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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 08.01.2001 06:00

Studierendenzahlen
Klasse statt Masse

Die ETH bleibt attraktiv für Studienanfänger aus aller Welt. Vor allem in Sachen Doktorat besteht ein regelrechter Run ans Poly, und das Image, eine Männerhochburg zu sein, muss zumindest für einzelne Fächer revidiert werden. Das zeigen die neusten Zahlen der ETH-Studierendenstatistik.

Von Norbert Staub

Die Kunst des Zahlenverkaufens: die ETH in Lausanne machte sie vor: Schon im Dezember meldete die Schwester-Hochschule euphorisch Rekordzahlen von der Studierendenfront: erstmals über 5000 Studierende, 13 Prozent Zuwachs bei den Neueintritten im Verleich zu 1999 und einen "Rush" auf die Informatik und Mikrotechnik. Den Rückgang, beziehungsweise die Stagnation in den anderen Abteilungen mochte man da nicht so sehr betonen.

Von der Massen- zur Forschungsuni?

Etwas später (Stichtag 12. Dezember 2000) präsentiert jetzt die ETH Zürich ihre Studierendenzahlen. Laut Rektoratsleiterin Dorothea Christ sind Studienwechsel, Studienabbrüche und Eintritte nach Semesterbeginn berücksichtigt. Im Jahr 2000 haben 2822 Lernhungrige aller Stufen neu an die ETH zu studieren begonnen, eine Zunahme von 114 gegenüber dem Vorjahr. Gar einen Run verzeichnet das Doktoratsstudium: hier gab es einen Zuwachs von über 25 % oder 125 Personen, dies bei einer Stagnation der Gesamtstudierendenzahl. Rektor Konrad Osterwalder dazu: "Das bestätigt den schon länger anhaltenden Trend vom Diplomstudium zum Doktorstudium. Diesbezüglich denkt die Schulleitung darüber nach, ob die Graduate- und Doktorstufe speziell gestärkt werden soll." Geschieht dies aufgrund des festgestellten Trends? "Nein", so Osterwalder, "dahinter steckt eine hochschulpolitische Überlegung. Unser Ziel ist es, die ETH noch ausgeprägter zu einer Forschungsuniversität mit einem starken Anteil von Graduate- und Doktorats-Studierenden zu machen."

Widersprüchliche Ingenieurwissenschaften

Vordergründig scheint sich alles im Rahmen der langjährigen Entwicklung zu bewegen. Aber im einzelnen zeigen sich starke Bewegungen. Viel Licht, aber auch Schatten etwa bei den neu eintretenden Ingenieuren aller Studienstufen: die Informatik (plus 77 Studierende, resp. 30 %) und die Elektrotechnik (plus 51, resp. 22,6 %) überflügeln alle anderen Fächer. Die Werkstoffe hingegen mussten eine Einbusse von 31 % hinnehmen, die Zahl sackte von 90 auf 62 ab. Gerade hier ist es aber schwierig, von einem Trend zu sprechen: zu stark haben die Daten in den letzten Jahren geschwankt. Jedenfalls zeigt sich Konrad Osterwalder besorgt: "Dieser Rückgang bei den Werkstoffingenieuren ist weder unsere Absicht, noch widerspiegelt er die Nachfragesituation. Werkstoffingenieure sind gefragter denn je."

Dank den Boomfächern bleiben die Ingenieure generell der Bereich mit dem stärksten Zuwachs: plus 10,2 %. Auf der "Verlierer"-Seite scheinen die systemorientierten Naturwissenschaften zu stehen, allen voran die Lebensmittelwissenschaften (von 99 auf 69 Neueintritte im Jahresvergleich). Diesen Eindruck korrigiert aber gleich wieder ein Blick auf die Gesamtzahl der Studierenden dieses Fachs: diese blieb praktisch konstant.


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Auf dem Weg zur Forschungsuni:Die ETH will das Graduate- und Doktorstudium stärken.

Das Minus bei den Neueintritten könnte auch mit den Jobaussichten nach Studienschluss zusammenhängen: "Die Beschäftigungsstatistik der ETHZ, welche auf Befragungen unserer Absolventen beruht, zeigt auf, dass es sich in diesem Bereich als schwieriger erweist eine Stelle zu finden als beispielsweise bei den Betriebs- und Produktionswissenschaften, der Informatik und der Elektrotechnik", erklärt Michael Fuchs vom ETH-Informationsmanagement.

Die Frauen kommen - und die Ausländer

Die ETH - ein Männerverein? Bei neu insgesamt 3051 weiblichen Studierenden, einem Anteil von über 26 %, kann wenigstens ernsthafter darüber diskutiert werden als auch schon. Die Frauen ziehts vor allem in die Informatik (plus 28 Studierende), aber auch ins Turn- und Sportlehrerstudium (plus 23). Weiblichen Zuwachs kann auch der Maschinenbau verzeichnen. Die Pharmazie dagegen verzeichnet 17 Studentinnen weniger als noch 1999. Konrad Osterwalder findet den Zuwachs an weiblichen Studierenden "höchst erfreulich". Und besonders begeistert sei er, "wenn traditionell männliche Bastionen wie Maschinenbau oder - erstaunlicherweise - auch Informatik langsam erschlossen werden." Aber vom Hauptziel, das enorme intellektuelle Potenzial, das im weiblichen Teil der Bevölkerung vorhanden ist, adäquat auszuschöpfen, sei die ETH "noch weit entfernt". Die Pharmazie sei zur Zeit sehr stark im Umbruch. "Da sind Verschiebungen in der Studentenpopulation zu erwarten", so Osterwalder. Viel Bewegung herrscht bei den ausländischen Studierenden: deren Neueintritte haben sprunghaft zugenommen: um runde 19%; entsprechend viele sind auch ausgetreten, denn gesamthaft ist die Zahl ausländischer Studierender um nur 5 auf 2211 gestiegen.

Ansturm für 2002 erwartet

Im kommenden Jahr dürfte einem in den Mensa-Warteschlangen der Magen noch länger knurren als heute schon. Denn wegen der Umstellung der Mittelschuldauer gelangen die ersten doppelten Maturitätsjahrgänge an die ETH. Rektor Konrad Osterwalder: "Ich bin gespannt: wir erwarten einen Zuwachs von etwa 8 Prozent. Übernächstes Jahr könnte es gar ein Plus von 25 Prozent geben."




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