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Rubrik: Tagesberichte ETH Alumni Forum 2006 Einmalige Chance in Europa nützen |
Published: 28.04.2006 06:00 Modified: 03.05.2006 23:16 |
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Der Wissens- und Technologietransfer soll verbessert werden, damit die Industrie in der Schweiz weiterhin eine Chance hat. Diese Meinung vertraten die Teilnehmer des ETH Alumni Forums von letzter Woche. ETH-Präsident Ernst Hafen erläuterte dabei, wie sich die Hochschule dieser Herausforderung mit ihrer Zukunftsstrategie 2020 stellt. Christoph Meier (mailto:christoph.meier@sl.ethz.ch) Anfang März kritisierte der Verband der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie, die Swissmem, im „Tages-Anzeiger“ die ETH, sie forsche am Werkplatz vorbei. Letzte Woche kam Swissmem-Präsident, Johann Schneider-Ammann, an die Hochschule und diskutierte am ETH Alumni Forum zum Thema „Re-Industriealisierung – oder ein Volk von Dienstleistern“ mit (1) . Der Berner Unternehmer und FDP-Nationalrat konnte sich nicht oder nur schwach erinnern, dass er etwas in Bezug auf die ETH moniert haben soll. Das wiederum hinderte ihn aber nicht daran, dasselbe Beispiel wie im „Tages-Anzeiger“ zu verwenden, um den Schwachpunkt der Ingenieurausbildung in der Schweiz zu illustrieren. Er führte an, dass der Auftrag für eine Asphaltaufbereitungsmaschine in China zu einem Produkt führe, das billig sei und die Grundfunktionen erfülle. In der Schweiz dagegen entstünde ein riesiger Prototyp, der nicht einsatzfähig sei. Grundsätzlich baue man hierzulande zu gut für den Markt, so Schneider-Ammann. Perfektionistische Schweizer IngenieureDass Schweizer Ingenieure einen Hang zur Perfektion aufweisen, konnte auch Rudolf Hug bestätigen. Der Unternehmer im Aargau, der zum Expertenteam der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) gehört, gab sich aber überzeugt, dass der Markt einen schnell lehre zu erkennen, wo man gut sein muss und wo man Abstriche in Kauf nehmen könne. Selber hatte er bei der Entwicklung einer Highspeed-Kamera positive Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit der ETH gemacht. Als konkreten Nachteil einer solchen Kooperation erwähnte Hug, dass die Hochschulen ihr Wissen bloss ausleihen statt transferieren wollen. Erfreut zeigte sich ETH-Präsident Ernst Hafen über die ihm bekannten Kontakte der Hochschule zur Wirtschaft. In Bezug auf die Asphaltaufbereitungsmaschine machte er darauf aufmerksam, dass es nicht Aufgabe der ETH sei, fertige Produkte zu liefern. Sie müsse vielmehr Leute ausbilden, welche die in 20 Jahren geforderten Maschinen herstellen können. Er sieht aber durchaus Verbesserungspotenzial in der Ausbildung. In seinem Referat erläuterte Hafen, dass zu den sechs Schwerpunkten bei der Planungsarbeit von ETH 2020 unter anderen der Technologietransfer und die Nachwuchsförderung zählen. Ein Vorschlag von ihm sei, dass man den Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft durch die Position eines Vizepräsidenten für Wissens- und Technologietransfer sowie Innovation stärke. Die Industriekontakte sollten auch durch Kompetenzzentren gefördert werden. Der ETH-Präsident dachte auch darüber nach, ob nicht die Schaffung von neuen Finanzierungsmöglichkeiten anstelle von Venture-Kapital oder ein konsequenter Peer-Review von Businessplänen helfen könnte.
Zur Ausbildung der Zukunft gehört für Hafen das (vermehrte) Vermitteln von Managementfähigkeiten. Da sich die Lehre durch den Bologna-Prozess in Europa im Umbruch befindet, besitze die ETH eine einmalige Chance, ihre Studiengänge neu zu positionieren. Vollzieht man das erfolgreich, dann könne die Hochschule den Talentpool des Kontinents besser ausschöpfen. Das wiederum kann bei einem intensivierten Wissens- und Technologietransfer der Schweizer Wirtschaft zugute kommen. Dass der Wissens- und Technologietransfer bedeutend ist, belegt für den ETH-Präsidenten eine neue Studie der ETH-Konjunkturforschungsstelle (2) . Firmen mit einem solchen Austausch konnten ihre durchschnittliche Arbeitsproduktivität um 7 Prozent erhöhen gegenüber solchen ohne Kontakt zu Hochschulen. Insgesamt waren sich die Podiumsteilnehmer einig, dass eine starke Wissenschaft der Schweizer Wirtschaft, insbesondere der Industrie, helfen kann. Denn für Thomas von Waldkirch, Vizepräsident der ETH-Alumni-Vereinigung, kann Geld nicht einfach aus Geld geschöpft werden. Zudem wurde mehrmals angeführt, dass innerhalb der Firmen ein Defizit besteht, das durch die Forschung erarbeitete Innovationspotenzial wirklich zu nutzen. Obwohl sparsam im Lob, meinte Johann Schneider-Ammann, es sei gut zu wissen, dass sich die ETH für die Industrie interessiere.
Footnotes:
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