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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 21.06.2004 06:00

Konzert des Akademischen Orchesters Zürich
1:0 für die Musik

Die Finlandia und das Violinkonzert von Jean Sibelius sowie die Symphonie Nr. 10 von Dmitri Schostakowitsch standen letzten Donnerstag auf dem Programm des Akademischen Orchesters Zürich. Die Solistin Ina Dimitrova begeisterte die Zuhörer, die sich auch durch die Fussball-EM nicht von einem Besuch in der Tonhalle abhalten liessen.

Von Christoph Meier

Die Tonhalle war – fast unüblich – locker besetzt letzten Donnerstag, als das Akademische Orchester Zürich sein Semesterkonzert zur Aufführung brachte. Die Fussball-EM schien auch in akademischen Kreisen eine ernsthafte Konkurrenzveranstaltung zu sein. Das hielt aber natürlich den Dirigenten Johannes Schläfli und sein „Team“ nicht davon ab, als erstes Jean Sibelius' Finlandia in Angriff zu nehmen. Die düstere, dräuende Stimmung zu Beginn beschworen die Musizierenden überzeugend herauf, doch die hier teilweise berechtigt diffuse Stimmung blieb fast im ganzen Stück erhalten. Daran änderte auch der kraftvolle Schluss wenig. Das war insofern etwas schade, da beispielsweise die Hymne durchaus die Möglichkeit zum klaren Schwelgen geboten hätte. Wollte man sich vielleicht von den Hymnen bei der Fussball-EM abgrenzen?

Reiche Klangpalette

Dass begnadete Einzelspieler eine Mannschaft mitreissen können, gilt nicht nur für den Fussball. Als beim Violinkonzert die Solistin Ina Dimitrova einsetzte, war schnell klar, hier liegt ein Gestaltungswille vor, der sich auch auf das Orchester überträgt. Bereits den ersten Einsatz spielte die Geigerin mit wunderschön fahlem Ton. Doch damit war nur eine Farbe ihrer reichhaltigen Klangpalette ertönt. Im Verlauf des Konzertes demonstrierte Dimitrova klanglich wie interpretatorisch ihr Können. Selbst bei den vielen Arpeggien Ende des ersten Satzes konnte man eine Entwicklung hören. Mit ihren Blicken ins Orchester schien Dimitrova dieses auch aufzufordern, ihr zu folgen, was dieses auch überzeugend tat. Sowohl beim Mittelsatz mit den Holzbläserseufzern zu Beginn, wie auch dem schwungvollen Schlusssatz ergänzten die akademischen Musiker die Solistin gekonnt.


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Interpretierte eindrücklich das Violinkonzert von Jean Sibelius: Ina Dimitrova. (Bild: Ueli Strebel) gross

„Instrumentenkunde“

Nach der Pause Schostakowitschs 10. Symphonie, in der gemäss dem Komponisten Stalin in Musik gesetzt wird. Vieles war zu hören: Düsteres, Bedrohliches, Schweres, Lärmiges und ganz selten auch Heiteres. Der Zuhörer konnte auch erfahren, wie viele Stimmungen sich durch verschiedene Lagen der Instrumente ergeben können, sei es anhand der tiefen Flöte im ersten Satz oder des hohen melancholischen Fagottes im letzten. Von der Lage her nicht untypisch, aber schön irisierend gespielt war der Schluss des Moderatos mit den Piccoli.

Mag sein, dass der Komponist durch die vielen Wiederholungen der Themata das Gefühl einer gewissen Penetranz hervorrufen wollte, doch manchmal stellte sich bei Schostakowitschs Stück die Frage, ob durch eine entsprechende Interpretation nicht noch mehr Abwechslung möglich gewesen wäre. Will man bei dem insgesamt überzeugenden Spiel des Orchesters vielleicht noch einen weiteren Kritikpunkt anführen, wären es die wenigen dynamischen Abstufungen. Sehr schnell war es jeweils sehr laut. Eventuell gibt es aber auch hier eine Parallele zum Fussball, indem sich gegen Ende des Spiels eine gewisse Ermüdung einstellt. Überstrapazieren sollte man den Vergleich nicht, denn Verlierer gab es in der Tonhalle keine, was auch der ungeteilte Applaus zeigte.

Wer immer noch Zweifel an den Vorzügen der Musik gegenüber dem Fussball hat, der kann heute Abend einmal für die Kunst in die Offensive gehen und das Konzert des akademischen Chors Zürich in der Tonhalle besuchen (1). Wetten, dass es mindestens 1:0 für die Musik ausgeht?


Fussnoten:
(1) Programm des Akademischen Chors Zürich: www.acz.ethz.ch/konzerte2.html



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