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Rubrik: Tagesberichte |
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Tibet-Wochen an der ETH Zürich: Richard Ernst und "Science meets Dharma" Interkultureller Brückenschlag |
"Science meets Dharma" ist ein Projekt, mit dem der Dalai Lama den Dialog zwischen Buddhismus und Wissenschaft fördern will: In Indien werden heute im Rahmen dieses Projekts, das Nobelpreisträger Richard Ernst am Dienstag einem grossen Publikum im Hauptgebäude der ETH vorstellte, Mönche und Nonnen in Ergänzung zu ihren religiösen Studien mit den westlichen Wissenschaften vertraut gemacht. Schweizer Koordinator des Projekt ist Kalsang Chokteng. Richard Ernst schilderte diesen interessanten interkulturellen Brückenschlag. Das Projekt "Science meets Dharma" war das Thema eines öffentlichen Vortrags von Nobelpreisträger Richard Ernst im Rahmen der von "projekt21" organisierten Tibet-Wochen (1). Als Kenner der tibetischen Kultur und der buddhistischen Lehre setzt sich Richard Ernst im Rahmen dieses Projekts für einen Gedankenaustausch zwischen Ost und West ein. Spannende Horizonterweiterung Im Vortrag ging es nicht nur um den interkulturellen Brückenschlag allgemein, sondern um die Hintergründe und Ziele, welche mit dem Projekt "Science meets Dharma" und damit mit der Ausbildung tibetischer Mönche und Nonnen in westlichen Wissenschaften zusammenhängen. Diese Ausbildung, die laut Richard Ernst meist bei Null anfängt und daher sehr schwierig, aber auch äusserst befriedigend sei, soll den Tibetern den Anschluss an die heutige technologische Realität ermöglichen. Und gleichzeitig, so der Nobelpreisträger: "Die Realisierung dieses Projekts ist für die westlichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wie für die tibetischen Buddhisten eine wichtige Horizonterweiterung."
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Die Idee wurde 1998 "geboren" Richard Ernst erinnerte seine Zuhörerinnen und Zuhörer daran, dass die Schweiz das erste Europäische Land gewesen sei, das bereits 1961 begonnen hatte, Tibet-Flüchtlinge aufzunehmen. Um ihnen den Verlust der Heimat und die Konfrontation mit einer völlig fremden Kultur zu erleichtern, wurde 1968 für die in der Zwischenzeit stark gewachsene Flüchtlingskolonie das tibetisch-buddhistisches Institut in Rikon gebaut, das heute zum Zentrum des kulturellen und religiösen Lebens der Tibeter in der Schweiz geworden ist. 1998, bei seinem ersten Besuch im Tibet-Institut Rikon, habe der Dalai Lama geäussert, er wünsche sich, dass hier junge tibetische Mönche in einem Turnus neben ihren klösterlichen Pflichten mit westlichen Wissenschaften vertraut gemacht würden. Die Kenntnisse, welche sie in diesem Studium erwerben würden, sollten sie dann in den indischen Exilklöstern weitergeben. Beginn mit vier Mönchen Vier junge Mönche begannen daraufhin mit dem Studium der englischen Sprache sowie der westlicher Wissenschaftskunde. Gleichzeitig liefen aber auch Vorbereitungen für das Projekt "Science meets Dharma" in Sera Monastery, Südindien, voll an. Richard Ernst dazu: "Ursprünglich sollten die Mönche aus Rikon Universitäten in der Schweiz besuchen und ihr Wissen anschliessend nach Indien tragen, was aber kaum realistisch war." So sei die Idee aufgekommen, Schweizer Lehrer nach Indien zu schicken. "Peter Lindegger, Hans-Heinrich Kuhn, Jacques Kuhn, ich und andere erarbeiteten so das Konzept für dieses Projekt." Realisiert wurde es von Hans-Heinrich Kuhn und Kalsang Chokteng. So geniessen nun seit 2002 Mönche und Nonnen, in grösserer Zahl als dies in der Schweiz möglich gewesen wäre, mit dem selben Ziel von westlichen Lehrern und Instruktoren unterrichtet, in Sera ihre naturwissenschaftliche Ausbildung. Und dies innerhalb eines arbeitsreichen Klosteralltags, in dem die Zeit fürs Lernen sehr knapp bemessen ist. Richard Ernst illustrierte seine Ausführungen mit einigen Dias von seinem Besuch und dem Zusammentreffen mit den Äbten der Klöster von Sera und Mundgod, wo 165 Nonnen leben. Längerfristig geht es um den weiteren Aufbau und die Konsolidierung des Projekts, sagt Richard Ernst. Denn in einiger Zeit würden die jungen Mönche und Nonnen über eine naturwissenschaftliche Grundausbildung verfügen, auf der weiter aufgebaut werden könne. |
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