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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 01.11.2002 06:00

Zweites Forum des Departements Chemie
Chemie und Medizin

"Chemie in Verbindung mit der Medizin" war das Thema des zweiten Chemieforums letzten Mittwoch auf dem Hönggerberg. Forscher des Departements Chemie und Gäste spannten den Bogen von der Optimierung einer Leitsubstanz bis zum Einsatz der Chemie in der forensischen Medizin.

Von Christoph Meier

Ob bei der Themenwahl die Integration der Pharmazie in das Departement Chemie (1) in den Hinterköpfen mitgespielt hat, sagte niemand explizit. Doch spätestens am Ende des Forums "Chemie in Verbindung mit Medizin" wusste man nicht nur, dass die Chemie einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung von Medikamenten leistet, sondern auch, wie sie ihn leisten kann. Im ersten Vortrag stellte ETH-Professor François Diederich Arbeiten aus seiner Gruppe bei der Malaria-, Thrombose- und Parkinsonforschung vor. Er zeigte zum Beispiel für die Thromboseforschung, wie ausgehend von einer Röntgenstruktur in silico - sprich mittels Computer - eine neue Klasse von Thrombinhemmern gefunden werden konnte. Diese wurden variiert und getestet, was wiederum Aufschluss über die molekularen Interaktionen im aktiven Zentrum des Thrombins gab. Die gefundenen und optimierten Hemmstoffe können als Leitsubstanz dienen, von denen aus sich eventuell ein Medikament entwickeln lässt.

Gegen Depressionen und Angst

"Herr Hoffmann zeigt uns nun, wie man es wirklich macht", sagte der Moderator Wilfred van Gunsteren zur Einführung des nächsten Referenten von der Firma Hoffmann-La Roche. Mit einem Augenzwinkern nahm er damit Bezug darauf, dass Diederichs Forschung Grundlagen liefert, aber doch noch ein beträchtliches Stück von der Anwendung in der Klinik entfernt ist. Torsten Hoffmann erläuterte, wie seine Firma eine Substanz entwickelt hat, die einen Rezeptor blockiert, der bei Depressionen und Angstzuständen eine Rolle spielt. Für Leute, die nicht mit der Pharmaforschung vertraut sind, war es eindrücklich zu sehen, wie konzertiert dabei vorgegangen wird. Bereits im Voraus wird festgelegt, welche Tiermodelle und Tests verwendet werden und welchen Ansprüchen die Substanz genügen muss. Denn die Hemmung des Rezeptors ist nur eine Eigenschaft neben beispielsweise einfacher Verabreichung, kein Suchtpotenzial oder der Patentierfähigkeit.

"Polytoxikomanen"

Doch Chemie - vor allem deren Methodik - braucht es nicht nur für die Heilmittelentwicklung, sondern auch in der Gerichtsmedizin. Dabei geht es aber nicht nur um die aus Krimiserien bekannte Aufklärung von aussergewöhnlichen Todesfällen. So muss Thomas Briellmann vom Institut für Rechtsmedizin in Basel häufig auch den Einfluss von Betäubungsmitteln bei auffälligen Verkehrsteilnehmern untersuchen.


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Referierte über Enzym-Hemmstoffe gegen Thrombose, Malaria und Morbus Parkinson: Chemie-Professor und Departementsvorsteher François Diederich. gross

Seine Analysen beweisen, dass es durchaus Autofahrer gibt mit einem Promillewert von rund vier oder solche, die einen Mix von Substanzen intus haben, welche die Fahrfähigkeit beeinträchtigen. Bei Todesfällen hat gemäss Briellmann die forensische Medizin dann den schwierigsten Stand, wenn die chemische Analysen kein Ergebnis bringen, und wenn auch den Medizinern die Todesursache unklar ist.

"Das Leben beruht auf Katalyse"

Von den Leichen kehrte man nach der Pause zurück zur Biologie. Der Mikrobiologe Manfred Keck erläuterte, wie man aus einer Kombination aus Medizinalchemie, Biotechnologie, Genomik und Bioinformatik neue Wirkstoffe finden kann, insbesondere Antibiotika. Inspiriert wird die Vorgehensweise auch von der in Natur vorliegenden Mechanismen der Variation und Selektion.

Von den evolutionären Prozessen beeinflusst ist auch die Forschung des ETH-Professors Donald Hilvert. Erfolgreich arbeitete er zum Beispiel damit beim bakteriellen Enzym Chorismat-Mutase. Hilvert gelang es auch, neue Katalysatoren zu finden, indem er die Spezifität von Antikörpern ausnützte. Injiziert man entsprechende niedermolekulare Verbindungen in Mäuse, produzieren diese Antikörper dagegen. Obwohl nicht zur Katalyse vorgesehen, können gewisse dieser Antikörper verwendet werden, um zum Beispiel eine Diels-Alder-Reaktion enzymatisch zu erleichtern. Auch wenn die so gewonnen Katalysatoren im Vergleich zu natürlichen noch relativ primitiv sind, eröffnen sich interessante Perspektiven. Denn wie sagte doch Hilvert: "Das Leben beruht auf Katalyse."


Fussnoten:
(1) Departement Chemie: www.d-chem.ethz.ch



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