätzung von Dozierenden und Studierenden bei der ETH auseinander. Christoph Niedermann vom Rektorat der ETH ist überzeugt, dass die Ergebnisse in den Unterrichtskommissionen der Departemente analysiert und kommentiert werden. "Dort sind ja die Studierenden, Assistierenden und Dozierenden paritätisch vertreten." Die Initiative für allfällige Massnahmen würde in den Departementen formuliert und umgesetzt.

Für Niedermann, der an der Schnittstelle ETH/Maturitätsschulen involviert ist, ist an der SPINE-Studie vor allem interessant, wie das Imperial College (IC) die Kommunikation mit den Mittelschulen betreibt. Als "successfull practice" erwähnt SPINE das Frauenrekrutierungsprogramm WISE des IC. Angesprochen darauf, was die ETH diesbezüglich mache, erwähnt Niedermann die Maturanden-Informationstage im September, die Mittelschülerinnentage im Juni sowie die zahlreichen Informationsmassnahmen und -veranstaltungen einzelner Departemente. "Hier ist besonders das Departement Informatik zu nennen, dessen Anstrengungen in der Frauenförderung und Kommunikation mit Mittelschülerinnen letztes Jahr von Bundespräsident Leuenberger ausgezeichnet worden ist."

Kulturelle Unterschiede

Grundsätzlich zeigte sich, dass die US-Hochschulen zentraler geführt werden und somit die Dozierenden weniger unabhängig sind. Bei der Einschätzung ihrer Leistungen benoten Dozierende höher als Studierende und Amerikaner höher als Europäer, wobei die Studienverfasser das zweite als Folge des Kulturunterschiedes interpretieren. Ein weiterer Unterschied zwischen Dozierenden und Studierenden ist, dass diese die Relevanz der Ausbildung für Industriepraxis und Industriezusammenarbeit als wichtiger erachten als jene. Die Dozenten stufen breit anwendbare Fähigkeiten als wichtiger ein als spezifisches Ingenieur-Know-how.

Hauptaufgabe des Präsidenten

Als wichtigstes Kriterium für die Ausbildungsqualität wird die Qualität der Dozenten und der Infrastruktur erachtet. Diese Meinung teilt auch Christoph Niedermann: "Von allen qualitätssichernden Massnahmen einer Universität ist die Berufung von Professorinnen und Professoren wohl die entscheidendste." Wenn die ETH ihr heutiges Niveau in Forschung und Lehre halten, ja sogar noch verbessern wolle, dann müsse sie versuchen, die weltbesten Fachleute zu berufen. "Die Berufungen sind nicht zufällig die Hauptaufgabe des Präsidenten."


Fussnoten:
(1) Die vollständige SPINE-Studie (Successful Practices in International Engineering Education): www.ingch.ch/fr/sites/bildung/spine1.pdf
(2) Carnegie Mellon University, Pittsburgh, USA; Ecole Centrale Paris, Paris, F; Eidgenössische Technische Hochschule Zürich; Ecole polytechnique fédérale de Lausanne; Georgia Institute of Technology, Atlanta, USA; Imperial College, London, UK; Kungl Tekniska Högskolan Stockholm, S; Massachusetts Institute of Technology, Cambridge/Boston, USA; Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, D; Technische Universiteit Delft, NL
(3) ETH-Life-Bericht "ETH-Finanzen: die Lage ist ernst": www.ethlife.ethz.ch/tages/show/JahresMedienkonfe4.html



Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!