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Rubrik: Tagesberichte |
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International Conference on Agricultural Research for Development an der ETH Zürich Forschung contra Armut |
Das European Forum on Agricultural Research for Development (EFARD) (1) führte vom 27. bis 29. April an der ETH Zürich eine internationale Konferenz zur Landwirtschaftsforschung im Dienste der Entwicklungsländer durch. Ziele der Debatten waren Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit und eine nachhaltige Entwicklung. Die Tagung wurde im Auftrag des EFARD und des Swiss Forum for International Agricultural Research (SFIAR) (2) vom Schweizerischen Zentrum für Internationale Landwirtschaft (ZIL) (3) organisiert. An der EFARD Konferenz diskutierten rund 400 Teilnehmende aus ganz Europa und aus vielen Entwicklungsländern rund um das Thema Landwirtschaftsforschung, und es wurden gemeinsam innovative Projekte im Dienste der Partner im Süden entwickelt und vorgestellt. Im Mittelpunkt der Konferenz standen die Identifizierung gemeinsamer Forschungsinteressen auf europäischer Ebene und der Beitrag der europäischen landwirtschaftlichen Forschung zu globalen Herausforderungen wie Armutsbekämpfung, Ernährungssicherung und Schutz der natürlichen Ressourcen. Eine Vision realisieren Wie soll die Agrarforschung der Zukunft auf neue Herausforderungen wie Globalisierung, Liberalisierung der Märkte, Übernutzung von Ressourcen und Klimaveränderungen reagieren? - Zu diesen Fragen nahm an den drei Konferenztagen namhafte Referenten Stellung, unter ihnen Ian Iohnson, Vizepräsident der Weltbank (4), der die Konferenz mit einer Vision, die realisierbar wäre, eröffnete: Wenn man die richtigen Massnahmen trifft, liesse sich bis zum Jahr 2050 die Situation der Ärmsten erheblich verbessern, stellte er fest. Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen könnte in den Ländern, die heute tiefe oder mittlere Einkommen haben, 6300 Dollar betragen. Die Lebenserwartung würde sich von 64 auf 72 Jahre erhöhen, und statt 85 würden nur noch 17 von 1000 Kindern vor dem fünften Lebensjahr sterben. Unter Erwachsenen könnte der Alphabetisierungsgrad von 75 auf 95 Prozent steigen. Zudem könnten wichtige Grundbedürfnisse wie die nach Wohnung, Nahrung und Bekleidung befriedigt werden. Als Beispiel einer menschengerechten Entwicklung führte Johnson konkret aus: "Über zwei Milliarden Menschen leben heute pro Tag von weniger als zwei US-Dollar, während eine europäische Kuh mit mehr als eben dieser Summe täglich subventioniert wird."
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Der Schlüssel, um diese Verbesserungen zu erreichen, sei die Agrarforschung, betonte Johnson. Dafür sei die Landwirtschaft heute umweltfreundlich und sozialverträglich umzugestalten. Aufbauend auf den Erkenntnissen von Forschung und Technologie ermögliche nachhaltige Landwirtschaft erhöhte Produktivität und damit erhöhte Einkommen, verbesserte Gesundheit und Ernährung sowie den Schutz der natürlichen Ressourcen von Land, Wasser und biologischer Vielfalt. Gleichzeitig komme es darauf an, die Handelsungerechtigkeiten zu eliminieren. Produktion Richtung "Bio" Am Kongress wurden verschiedene Projekte vorgestellt und diskutiert. Dazu gehörten Projekte, um die Lebensbedingungen von Kleinbauern durch nachhaltige Landwirtschaft zu verbessern: Ein Beispiel war die Produktion von Butter aus dem Karitébutter-Baum in Mali, die nicht nur als Nahrungsmittel, sondern auch in der Medizin und in der Kosmetik eingesetzt wird. Die Vernetzung von Kleinbäuerinnen, welche die Butter produzieren, mit Akteuren der Vermarktung schaffe Absatzmöglichkeiten und gewährleistet gleichzeitig die nachhaltige Nutzung der Bäume. In einem WWF-Workshop wiederum diskutierten die Teilnehmenden am Beispiel von Feldprojekten in Pakistan, Indien und Australien die Produktion von Baumwolle ohne Einsatz von Pestiziden und ohne Wasserverschwendung, um die Bedrohung von Mensch und Natur auszuschalten. Andere Projekte widmeten sich dem Biolandbau. Als Diskussionsbeispiel diente die biologische Kokusnussproduktion in Kuba für den Schweizer Markt. "Landwirtschaft und Gesundheit", "Tierhaltung zur Ernährungssicherung und Armutsbekämpfung" waren grob umrissen weitere Themen der Tagung, wie auch ein ETH-Projekt, das bereits in den "Welten des Wissens" vorgestellt wurde: Die Kartoffelforschung.
Cassava war der Anfang Vor mehr als zehn Jahren, ein Jahr nach dem UNO Gipfel in Rio zu Umwelt und Entwicklung, wurde das Zentrum für internationale Landwirtschaft ZIL mit der Absicht ins Leben gerufen, durch Agrarforschung zur Hungerbekämpfung und nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Wie es Peter Rieder, erster ZIL-Präsident kürzlich in seiner Abschiedsvorlesung formulierte, ging es zunächst darum, die Nahrungsmenge zu steigern, was am besten mit höheren Erträgen erreicht werden konnte. Vor allem die Forschung über die tropische Wurzelfrucht Cassava (5) verfolgte diesen Ansatz. Heute geht man davon aus, dass Hunger in erster Linie ein Armutsproblem ist, das heisst, dass sich die Menschen die Nahrungsmittel - obwohl in genügender Menge erhältlich - nicht leisten können. Am ZIL wurde deshalb das Forschungsprogramm Nutztiersysteme als neuer Schwerpunkt aufgebaut. ZIL ist aber seit 1993 dank seines umfassenden Netzwerks auch die Schnittstelle der ETH zur Internationalen Agrarforschung in der Entwicklungszusammenarbeit. Dies wird in der Ausstellung der "Welten des Wissens"(6) sichtbar, in der ZIL den Stand "Entdecke den Schatz der Inkas" präsentiert. Dort werden zwei Projekte zur Kartoffelforschung in Peru und Ecuador vorgestellt, die – ebenso wie die Nutztierforschung - von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA finanziert werden. In Peru geht es um den Erhalt und die Vermarktung alter Kartoffelsorten und in Ecuador um eine Initiative gegen die Kraut- und Knollenfäule. |
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