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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 30.08.2006 06:00

Eröffnung des Forums Chriesbach der Eawag
Blick hinter die Glas-Lamellen

Das neue Gebäude der Eawag, des Wasserforschungs-Instituts des ETH-Bereichs, hat es in und an sich: die Fassade ist das auffälligste Zeichen für den ökologischen Vorzeigebau, der praktisch ohne zusätzliche Energie auskommt. Am Tag der offenen Türe am 2. September kann sich die Öffentlichkeit im „Forum Chriesbach“ selbst davon überzeugen.

Peter Rüegg

Den ersten Härtetest hat das Forum Chriesbach, wie das neue Eawag-Hauptgebäude heisst, bestanden. In der grossen Juli-Hitze seien die Raumtemperaturen in den Büros, selbst in denen der obersten Stockwerke, angenehm gewesen, sagt Eawag-Pressesprecher Andri Bryner. Und fragt gleich mehrere Mitarbeitende in einem der oberen Büros, die dies einhellig bestätigen. Kein Vergleich zu den 30° C und mehr, die in dieser Zeit im ETH-Hauptgebäude herrschten und das Arbeiten zur Qual machten. Im heissen Juli habe sich insbesondere der Kamineffekt bewährt, den die besondere Bauweise des Gebäudes zulasse, sagt Bryner.

Automatischer Durchzug

Sobald es nachts draussen genügend abkühlte, öffneten sich automatisch in den Büros und unter dem Dach Luken, so dass die Luft von unten nach oben durch den ganzen Bau streichen konnte, die Wärme abführte und das Haus allmählich auskühlte. Dass sich das Gebäude am Tag nicht aufheizen kann, ist den auffälligen blauen Glaslamellen, welche die Fassade bilden, zu verdanken. Diese richten sich dem Sonnenstand entsprechend aus und verhindern, dass die Sonne direkt auf die Fenster scheint und das Bürogebäude in ein Treibhaus verwandelt. Zudem ist die Gebäudehülle sehr gut isoliert.

33 Millionen Franken hat der ökologische Musterbau gekostet. Er wurde als Null-Energiehaus konzipiert, das weder eine konventionelle Heizung noch eine Kühlung benötigt. „Ob das Haus auch im Winter so funktioniert wie geplant, wissen wir natürlich noch nicht“, ergänzt Bryner. Heizkörper sind nur im Erdgeschoss – Bibliothek, Empfang, Personalrestaurant - installiert. Körperwärme, die Abwärme von Geräten wie Computern oder den Kühlaggregaten in der Kantine sollen reichen, um den Rest des Gebäudes auf Zimmertemperatur zu halten.


Offzielle Einweihung und Tag der offenen Türe für Neugierige

Seit Juni bevölkern die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das neue Bürogebäude in Dübendorf. Am 1. September feiert die Eawag die Eröffnung mit geladenen Gästen, darunter der CEO der Empa, Louis Schlapbach und der Direktor der Eawag, Ueli Bundi. Ansprachen halten unter anderen auch Alexander Zehnder, Präsident des ETH-Rats und früherer Eawag-Direktor, SVP-Nationalrätin Brigitta Gadient sowie der Architekt Bob Gysin.

Am 2. September darf auch die Öffentlichkeit einen Blick hinter die blauen Lamellen werfen. Die Eawag präsentiert Interessierten den Neubau und gewährt ihnen einen Einblick in ihre Forschung. Sie hat betreute Informationswege eingerichtet, zeigt Vorträge und Filme, veranstaltet einen Wettbewerb und Besichtigungen der Bibliothek und des neu erstellten Kinderpavillons, die beide von Empa und Eawag betrieben werden.




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Ökologischer Vorzeige-Neubau der Eawag in Dübendorf: Die blauen Glaslamellen sind das Wahrzeichen des "Forums Chriesbach". gross

Körper und Computer heizen

Frischluft gelangt über Erdregister in die Zirkulation. In diesen 20 Meter langen Rohren, die unter dem Gebäude verlaufen, wärmt sich die Zuluft im Winter leicht auf, ehe sie in einem Wärmetauscher zusätzliche Wärme aus der Abluft und des Serverraums aufnimmt.

Auch der Warmwasserspeicher kann die Frischluft erwärmen. Diesen Speicher heizen Sonnenkollektoren, die Abwärme der Kühlaggregate der Küche und an extrem kalten Wintertagen das Wärmenetz des Empa-Eawag-Areals auf. Im Sommer sorgen Sonnenkollektoren auf dem Dach dafür, dass (mehr als) genügend Warmwasser zur Verfügung steht.

Böden aus Recyclingbeton

Die Energiemenge die nötig ist, um das Gebäude zu heizen und um den Warmwasserbedarf zu decken, entspricht rund 2'000 Litern Heizöl. „Das ist weniger als für ein einziges konventionell gebautes Einfamilienhaus nötig ist“, zieht Bryner den Vergleicht. Auch ihren Strom produziert die Eawag zum Teil selbst. Ein Drittel des Stroms – 60 Megawattstunden pro Jahr – liefert die 460 Quadratmeter grosse Photovoltaik-Anlage auf dem Dach.

Beim Baumaterial haben die Verantwortlichen ebenfalls auf eine gute Öko- und Energiebilanz geachtet. So wurde für die Böden Recycling-Beton verwendet. Die Bodenbeläge sind aus Steinholz, die Büro-Zwischenwände aus Lehm - Nägel einschlagen verboten. Das Restaurant – auch das ein Zugeständnis an mehr Ökologie – ist mit dem Goût Mieux Label ausgezeichnet. Dieses soll garantieren, dass in der Kantine möglichst natürliche, saisonal angepasste Produkte aus einheimischer Produktion auf den Tisch kommen.

Solarpreis 06 für Gebäude

Unkonventionell sind auch die sanitären Einrichtungen. Statt normaler Kloschüsseln wurden NoMix-WCs eingebaut, bei denen der Urin getrennt und in grosse Tanks im Keller abgeführt wird. Diesen Urin brauchen die Wissenschaftler für ihre Forschung. Für die Spülung wird auf dem Dach Regenwasser gesammelt und in ein 80'000 Liter fassendes Becken vor dem Personalrestaurant geleitet. Mit ihren Ansprüchen an Nachhaltigkeit und Ökologie ist die Eawag als Bauherrin bisweilen an die Grenzen des Machbaren gegangen. Dieses Engagement hat sich jetzt aber bereits gelohnt: Die Solar Agentur Schweiz hat der Eawag den diesjährigen Solarpreis in der Kategorie "Gebäude" verliehen.


Literaturhinweise:
Programm und weitere Informationen unter: www.forumchriesbach.eawag.ch



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