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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 21.05.2004 06:00

Die Leiden des cand. chem. Donald Duck
Donald Duck kommt an die ETH

Nun ist es offiziell: Eine bekannte Persönlichkeit wird als cand. chem. an der ETH studieren. Es ist: Donald Duck! So steht’s im Magazin Chemie in unserer Zeit, in einer Kolumne von Chemieprofessor Klaus Roth von der Freien Universität Berlin (1).

Von Michael Breu

„Als Mann der Tat versinkt er nicht in tiefsinniges Brüten, sondern will wie Sophokles durch Leiden lernen“, schwärmt Klaus Roth, Chemieprofessor an der Freien Universität Berlin. Sein Mann, sein Kandidat erfülle dabei die besten Voraussetzungen: „Er ist furchtlos, risikofreudig, leidensbereit und begeisterungsfähig mit einem Schuss gesundem Masochismus“. Zwar agiere er gelegentlich unglücklich, verfolge aber seine Ziele hartnäckig und verliere auch bei Rückschlägen nie seinen Optimismus und seine Neugier. „Kurzum: Donald Duck ist der ideale Chemie-Doktorand!“, schreibt Roth in der Zeitschrift Chemie in unserer Zeit. Seine Kolumne greift regelmässig Kurioses aus den Wissenschaften auf, doch ist sie ganz Ernst gemeint: Mit Hilfe des Comics möchte Roth eine jüngere Leserschaft für die Chemie begeistern, sagt er.

Duck, so schreibt Roth weiter, „ist kein Dünnbrettbohrer: er bewirbt sich deshalb an der ETH“. An der ETH? Gemeint ist nicht das Zürcher Poly sondern die „Entenhausen Technische Hochschule“. „Jede Arbeitsgruppen der ETH ist als eigenständige GmbH organisiert. Die ETH übernimmt im Rahmen einer leistungsorientierten Mittelzuweisung maximal 20 Prozent der Basisfinanzierung, der Rest muss über Drittmittel eingeworben werden. Die Arbeitsgruppen stehen daher permanent unter dem Druck der ETH-internen Evaluations-Exekutions-Kommission“, umschreibt Roth die Denkwerkstatt – übrigens eine Mischung aus verschiedenen Hochschulkonzepten, die tatsächlich existieren.

Ducks Professor brauche dringend Drittmittel, „denn ohne Drittmittel ist man zweitklassig. Ohne Drittmittel keine ETH-Haushaltsmittel, ohne Haushaltsmittel keine Mitarbeiter, ohne Mitarbeiter keine Publikationen, ohne Publikationen keine Reputation, ohne Reputation keine Drittmittel, ohne Drittmittel keine ETH-Haushaltsmittel etc.“ Doch Ducks Professor hat Glück. Der Besitzer eines grossen venture capital fonds will ihm unter die Arme greifen – es ist Dagobert Duck. Ein Besuch im Labor wird geplant, der Professor ist dementsprechend nervös und beschliesst, die Labors zu putzen. Donald Duck hingegen setzt andere Prioritäten: Nicht mit sauberen Fussböden, sondern mit einer genialen Entdeckung will er Industriegelder einwerben; er macht sich mit Hochdruck an die anorganische Festkörperchemie. „Feindisperse Schwefelblüte und Nanopartikel von Aktivkohle werden gekonnt mit Mörser und Pistill vermengt“, schreibt Klaus Roth und meint: „Dann werden wir Zeugen einer wissenschaftlichen Erleuchtung: Duck entdeckt seine Liebe zu den Oxidationsmitteln, besonders Kaliumnitrat hat es ihm angetan.“

Akademisches Mobbing, ein negatives Gutachten des EFG (Entenhausener Forschungsgemeinschaft), Fälschungsverdacht und fehlende Laborjournaleintragungen prägen das weitere Leben des cand. chem. Donald Duck an der ETH. Schliesslich kommt es zu einer fristlosen Kündigung durch das Scientific Advisory Board der GmbH: Duck und der Professor stehen auf der Strasse. „Nur die unglückliche Verkettung widriger Umstände mit externem Druck zwang Donald Duck zum vorzeitigen Abbruch seiner hoffnungsvollen wissenschaftlichen Karriere. Ein schwerer Schlag, von dem sich die scientific community nicht so schnell erholen wird“, analysiert der Chemieprofessor aus Berlin.


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“Die Seele der Wissenschaft” – Bestseller aus dem Hause Walt Disney. Bild: Egmont Ehapa Verlag gross

Die „Seele der Wissenschaft“ (The Soul of Science), so heisst das Original des Comics aus dem Hause Walt Disney, ist 1987 bei Gladstone Publishing erschienen (in Deutsch: 1998 im Berliner Egmont Ehapa Verlag) und wurde schon mehrfach zur Illustration des Wissenschafterlebens verwendet. Auch wurden die Figuren schon wissenschaftlich untersucht – allerdings ohne Ergebnis. Auf jeden Fall: Roths Kolumne wäre ein idealer Kandidat, um in den Annals of Improbable Research(2) gewürdigt zu werden, dem Magazin der Initianten des Ig-Nobel-Preises…


Fussnoten:
(1) Die Leiden des cand. chem. Donald Duck, Chemie in unserer Zeit, 2004, 38: 128-132: www3.interscience.wiley.com/cgi-bin/fulltext/108064016/PDFSTART
(2) Annals of Improbable Research: www.improbable.com/



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