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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 28.10.2002 06:00

Biometrie an der ETH
Der Körper als Ausweis

Nach dem 11. September 2001 hat sich einiges verändert. Kameras wurden aufgestellt und Gesichtserkennungssysteme eingeführt. Der Körper wird zum Ausweis. Auch an der ETH ist Biometrie ein Thema. So hat zum Beispiel das Informationszentrum „Chemie Biologie“ ein Fingerabdrucksystem eingeführt, um den Zutritt zu seinen Räumen auch nachts und an Wochenenden zu gewährleisten.

Von Regina Ryser

Für Claudia I. ist es einer dieser Tage, an denen sie am liebsten im Bett geblieben wäre. Alles läuft schief. Ausgerechnet in der Mittagspause, als Claudia ihr Essen in der ETH Mensa bezahlen will, ist ihr Portemonnaie weg. Den Rummel in der ETH-Mensa machen sich Diebe zunutze. Hätte Claudia gewusst, dass etwa siebzig Kameras an der ETH für Recht und Ordnung sorgen, wäre der Dieb ihres Portemonnaies möglicherweise gefasst worden. Claudia I. hätte sich an die richtige Abteilung wenden und den Vorfall melden müssen: an die Sicherheitsabteilung (1). Gemäss dem Sicherheitschef der ETH, Beat Müller, konnte vor einigen Monaten ein Dieb der Polizei übergeben werden.

Was diese schrägen Vögel wohl überwachen? Überwachungskameras in Helsinki. Mit freundlicher Genehmigung von Daniel Boos, Big Brother Awards Schweiz. gross

Keiner sieht ständig hin

Die Kamera-Aufnahmen werden allerdings erst überprüft, wenn bei der Sicherheitsabteilung ein Diebstahl gemeldet wird. Dies muss innert 24 Stunden geschehen, da die Daten laut Gesetz (2) nach dieser Frist überschrieben werden müssen.


ETH für Schnüffelpreis nominiert
Am 29. Oktober ist es wieder soweit. In fünf Kategorien werden zum dritten Mal die „Big Brother Awards“ (3) vergeben. Spezielle Auszeichnungen für diejenigen Firmen, Organisationen und Personen, die einen Blick zuviel in die Privatsphäre werfen. Dieses Jahr findet die Preisverleihung im Casinotheater in Winterthur statt. Mit dabei ist ein prominenter Gast aus dem Comedy- und TV-Bereich. Auch für dieses Jahr wurden neben vielen anderen wiederum die Firmen Roche und Microsoft nominiert. Gleich viermal nominiert wurde der Flughafen Kloten mit seinem Gesichtserkennungssystem. Auch die ETH wurde nominiert: aufgrund ihres Fingerabdrucksystem im Informationszentrum Chemie Biologie (siehe Hauptartikel).



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Die CCD-Kamera scannt den Finger und speichert die wichtigsten Merkmale ab. gross

Die Bilder der Überwachungskameras erscheinen zwar auf den Computern der Zentrale, aber es sei nicht die ausschliessliche Aufgabe des Sicherheitsdienstes, dauernd dort präsent zu sein und die Bilder zu registrieren. „Dies wäre ein zu grosser Aufwand und überhaupt nicht möglich“, erklärt Beat Müller. Deshalb werden die Aufnahmen erst dann gesichtet, wenn ein Verbrechen bei der Sicherheitsabteilung gemeldet wird. Die übrige Zeit sieht keiner hin.

Finger verschafft Zutritt

Kontrolle gibt es auch beim ETH-Informationszentrum Chemie Biologie (siehe Kasten). Dort wurde für die Zutrittskontrolle ausserhalb der Öffnungszeiten ein neues Fingerabdrucksystem installiert. Trotzdem bleibt der Zugang einfach - wenn man registriert ist. Man hält den registrierten Finger ins Gerät, wartet, bis der rote Balken im Kästchen ganz rot ist und das rote Licht erlischt. In diesem Moment hört man ein Klicken und hat eine Sekunde Zeit, um die Tür zu öffnen. Für diejenigen, deren Finger das System schlecht erkennt, hat Martin Brändle vom Informationszentrum Chemie Biologie einen Tipp: „Den Finger über die Stirn streichen bevor man ihn auf den Leser des Gerätes drückt.“ Vor der Registrierung wird eine Vereinbarung unterzeichnet, welche die Zugangsberechtigten zur Einhaltung der Benutzerregeln und das Informationszentrum zur Geheimhaltung der gespeicherten Daten verpflichtet. Martin Brändle macht darauf aufmerksam, dass nicht kontrolliert wird, wer wann hinein geht und heraus kommt. Ist die Vereinbarung unterzeichnet, erfolgt die Einlesung ins System über eine CCD-Kamera. Die wichtigsten Merkmale des Fingers werden auf den Türsteuergeräten gespeichert. Dies ermöglicht den Zutritt auch bei einem Ausfall des Netzwerkes.

Keine Überwachung

„Damit der Fingerscanner den Zutritt gewähren kann, stellt die Person, die Zugang erhalten will, vorher dem System ihren Fingerabdruck als Vergleichsreferenz zur Verfügung“, erklärt Christofer Hierold ETH-Professor für Mikro- und Nanosysteme. Dies bedeutet, dass der Nutzer damit einverstanden ist, dass er in ein technisches System eingelesen wird. „Die Benutzung von Fingerscannern hat somit genauso wenig mit Überwachung zu tun wie die Eingabe einer PIN-Nummer. Sie ist lediglich eine bequeme Möglichkeit, sich als zugangsberechtigte Person zu erkennen zu geben“, betont Hierold. Der Finger wird drei- bis fünfmal eingelesen und erzeugt ein Referenzmuster. Dieses Referenzmuster wird analysiert. Dabei werden die Enden von weissen und schwarzen Linien, genannt Minutien, identifiziert und abgespeichert. „Ein Fingerabdruck kann mehr als zehn hoch 17 unterschiedliche Merkmalskombinationen zeigen“, so Christofer Hierold.


Literaturhinweise:
Informationszentrum Chemie Biologie: www.infochembio.ethz.ch

Fussnoten:
(1) Sicherheitsabteilung: www.sicherheit.ethz.ch
(2) Verordnung über die Sicherheit (SR 120.72), Art. 15 Abs. 3: www.admin.ch/ch/d/sr/120_72/a15.html
(3) Big Brother Awards: www.bigbrotherawards.ch



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