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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 22.09.2005 06:00

Konferenz zu Treibhausgasen und Tier-Landwirtschaft
Landwirtschaft als Klimafaktor

Tiere in der Landwirtschaft produzieren eine beachtliche Menge an Treibhausgasen. Diese Tage treffen sich an der ETH Zürich Wissenschaftler aus der ganzen Welt, um den Einfluss der Tierlandwirtschaft auf die Klimaerwärmung und Methoden zur Reduktion der Treibhausgase zu diskutieren.

Christoph Meier

Als Wiederkäuer rülpsen und furzen Kühe fleissig. Zudem entweicht auch ihrem und dem Dung von anderen Nutztieren Gas. Die Landwirtschaft trägt damit einen beachtlichen Teil zu den Treibhausgasen Methan und Lachgas bei. Das ist von Bedeutung, da Methan das 21 und Lachgas 310fache Erwärmungspotenzial von Kohlendioxid zugeschrieben wird. Der weltweite Anteil am verstärkten Treibhauseffekt durch die beiden Gase beträgt rund ein Viertel. Als weiterer „Bad Guy“ der in der Landwirtschaft mitproduzierten Gase bezeichnet Michael Kreutzer, ETH-Professor für Tierernährung, Ammoniak. Seine Aussage machte der Wissenschaftler zur Eröffnung der Konferenz „Greenhouse Gases and Animal Agriculture“, die diese Tage von Dienstag bis Samstag an der ETH Zürich stattfindet (1). Die Veranstaltung befasst sich damit, wie Nutztiere die Klimaerwärmung beeinflussen. Zudem erörtern die Forscher, welche Möglichkeiten bestehen, um die Abgabe der problematischen Biogase in die Atmosphäre zu reduzieren.

Ungenutztes,schädliches Abwasser

Obwohl Wiederkäuer am meisten Methan pro Tier produzieren, leistet auch die Schweinezucht ihren Beitrag. Je ein Wissenschaftler aus China und Malaysia lieferten am ersten Konferenztag Zahlen aus ihrem Land dazu. So beträgt die geschätzte Methanemission in Südchina in der Provinz Guandong, wo Schweinefarmen stehen, in denen rund 10'000 Schweine pro Jahr gezüchtet werden, 17'000 Tonnen pro Jahr. Beide asiatischen Forscher erkannten ein grosses Problem im Abwassersystem der Schweinefarmen mit den offenen Lagunen, aus denen das eigentlich als Treibstoff brauchbare Methan ungenutzt entweicht. Weitere Zahlen zu Treibhausgasen erfuhren die Konferenzteilnehmer von Wissenschaftlern aus Japan und den USA. Japan beispielsweise trägt 0.6 Prozent zur globalen Lachgas-Emission bei. Die amerikanische Forscherin wies darauf hin, dass für eine verlässliche Abschätzung der Treibhausgase in der Landwirtschaft es nötig sei, einen Ansatz zu wählen, der den ganzen Produktionsprozess berücksichtigt. Das heisst, dass die Treibhausgase, welche die auf den Farmen verwendeten Traktoren produzieren, mitgerechnet werden sollten.


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Kühe mit einem am Hals befestigten Gerät, das die Methanemission misst. (Bild: Cécile Martin, URH, INRA Theix, France) gross

Erstaunliche Fumaratkapseln

Neben diesen Bestandesaufnahmen präsentierten am ersten Tag einige Forscher Möglichkeiten, wie möglicherweise die Treibhausgase in der Tierzucht reduziert werden können. Für die Methanreduktion wurde vorgeschlagen, gezielt mit Hefestämmen in der Wiederkäuernahrung zu arbeiten oder mit der Stoffwechselsäure Fumarat in Kapselform. Erste Versuche mit den Fumaratkapseln im Tier ergaben eine erstaunlich hohe Abnahme der Methanproduktion von 75 Prozent. Wie die Ernährung sich auf die Emission dieses Treibhausgases sowohl im Magen wie auch im Dung auswirkt, erläuterten ETH-Forscher. Michael Kreuzer kommt gemäss Konferenzmanuskript zum Schluss, dass Futter mit dem Holzstoff Lignin beiderorts die Methanproduktion verkleinert.

Die Bauern nicht vergessen

In diesen Tagen stellt als weiterer ETH-Forscher Werner Hediger von ETH-Institut für Agrarwirtschaft ein Modell vor, mit dem von einem ökonomischen Standpunkt aus evaluiert wird, wie gross das Potenzial für die Kohlenstoffspeicherung im Boden ist und wie gross der Nutzen einer Treibhausgasreduktion in der Landwirtschaft ist, um die im Kyoto-Protokoll vorgeschriebenen Ziele zu erreichen. Ebenfalls werden die Konferenzteilnehmer sich damit auseinandersetzen, wie der Stickstoffverlust in der Tierzucht gemildert werden kann oder wie man am sinnvollsten mit Mist umgeht. Ergänzt wird die Konferenz durch eine umfangreiche Posterausstellung im LFW-Gebäude zu den besprochenen Themen. Bei der ganzen Auseinandersetzung um Treibhausgase und Reduktionstechniken in der Landwirtschaft machte der Engländer C. James Newbold den Hinweis, dass man bei der Wahl einer Strategie darauf achten müsse, welcher Nutzen diese für den Bauern hat – eine Bemerkung die zeigt, dass Agrarwissenschaftler bei der Nachhaltigkeit nicht nur die ökologische Dimension berücksichtigen, sondern auch die soziale und ökonomische.


Fussnoten:
(1) Konferenz "Greenhouse Gases and Animal Agriculture": www.ggaa2005.ethz.ch/



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