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Rubrik: Tagesberichte Pressespiegel zu Ernst Hafens Rücktritt als ETH-Präsident "Unwürdiges Trauerspiel" |
Published: 03.11.2006 06:00 Modified: 03.11.2006 14:16 |
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Die Presse zeigte sich über den Rücktritt von Ernst Hafen nicht überrascht, bedauerte aber den Stil dieses Führungswechsels. Amerikanische Vorbilder als Modell für die ETH der Zukunft stellen die Kommentatoren in Frage. Peter Rüegg (mailto:peter.rueegg@cc.ethz.ch) Der Abgang des ETH-Präsidenten Ernst Hafens schlug sich landauf landab in Zeitungen und elektronischen Medien nieder. (1) , (2) Für den Tages-Anzeiger war der Rücktritt von Hafen das wichtigste Ereignis des Tages. Davon zeugten Titelgeschichte, Frontkommentar und Karikatur. Der Wirbel der vergangenen Tage und Wochen sei ein unwürdiges Trauerspiel gewesen, schrieb der Tagi. Der Neuen Zürcher Zeitung ist Hafens Rücktritt ebenfalls ein Kommentar wert. (3) Die NZZ findet vorzeitige Rücktritte aus Führungspositionen nichts Aussergewöhnliches. Die Krise an der Spitze der ETH habe aber besonders unerfreuliche Seiten. Der Schaden sei durch den Ablauf der Dinge vergrössert worden. Bundesrat Pascal Couchepin liess am Mittwoch Abend in der Tagesschau von SF1 verlauten, dass er den Abgang Hafens bedaure. Der Bundesrat müsse zur Kenntnis nehmen, dass keine andere Lösung mehr möglich gewesen sei. Dies sei schade für alle und er sei traurig darüber. (4) Frage nach UrsacheDie NZZ sucht nach Ursachen, wie es zur Krise gekommen sein könnte. Antwort: Die vorbereitende Kommission und der ETH-Rat hätten sich von Hafens Schwung und von seiner jovialen Art darüber hinwegtäuschen lassen, dass ihm ein Teil der Fähigkeiten für das sehr anspruchsvolle Amt fehlte. Auch der Tages-Anzeiger wundert sich, wie die ETH-Aufsichtsgremien einen Mann mit der Reform betrauen konnten, der bald mit der gesamten Professorenschaft in Streit lag. Die Antwort auf diese Frage sieht der Tagi ebenfalls in der Person - und der akademischen Herkunft Hafens. Er habe keine Hausmacht gehabt und sei für Kritik und Vorschläge der Professoren taub gewesen. Bewusst eingegangenes RisikoIn einem Interview mit DRS 1 von gestern morgen (5) sagte Alexander Zehnder, Präsident des ETH-Rats, dass der ETH-Rat bei der Wahl Hafens bewusst ein Risiko eingegangen sei. Hafen sei nämlich von einem MIT-Verteter im Auswahlgremium als „high risk, high return“-Kandidat eingestuft worden. In einem Interview mit der Westschweizer Tageszeitung „Le Temps“ sagte Zehnder zudem, dass hier wie bei einer Scheidung Verständnis und konstruktiver Dialog nicht mehr möglich seien. Die ETH, das seien die Professoren. Man müsse ihre Meinung berücksichtigen. Ein Herkules muss ranÜber die Nachfolge können die Medien nichts sagen. Der Tagi sieht im künftigen ETH-Präsidenten eine Person, die das Innenleben dieser Hochschule kennt und akzeptieren kann, dass die ETH keine private Firma ist. Der oder die Neue müsse Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Professoren haben. „Ein Herkulesjob“, so der Tagi. Ähnlich umreisst auch die NZZ das Jobprofil. Wie auch immer das Auswahlverfahren gestaltet werde, sei auf die Persönlichkeit zu achten, und ein Präsident müsse Leistung, Verantwortung und Freiheitsbedürfnisse der Professoren respektieren. American way of university nicht für ETHWie es mit den Reformen an der ETH weitergeht, ist für die NZZ offen. Der Verweis auf amerikanische Universitäten werde auch unter neuer Führung nicht reichen, um die Hauptbetroffenen davon zu überzeugen, dass ihre Institution andere Strukturen brauche. Die Ausrichtung auf die internationale Spitze müsse dadurch nicht in Frage gestellt sein.
Die ETH müsse sich weiterentwickeln, findet auch der Tagi, die Ausrichtung auf amerikanische Modelle hingegen wird ebenfalls hinterfragt. Die ETH sei eine staatliche Institution und werde fast nur mit Steuergeldern finanziert. Es dürften deshalb im Sinn der Chancengleichheit nicht nur die besten Studierenden an die ETH zugelassen werden. Am MIT geht es auchDie Weltwoche kommt bei ihrem Blick über den Atlantik zu einem anderen Schluss als die beiden Tageszeitungen. Das MIT habe gleich viele Studenten wie die ETH, dennoch bestehe die amerikanische Eliteuni nur aus fünf Schools mit entsprechend vielen Deans. Dafür gebe es am MIT dreimal so viele Professoren wie an der ETH. Die MIT-Leitung selbst bestehe aus einem CEO und fünf, ihm unterstellten Vizes - genau so, wie das Hafen in Zürich habe einführen wollen.
Footnotes:
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