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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 15.10.2003 06:00

Villa Garbald renoviert
ETH Bergell

Am Montag präsentierte die Fondazione Garbald der Öffentlichkeit die frisch renovierte, von Gottfried Semper erbaute Villa Garbald in Castasegna. Die architektonische Besonderheit, die ab nächstem Frühling der ETH Zürich als Denklabor und Tagungszentrum dienen soll, wurde von den Architekten Miller & Maranta sorgfältig erneuert.

Von Christoph Meier

Wenn der Begriff des „Genius loci“ zutrifft, dann bei der Villa Garbald im bündnerischen Castasegna hart an der italienischen Grenze. Inmitten einer grandiosen Berglandschaft, die sich gegen Italien hin öffnet, sticht der Semper-Bau mit seiner in dieser Umgebung einmaligen Architektur sofort ins Auge und lädt zum Nachdenken sowie Verweilen ein. Eine solche Erfahrung machten wahrscheinlich auch die Mitglieder des 1997 neu formierten Stiftungsrates der „Fondazione Garbald“, als sie beschlossen, das Haus in enger Zusammenarbeit mit der ETH Zürich zu sanieren. Das Resultat konnte die Öffentlichkeit am Montag begutachten. Diese konnte sich vergewissern, dass das vom kunstsinnigen Zolldirektor Augustino Garbald im vorletzten Jahrhundert in Auftrag gegebene Gebäude viel von seinem ursprünglichen Glanz zurückerhielt und von den Architekten Miller & Maranta stimmig erneuert wurde.

Zur sanften Renovation der Villa Garbald gehören auch die neuen Nasszellen. gross

Schnittpunkt von High-Tech und Tradition

Betrachtet man die frisch renovierte Villa zusammen mit dem im Rohbau vorhandenen Ergänzungsbau „Roccolo“ zweifelt man kaum, dass die Villa Garbald das Potenzial hat, die ihr zugedachte Funktion als inspirierendes ETH-Denklabor zu erfüllen. In seiner Ansprache äusserte Gerd Folkers, ETH-Professor und Mitglied des Stiftungsrates, die Hoffnung, dass die ETH-Aussenstation im Bergell es den Nutzenden ermöglichen sollte, aus Gewohnheiten auszubrechen und so auf neue Gedanken zu kommen. Dank der Hilfe von Computertechnik können gemäss Folkers die Nutzenden die Realität das Bergell auf sich wirken lassen, aber virtuell trotzdem im Mutterhaus in Zürich präsent sein. Von der Architektur eines neuen Denkraums sprach ETH-Rektor Konrad Osterwalder. Er sieht in der Villa Garbald eine Begegnungsstätte, an der sich Wissenschaft und Kunst, globale und lokale Lebenssichten, High-Tech und Tradition treffen.

Eine der restaurierten Deckendekorationen in der Villa Garbald. gross


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Blick vom Neubau aus auf die frisch renovierte Villa Garbald. gross

Vier Millionen gesammelt

Dass die ETH-Gäste sich mit den Einheimischen austauschen, das hoffen auch die Vertreter des Bergells und des Kantons Graubünden. Stiftungsratspräsident Hans Danuser, eine der treibenden Kräfte hinter der „Bergeller ETH“, erwähnte als Erfolgsfaktoren für die Sanierung der Villa Garbald die Verankerung in der Region und im Norden in der ETH Zürich sowie die Fachkompetenz. Das sei ja schon für Augustino Garbald wichtig gewesen, indem dieser sich für den Bau seines Hauses an den an der ETH tätigen, führenden Architekten Gottfried Semper gewendet habe. Den Architekten scheint den Auftrag für eine italienische Villa gereizt zu haben, auch wenn er selbst nie nach Castasegna kam. Dass die damalige Suche nach Qualität überzeugt, zeigt sich heute daran, dass es der Stiftung gelang, die Kosten für die Neugestaltung der Villa Garbald von rund vier Millionen aufzutreiben. Die ETH selbst muss gemäss Gerd Folkers somit nur noch für 50'000 Franken Risikogarantie pro Jahr aufkommen.

Klösterliche Strenge

Wie sieht aber die Villa heute aus? Aussen erscheint sie in dem nie veränderten Aprikosenton. Innen kommen die alten, verschieden farbigen Räume mit Dekorationen von bemerkenswerter Qualität wieder zu Geltung. Nur wo originale Belege fehlten, entwarfen die Restauratoren ein neues Farbkonzept für die Wände. Ein gelungener Kontrast zu dieser Vielfarbigkeit sind die neu gestalteten Nasszellen, Küche und Speiseraum, bei der die Architekten Quintus Miller und Paola Maranta eine Ausstattung von klösterlicher Strenge wählten. Den grössten Eingriff am Original stellt die grosse Schiebetür vom Speiseraum hin zum Hof im Garten der Villa dar, für die drei Rundbogenfenster und eine Rundbogentür geopfert wurden. Gemäss Miller soll damit der Aussenraum an das Haus angehängt werden. Bei allem Respekt für Sempers Villa glaubt Miller, dass sich der grosse Architekt in diesem Hausbereich vielleicht zuwenig bewusst war, dass das Haus an einem Hang steht.

Der Ergänzungsbau "Roccolo" vom Garten der Villa Garbald aus gesehen. gross

Man darf gespannt sein, wie der Neubau der Architekten sich nach Fertigstellung nächsten Frühling präsentieren wird. Im Gegensatz zu Semper können Miller und Maranta bei allfälligen Unzulänglichkeiten nicht anführen, dass sie nie vor Ort gewesen seien.


Literaturhinweise:
Zur Villa Garbald erschienen in ETH Life folgende Artikel: " Der andere Semper-Bau, " ,Architekturwettbewerb im Bergell , ""Roccolo" gewinnt" , "Ursprüngliche Malereien entdeckt"



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