www.ethlife.ethz.ch    
ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuftETH Life - wissen was laeuftETH LifeDie taegliche Web-Zeitung der ETHETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuftETH Life - wissen was laeuft


Rubrik: Tagesberichte

Jahreskongress SCNAT mit erfolgreichem ETH-Chemiker
Natur inspiriert Chemiker

Published: 16.10.2006 06:00
Modified: 16.10.2006 19:54
druckbefehl
Die Chemie leistet einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis des Lebens. Das demonstrierte auch der Jahreskongress der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften mit dem Titel „Chemie des Lebens“, der letzte Woche unter der Leitung von ETH-Professor Peter Seeberger in Zürich stattfand. Ein weiterer ETH-Chemiker erhielt beim Anlass den Prix A.F. Schläfli.



Christoph Meier (mailto:christoph.meier@sl.ethz.ch)

„Alles ist Chemie, aber Chemie ist alles“ ist ein gern zitierter Satz, insbesondere von Chemikern. Er impliziert, dass die Erklärungskraft der Chemie, auch wenn sie nicht allumfassend ist, sehr weit reicht. Nachdem 1828 Friedrich Wöhler erstmalig durch die Reaktion von Kaliumcyanat mit Ammoniumsulfat Harnstoff künstlich synthetisierte, war klar, dass organische Substanzen nicht nur durch eine damals postulierte "vis vitalis" der Lebewesen hergestellt werden, sondern auch durch chemische Reaktionen. Seither befassen sich Chemiker erfolgreich mit den molekularen Grundlagen des Lebens. Zudem werden die Grenzen zu anderen Fächern wie Biochemie, Medizin und Biologie fliessender.

Das schlägt sich bei der Vergabe der Nobelpreise für Chemie nieder. Dieses Jahr beispielsweise erhielt ihn kürzlich Roger Kornberg für eine Arbeit zur Transkription, also des Prozesses, bei dem die Erbinformation in Form der DNA in die Zwischenstufe vor dem Protein, der RNA, umgesetzt wird. Die Auszeichnung Kornbergs löste, wie ein Artikel in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift „Nature“ zeigt (1) , zwiespältige Reaktionen aus. Gewisse Chemiker monierten, dass die Biologie in die Chemie eingreife, andere hielten einfach fest, dass die Chemie mehr angewandt werde.

Chemiker an der Grenze zur Biologie

Dass die Chemie ein immer ein gewichtigeres Wort bei der Erforschung von Lebewesen mitzureden hat, waren sich auch die Veranstaltern des Jahreskongress’ der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften bewusst (2) . Das lässt sich am Titel des Anlasses „Chemie des Lebens“ ablesen. Dieser spiegelt sich auch in der Arbeit von Peter Seeberger, welcher beim Kongress die Organisationsleitung innehat. In seiner Forschung befasst er sich mit Fragen an der Schnittstelle von Chemie und Biologie. Er ist ein Spezialist für die an Proteine angehängten Zucker, die eine Rolle bei Entzündungen, Immunabwehr und in der Krebsforschung spielen.

Für den Kongress nun konnte Seeberger mehrere Fachleute – unter anderen den berühmten Chemiker George M. Whitesides von der Havard Universität in Cambridge - gewinnen, die sich wie er aus einer chemischen Perspektive intensiv mit den Lebensgrundlagen auseinandersetzen. Ein Beitrag befasste sich beispielsweise damit, wie sich Proteine verhalten, wenn man in der Natur nicht vorhandene Aminosäuren in sie einbaut. Man erfuhr aber auch, wie inspiriert durch natürliche Vorlagen molekulare Motoren gebaut oder gezielt reguliert werden könnten.

"Prozesse, die in der Natur ablaufen, inspirieren unsere tägliche Arbeit", meint Karl Gademann, ETH-Forscher und Träger des Prix A.F. Schläfli 2006. (Bild: zVg)

Die Weisheit der Natur verstehen

„Die Prozesse, die in der Natur ablaufen, inspirieren unsere tägliche Arbeit“, ist auch die Ansicht von Karl Gademann. Der Forscher der ETH Zürich, der diesen Monat seine Arbeit als Professor bei der Schwesterhochschule in Lausanne beginnt, erhielt am Kongress den Prix A. F. Schläfli. Dieser zeichnet eine Arbeit eines Schweizer Nachwuchsforschers zu Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn aus und wurde dieses Jahr im Bereich Chemie vergeben. Neben Gademann erhielt Daniel Polet von der Uni Genf einen Spezialförderpreis innerhalb des Prix A.F. Schläfli.

Der ETH-Forscher erläutert in Bezug auf die Chemie des Lebens, dass bereits der ETH-Professor und Nobelpreisträger Vladimir Prelog darauf hingewiesen hat, dass Naturstoffe eine evolutionäre Weisheit enthalten. Diese versuche er, Gademann, durch die synthetische Chemie zu erschliessen. Der Wissenschaftler erhielt den Prix A.F. Schläfli für ein Forschungsprojekt zur Herstellung biokompatibler Oberflächen mit Hilfe des Moleküls Anachelin. Karl Gademann zeigt sich sehr erfreut über den Preis, weist gleichzeitig aber darauf hin, dass für seine ausgezeichnete Arbeit die Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe von Marcus Textor, ETH-Professor für Materialwissenschaften, und dem ETH-Spin-off Surface Solutions zentral gewesen sei.

Augezeichnete Porträts

Innerhalb des Kongresses fand auch die Vergabe des Prix Medida statt, der journalistische Arbeiten über naturwissenschaftliche Themen ehrt. Dieses Jahr erhielten ihn Olivier und Anton Voss für ihre Artikelserie „Six mystères de la physique dans la moiteur de l’été“ in „Le temps“. Der Anerkennungspreis ging an Sandra Zrinski vom Zürcher Unterländer, die eine Porträtserie über acht Forscher verfasste. Dabei stellte sie auch die Arbeit von Arnold Benz, ETH-Professor für Astrophysik, vor.

Footnotes:
(1 Katharine Sanderson: „Nobel prize blurs boundaries”. Nature 443, 615(12 October 2006): www.nature.com/nature/journal/v443/n7112/full/443615a.html
(2 Jahreskongress SCNAT: www.scnat.ch/d/Aktuell/Jahreskongress/


Copyright 2000-2002 by ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zurich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
ok
!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!