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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 17.12.2002 06:00

E-Collection etabliert sich, online Zeitschriften boomen
Die ETH E-Collection ist keine graue Maus

Seit einem knappen Jahr gibt es die ETH E-Collection der ETH-Bibliothek für nicht verlagsgebundene Dokumente. Die Verantwortlichen zeigen sich zufrieden mit dem Verlauf des Projektes und sondieren auch für eine Erweiterung über die ETH Zürich hinaus. In der Nutzung von elektronischen Journals erweist sich die Hochschule als europäische Spitze.

Von Christoph Meier

Graue Literatur - das ist es, was in der E-Collection (1), einem ETH World Projekt der ETH-Bibliothek, gesammelt wird. Doch die unter diesen Begriff fallenden, nicht verlagsgebundenen Dokumente fristen nicht das Dasein einer grauen Maus, sondern sie werden eingereicht und auch abgerufen.

Viele Mathematikbeiträge

Mitte November dieses Jahres umfasste die anfangs Jahr gestartete E-Collection bereits 3237 Dokumente. Rund 60 Prozent davon sind Dissertationen, die aber schon seit 2000 elektronisch erfasst werden. Bei den restlichen 40 Prozent, deren Sammlung anfangs Jahr begann, dominieren die Reports, gefolgt von Tagungsberichten. Schlüsselt man die Dokumentenabgaben nach den Departementen auf, so lieferten bis jetzt die Mathematiker am meisten, die Biologen am wenigsten Beiträge ab. Für Alice Keller von der ETH-Bibliothek spiegelt sich darin der Stellenwert von Papers in den verschiedenen Disziplinen. Sind in der Biologie Paper-Dissertationen sehr beliebt, wählen in der Mathematik weniger Doktoranden diesen Weg.

Tendenz steigend

Obwohl die Dissertationen immer noch den Hauptanteil der E-Collection ausmachen, stossen auch die restlichen Dokumente auf regen Zuspruch. So zeigt ein Blick auf die Nutzung, dass die Dissertationen im Oktober dieses Jahres mit rund 1100 Zugriffen erstmals hinter den anderen Dokumenten liegen. Insgesamt stimmt der Verlauf der Zugriffsrate mit seiner zunehmenden Tendenz optimistisch, obwohl sich auch hier die Sommerflaute nicht verbergen lässt. Keine Überraschungen bieten die Zahlen zu den Computern, von denen aus auf die E-Collection zugegriffen wird. Mit Abstand am meisten Nutzer weisen eine ETH-Domäne auf. Daran scheint auch die Tatsache, dass die Dokumente der E-Collection im NEBIS-Katalog der Schweizer-Bibliotheken integriert sind, nichts zu ändern (2).

Ausbaupläne

Vielleicht wird sich das etwas ändern, wenn einer der Zukunftspläne realisiert wird. So sind bereits Verhandlungen im Gange, dass die E-Collection auf den ganzen ETH-Bereich ausgedehnt wird. Zudem beabsichtigt die ETH-Bibliothek gemäss Alice Keller bei der internationalen Open Archive Initiative (3) mitzumachen, die auf einen Metadatenaustausch von Uni-Datenbanken abzielt. Dies könnte dann dazu führen, dass auch vermehrt von anderen Hochschulen aus die E-Collection benutzt würde. Es gibt aber auch Ausbaupläne beim Erwerb von Dokumenten. So fände es die ETH-Bibliothekarin durchaus interessant, die Diplomarbeiten zu "beackern".


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Kurve der Zugriffe auf die PDF-Dokumente der ETH E-Collection (unter diesem Namen und ausgebaut anfangs 2002): die Tendenz ist steigend, auch wenn sich das Sommerloch nicht verbergen lässt. gross

Autor behält Urheberrechte

Rückblickend findet Corinne Gysling von der ETH-Bibliothek, dass das E-Collection Projekt gut gelaufen sei. Dabei hätten sie sicher davon profitiert, dass im Gegensatz zu anderen ETH-World Projekten auf bestehende Tools aufgebaut werden konnte. Doch ganz ohne Probleme ging es auch bei der E-Collection nicht. So erscheinen auch heute noch die Autoren alphabetisch geordnet anstatt in ihrer vorgesehenen Reihenfolge. Zudem übersehen gewisse Autoren noch immer, dass sie ihre Rechte an ihren Arbeiten behalten und damit auch verantwortlich bei allfälligen Urheberrechtsverletzungen sind. Mit wachsender Bekanntheit der E-Collection hoffen die beiden Bibliotheks-Mitarbeiterinnen, dass die spontanen Zusendungen an die E-Collection zunehmen werden. Denn bis jetzt kamen fast alle Beiträge auf Anfrage hin.

Fleissige Biologen

Trotz des gelungenen Startes der E-Collection bewegen sich die elektronisch verfügbaren Journals vor allem im bezug auf die Nutzung zahlenmässig in anderen Sphären. Auf die elektronischen Volltext-Artikel des Wissenschaftsmagazin Science griffen im Jahre 2001 24'418 Personen über die ETH-Bibliothek zu. Dicht dahinter folgt Nature mit 22'858 Zugriffen und mit grossem Abstand dann PNAS mit 13'948. Bei der Benutzeranalyse, die im B.I.T online veröffentlicht wurde (4), fand Alice Keller erneut grosse Unterschiede bei der Nutzung zwischen verschiedenen Fachrichtungen. So erwiesen sich in sechs untersuchten Departementen die Biologen als die fleissigsten Leser knapp vor den Chemikern. Mengenmässig lesefaul erweisen sich die Mathematiker und die Angehörigen des Maschinenbaus und der Verfahrenstechnik.

Zumindest für das Archiv braucht es das Print

Obwohl die Zahlen relativ zu den Forschenden der verschiedenen Fachrichtungen erhoben wurden, sollte man nicht voreilig Schlüsse über das Interesse der Akademiker an ihrer Fachliteratur ziehen. Denn Biologen und Chemiker können auf ein viel breiteres Angebot an Journals zurückgreifen als zum Beispiel Mathematiker. Zudem sagen Zugriffsstatistiken ja nichts aus über die Sorgfalt bei der Lektüre der Artikel. Für die ETH als Ganzes weiss Alice Keller zu berichten, dass die Verlage die ETH in Europa als die beste Nutzerin bezeichnen. Insofern ist es auch verständlich, dass die ETH-Bibliothek ihr Angebot von rund 5500 elektronischen Zeitschriften noch erweitern will. Gleichzeitig wird aber auch das Print-Angebot aufrecht erhalten. Denn trotz der hohen Nutzerfreundlichkeit der elektronischen Journals fehlt noch ein gesichertes Konzept der Archivierung. Hier scheinen Printprodukte doch noch einen Vorteil aufzuweisen.


Fussnoten:
(1) Vergleiche "ETH Life"-Artikel ‚Gesucht: "Graue Literatur"': www.ethlife.ethz.ch
(2) Netzwerk von Bibliotheken und Informationsstellen in der Schweiz: www.nebis.ch
(3) Open Archives Initiative: www.openarchives.org
(4) "Elektronische Zeitschriften: Was sagen Nutzungsstatistiken aus?" von Alice Keller: www.b-i-t-online.de



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