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Rubrik: Tagesberichte Auftrag aus den USA für ETH-nahe Forschungsstiftung IT'IS Kammern für Strahlungsexperimente |
Published: 13.02.2007 06:00 Modified: 12.02.2007 20:19 |
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Die Mobilfunkspezialisten der Forschungsstiftung „IT'IS“ arbeiten an einem amerikanischen Forschungsprojekt über die Gesundheitsbelastung der Mobilfunkstrahlung mit. Die ETH-Wissenschaftler entwickeln und bauen die dafür benötigten Expositionssysteme. Peter Rüegg (mailto:peter.rueegg@cc.ethz.ch) Die ETH-nahe Forschungsstiftung für Informationstechnologie und Gesellschaft (IT’IS) ((1) darf sich an einem wichtigen Projekt beteiligen: Sie plant und entwickelt für die National Institutes of Health (NIH) der USA Expositionskammern, mit denen die Langzeitfolgen der Mobilfunkstrahlung abgeklärt werden sollen. Das Forschungsprojekt ist ein Auftrag des amerikanischen Kongresses, der umfassend abklären lassen will, ob und wie sich die Strahlung der beiden Mobilfunksysteme TDMA (GSM) und CDMA (UMTS) auf die Gesundheit auswirken. Die NIH führen diese Forschungsprojekte unabhängig von der betroffenen Industrie durch. Das erste in diesem Rahmen ausgeschriebene Projekt hat einen Umfang von über 22 Millionen Dollar und ist damit das grösste Einzelexperiment, das die NIH im Umweltbereich je angepackt haben. Stahlkammern aus der SchweizFür die Versuche konzipiert die IT’IS vier Expositionssysteme im Wert von über 6 Millionen Schweizerfranken. Die Systeme bestehen aus insgesamt 21 optimierten Reverberationskammern und der zugehörigen Signalgenerierung und Überwachunginstrumente. Geplant ist, jeweils über 1500 Ratten respektive Mäuse Frequenzen von 900 und 1900 Megahertz sowie drei verschieden starken elektromagnetischen Feldern und unterschiedlichen Frequenzmodulationen auszusetzen. Die Nagetiere werden regelmässig untersucht, um Rückschlüsse auf deren Gesundheitszustand ziehen zu können. Für gewisse Langzeitexperimente bleiben die Nager bis zu 110 Wochen in den Expositionskammern. Die Leitung des biologischen Experiments sowie die Gesamtverantwortung liegt beim Illinois Institute of Technology in Chicago. Verantwortlich für den Betrieb der Kammern sind die Schweizer Forscher, welche die Anlagen über das Internet während des drei jährigen Versuchs überwachen werden. Der NIH Projektleiter, Ron Melnick, vergab die Entwicklung und Verantwortung an die ETH-nahe Forschungsstiftung, weil er für dieses Vorhaben nur „die weltbesten Forscher“ wollte. Die IT’IS gilt als führendes Kompetenzzentrum für elektromagnetischen Nahfelder und wird auch die detailierte Dosimetrie durchführen. Ob Handy-Strahlung respektive elektromagnetische Strahlen die Gesundheit gefährden, ist umstritten. Vor allem über die Langzeitbelastungen weiss die Wissenschaft noch wenig.
Bekannt ist jedoch, dass der Mobilfunk wesentlich zur Belastung des Menschen durch elektromagnetische Strahlung beiträgt. Zudem finden sich Hinweise, dass elektromagnetische Strahlung das Erbgut schädigen kann. Dank präziser Expositions-Anlagen der IT’IS Forschungsstiftung konnten Forscher an isolierten Zellkulturen feststellen, dass die Strahlung Brüche im DNS-Strang verursacht und verschiedene zahlreiche Gene und Proteine aktiviert. Ob sich Auswirkungen auf Zellkulturen unabhängig reproduzieren lassen und negativ auf die Gesundheit des Menschen wirken, ist noch unbekannt. Als Beispiel präsentierten die Universitäten Zürich und Bern zusammen mit der IT’IS im letzten Sommer eine Studie, die publizierte Effekte von sehr schwachen, kurzzeitigen UMTS-Expositionen auf das Wohlbefinden des Menschen nicht bestätigen konnte (2) . Das Nationale Forschungsprogramm 57 hat Schwerpunkte zu diesen Wirkungen gesetzt mit dem Ziel, die Kenntnisse zu den Mechanismen zwischen elektromagnetischen Feldern und biologischen Systemen zu erweitern (3) . Epidemiologische Studien zum Krebsrisiko widersprüchlichDänische Forscher kamen jüngst mit einer epidemiologischen Studie zum Schluss, dass der Langzeitgebrauch von Mobiltelefonen das Krebsrisiko, etwa für Gehirn- oder Augentumore, nicht erhöht (4) . Anderseits hat eine Ende Januar publizierte internationale Studie ein erhöhtes Risiko für Gliomatumore auf der Kopfseite, an die das Handy während dem Telefonieren gehalten wird, nach mehr als 10 Jahren Handyanwendung festgestellt. Footnotes:
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