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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 10.11.2005 06:00

Semesterprogramm des ETH-Lehrstuhls für Benutzeroberfläche
Nicollier als Bauherr an der ETH

Der Schweizer Astronaut und Astrophysiker Claude Nicollier lässt zwei Habitate für sich entwerfen. Studierende des Lehrstuhls für Benutzeroberfläche von Gregor Eichinger positionieren eines in den Schweizer Alpen und eines im erdnahen Weltraum. Am Dienstag traf Nicollier seine Architekten und erzählte ihnen von seinen faszinierenden Weltraumerfahrungen.

Christoph Meier

Neuland, oder vielleicht präziser Neuraum, ist ein Thema, das Claude Nicollier beschäftigt. So stellt für den Schweizer Astronauten, der bisher rund 42 Tage im Weltraum verbrachte, die Expansion der Menschheit über die Erde hinaus einen wichtigen Entwicklungsschritt für diese dar. In seinem Vortrag „Being in Space“ von letztem Dienstag wies er vor den Studierenden des Lehrstuhls für Benutzeroberfläche (bof!) von Gregor Eichinger darauf hin (1), dass jede bemannte Raumfahrt eines Ziels bedürfe, sei es beispielsweise die Reparatur der „Entdeckungsmaschine“ Hubble, des bekannten Weltraum-Teleskops.

Stille und Teeessen mit Chopsticks

Der Astronaut erzählte aber nicht nur über die Motivation für Missionen ins All, sondern auch von den besonderen Bedingungen und persönlichen Erfahrungen dabei. Illustriert mit fantastischen Bildern zeigte er, wie 600 Kilometer über der Erdoberfläche mit den Roboterarmen des Space Shuttles gearbeitet wird. Damit der Astronaut richtig manipulieren kann, ist es nötig, dass seine Füsse auf einer Plattform fixiert sind. Das Ganze geschieht bei einer Geschwindigkeit von 28 000 Kilometer pro Stunde und hat zur Folge, dass man in rund 100 Minuten einmal die Erde umkreist. Das Ganze geschieht in absoluter Stille.

Im Innern des Shuttles herrscht gemäss Nicollier auch Ruhe, einzig das Summen der Ventilatoren sei zu hören. Diese sind nötig, da unter der Bedingung der Schwerelosigkeit die Konvektion fehlt und eine mangelnde Luftbewegung zu einer Kohlendioxidglocke über den Köpfen der Besatzung führen würde. Besonders ist auch die Ernährung, wie der Astronaut eindrücklich mit einem Bild illustrierte. Auf diesem nimmt ein Kollege von ihm Tee mit Chopsticks zu sich. Das ist möglich, da keine Schwerkraft wirkt und damit die Oberflächenspannung genügt, um die Flüssigkeit zusammenzuhalten. Obwohl der Raum ausserhalb grenzenlos ist, im Shuttle ist er knapp bemessen. Eine grosse Herausforderung, so Nicollier, sei darum das Lagern, beispielsweise des Abfalls.

Nachdem der Astronaut während seinen Ausführungen über das Apollo-Programm – das notabene mit einer kleineren Rechnungsleistung, als sie ein durchschnittlicher Personalcomputer heute besitzt, auskam – zu den Space Shuttle-Flügen gelangt war, blickte er zum Schluss noch in die Zukunft. Er glaubt, dass um das Jahr 2020 erneut Menschen auf dem Mond landen werden und der Mars 2030 erreicht werden sollte.


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Claude Nicollier begrüsst einen seiner "Architekten" an der ETH. Im Hintergrund ETH-Professor Gregor Eichinger. gross

Inputs von ETH-Studierenden

Für eine weiterhin erfolgreiche, menschliche Expansion ins All sind viele Anstrengungen und Überlegungen nötig. So auch zu der Ausstattung eines Weltraumhabitats. Hier erhofft sich Nicollier auch Anregungen durch die ETH-Studierenden, die seinen Ausführungen folgten. Als beratender Bauherr begleitet der Astronaut sie diesen Winter während ihrer Semesteraufgabe. Diese besteht darin, einerseits ein Erd-Habitat in den Alpen zu entwerfen, andererseits auch eines für den erdnahen Weltraum.

Beide Habitate sollen 150 Kubikmeter gross sein, sich selbst versorgen und zu 70 Prozent kontrolliert sein. Die restlichen 30 Prozent stellt die Interaktion zwischen Hülle und Benutzer dar, die sich etablieren kann. Themen, die dabei behandelt werden müssen, sind Benutzeroberfläche mit und ohne Schwerkraft, der Begriff Heimat im Weltraum oder Ausstülpungen. Schliesslich sollen die Arbeiten Erkenntnisse liefern, die es erlauben, einen Spin-Off zu generieren. Anhand eines genähten 1:1-Modells, kleineren Konstruktionen und Plänen wird man Ende Semester sehen, wie es die Studierenden verstanden haben werden, mit Neuland umzugehen.


Fussnoten:
(1) ETH-Lehrstuhl für Benuterzoberfläche: www.bof.arch.ethz.ch/



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