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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 09.09.2003 06:00

Nanofair 2003: Mekka für den Millionstel Millimeter
Beim Kleinsten die Besten

Heute Dienstag startet in St.Gallen die erste Internationale Messe für Innovationen und Markteintritte mit der Nanotechnologie, die „Nanofair“. Neben der eigentlichen Messe – an der auch die ETH Zürich teilnimmt – bietet die „Nano Conference“ eine wissenschaftliche Plattform. Während der Messedauer bis 11. September findet das vom ETH-Rat geförderte „Top Nano 21“ seinen Abschluss.

Von Michael Breu

Die Erfindung des Transistors vor fünfzig Jahren hat die Forschung entscheidend geprägt. Plötzlich konnte man Computer herstellen, die nicht mehr ein Wohnzimmer füllen. Heute ist er Schnee von gestern: Die Wissenschaft ist vom Mikrometer- in den Nanometerbereich vorgedrungen, in die Welt der Moleküle und Atome, in eine Dimension, die so klein ist wie ein Millionstel Millimeter. Entscheidend, dass dieser Schritt möglich wurde, ist die Erfindung des Rastertunnelmikroskops; der Schweizer Heinrich Rohrer wurde für die Entdeckung zusammen mit Gerd Binnig 1986 mit dem Physiknobelpreis ausgezeichnet. Nun soll die Stadt St.Gallen für eine halbe Woche zum Mekka der Nanotechnologie werden. Ab heute Dienstag findet bis Donnerstag, 11. September, die erste Internationale Messe für Innovationen und Markteintritte mit der Nanotechnologie statt, die „Nanofair“ (1).

Vom Labor in die Praxis

Das Besondere an der Nanofair ist das Miteinander von Messe (mit 130 Ausstellern) und Konferenz. „Die Messe ermöglicht die Verbindung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft“, sagt Nanofair-Manager David Ziltener. Daraus soll für alle ein Mehrwert entstehen, betont der St.Galler, „etwa eine Partnerschaft oder sogar ein konkretes Produkt“. Für den erfolgreichen Technologietransfer vom Labor in die Praxis gibt es bereits erste Beispiele – etwa ein Schutzanstrich, der Graffitis die nackte Schulter zeigt (Prochemko), ein gasdichter Tennisball, der doppelt so lange lebt (Wilson) oder ein Backblech, auf dem keine Krumme mehr kleben bleibt (Miele). „Der Aufstieg der Nanotechnologie wird voraussichtlich unser Leben ebenso stark revolutionieren wie die Mikrotechnologie im letzten halben Jahrhundert. Wer sich jetzt engagiert, wird mit grosser Wahrscheinlichkeit zu denen gehören, welche die Zukunft gestalten“, findet Nobelpreisträger Heinrich Rohrer.

Überblick über die Forschung in den USA und Japan

Der Physiker wird heute nach dem St.Galler Stadtpräsidenten Heinz Christen und David Syz, Vorsteher des Staatssekretariats für Wirtschaft, die Messe offiziell eröffnen. Anschliessend werden Mihail C. Roco vom NSTC Subcommittee on Nanoscale Science, Engineering and Technology im amerikanischen Arlington und Eiichi Maruyama vom Institut of Physical and Chemical Research im japanischen Saitama einen Überblick über den aktuellen Wissensstand in der Nanotechnologie vermitteln.

Hans-Joachim Güntherodt, Basler Physikprofessor und Leiter des Nationalen Forschungsschwerpunktes „Nanowissenschaften“: "Die Schweiz steht heute international an bester Stelle." gross

Abschluss von "Top Nano 21"

„Die Nano Conference widmet sich in Plenar- und Spezialveranstaltungen den Themenbereichen, die auch bei der Nanofair im Vordergrund stehen: Life Sciences, Werkzeug und Sensoren, Material und Oberflächen, Optik und Elektronik“, sagt David Ziltener. Zusammengestellt wurde die wissenschaftlich hochstehende Plattform von Hans-Joachim Güntherodt, Professor für Experimentelle Physik der Universität Basel und Leiter des Nationalen Forschungsschwerpunktes (NFS) „Nanowissenschaften“ (2). „Nationale Forschungsschwerpunkte werden ins Leben gerufen, um den Forschungsplatz Schweiz in strategisch wichtigen Gebieten nachhaltig zu unterstützen. Gefördert werden interdisziplinäre und innovative Projekte von höchster Qualität. Der NFS 'Nanowissenschaften' ist ein langfristig angelegtes, interdisziplinäres Forschungsprojekt, das sich mit den Strukturen im Nanometerbereich beschäftigt“, sagt Güntherodt. Ein weiteres Forschungsprogramm ist „Top Nano 21“, das vor vier Jahren vom ETH-Rat eingesetzt wurde und an der Nano Conference seinen Abschluss findet (3). Stephan Bieri, Vize-Präsident des ETH-Rates, wird darüber am letzten Konferenztag berichten.


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Der Schweizer Physiknobelpreisträger Heinrich Rohrer wird heute die "Nanofair" eröffnen. gross

Die ETH Zürich ist zusammen mit der EPF Lausanne mit „Forschung Live“ an der Nanofair präsent; etwa zwanzig Forschergruppen werden ihre Arbeiten präsentieren. „Das gibt eine grosse Sache“, sagt Matthias Erzinger der Abteilung "Corporate Communications" der ETH. Unter anderem wird das „First Lab“ vorgestellt. Und an der Nano Conference wird Marcus Textor, Professor am Institut für Oberflächentechnik der ETH Schlieren, referieren. Sein Thema: “Producing biologically meaningful patterns at large scale: a combined lithography and self-assembly approach” (Di, 9.9., 16.30 Uhr).

RisikoDialog nimmt sich den Schattenseiten an

Nanofair-Manager David Ziltener ist zufrieden. „Die Messe wird ein Erfolg“, prognostiziert er. Deshalb hat die Veranstalterin, die Olma Messen AG, entschieden, dass vom 14. bis 16. September 2004 die zweite Auflage stattfinden soll. Dann soll an der Nano Conference auch über die Schattenseiten der Nanotechnologie diskutiert werden. Über solche berichtete das Magazin „New Scientist“ Ende März. Voraussichtlich wird die Stiftung RisikoDialog das Thema betreuen (4). „Die öffentliche Debatte um Chancen und Gefahren der Nanotechnologie steht im deutschsprachigen Raum noch ganz am Anfang“, sagt Christoph Meili vom RisikoDialog und erwartet, dass die Debatte in den nächsten Jahren auch in Europa intensiv geführt wird – „vergleichbar etwa mit der Gentechnologie“. Denn bereits haben Skeptiker ein Moratorium für bestimmte Anwendungen der Nanotechnologie gefordert (Nature, Vol. 424, p. 246-248).


Führend bei den Mikroskopen

(mib) Heute startet in St.Gallen eine neue Fachmesse, die „Nanofair“. Hans-Joachim Güntherodt, Professor für Physik der Universität Basel und Leiter des Nationalen Forschungsschwerpunkts „Nanowissenschaften“, zum Thema.

In einer Rede plädierte der Nobelpreisträger Richard P. Feynman vor vierzig Jahren für eine aktive Forschung im Nanokosmos, auf der Stufe der Atome und Moleküle. Weshalb beschäftigt sich die Forschung erst seit zwanzig Jahren mit diesem Gebiet - Feynman beschrieb bereits damals die theoretische Grundlage?

Güntherodt: Zwanzig Jahre dauerte es, bis in den Achtzigerjahren die ersten Geräte hergestellt wurden, mit denen Feynmans Visionen realisiert werden konnten. Das war das Rastertunnelmikroskop. Die Entdeckung durch Heinrich Rohrer und Gerd Binnig wurde 1986 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet.

1987 startete das erste Nationale Forschungsprogramm zur Nanotechnologie, das NFP 24. Später, 1996, wurde das NFP 36 gestartet. Wo steht die Schweiz heute?

Güntherodt: Die Schweiz steht heute international an bester Stelle. Besonders was leistungsfähige Mikroskope und daraus entwickelte Sensoren anbelangt, ist die Schweiz führend.

Vor einigen Jahren haben Forscher verkündet, ein winziger Putzroboter, der Arterien von Plaques befreit, sei in greifbarer Nähe; es daure nur noch ein paar Jahre, bis solche Putzroboter diese Technik beherrschen. Wie weit ist man heute?

Güntherodt: Einen solchen Roboter wird es in den nächsten zwanzig Jahren nicht geben. Dennoch hat sich viel auf anderen Gebieten getan, ich denke an den "Tausendfüssler" der IBM Rüschlikon zur mechanischen Datenspeicherung, an Nanopartikel in der Sonnencreme oder an Geräte, die zur Analyse der DNA beigezogen werden können.

Wo steht das Projekt Quantencomputer?

Güntherodt: Am Quantencomputer wird vor allem theoretisch gearbeitet. Gesucht werden auch experimentelle Realisierungsmöglichkeiten. Mit dem Quantencomputer wird man Rechnungen, die mit heutigen Computern sehr lange dauern, sehr viel schneller machen können.




Fussnoten:
(1) Nanofair 2003: http://www.nanofair.ch
(2) National Center of Competence in Research “Nanoscale Science”: www.nccr-nano.org/nccr/
(3) Top Nano 21: http://www.temas.ch/nano/nano_homepage.nsf/vwAllByKey/Conference|de
(4) Stiftung RisikoDialog: www.risiko-dialog.ch/nanotech/



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