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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 07.11.2006 06:00

D-MTEC-Symposium
Wirtschaft und Wissenschaft vereint

„Technologie und Nachhaltigkeit“ – diesen Begriffen ist das junge ETH-Departement Management, Technologie und Ökonomie (D-MTEC) verpflichtet und sie bildeten den Titel seines diesjährigen Symposiums. Bei diesem fanden sich letzten Freitag Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ein. Grundtenor bei der Eröffnung und der Paneldiskussion der Veranstaltung: Wirtschaft und Wissenschaft müssen noch mehr zusammenfinden.

Christoph Meier

„Die wichtigste Aufgabe des D-MTEC ist Ökonomie, Technik und Gesellschaft zu verbinden“, stellte bei der Begrüssung zum Symposium ETH-Rektor Konrad Osterwalder klar (1). Dabei gelte es, diese Verbindungen auch in die Lehre ausserhalb des Departements zu tragen. Lucas Bretschger, der Vorsteher desselbigen, wies darauf hin, dass sie als Ökonomen Experten knapper Ressourcen seien, was sich in vielen Gebieten nutzen lässt. Doch trotz dieser Expertise und dem Phänomen, das heute aus wirtschaftlichen Überlegungen mehr Umweltschutz gefordert wird, meinte Bretschger, dass man sich nicht einfach auf „the invisible hand“ verlassen dürfe. Es gebe immer noch Wirtschaftsprozesse, die Unbeteiligte schädigen.

Bevor sich Bundesrat Pascal Couchepin dem Thema des Symposiums zuwandte, sprach er aus aktuellem Anlass der ETH Zürich sein Vertrauen aus. Die personelle Krise sei durch einen schmerzhaften, Respekt gebietenden Entscheid zum Wohle der ETH gelöst worden. Der Magistrat erkannte darin einen Nachhaltigkeitsaspekt und war damit zurück beim Tagungsthema.

Wahlen verstellen Blick in weitere Zukunft

In Bezug auf die Nachhaltigkeit glaubt Couchepin zu erkennen, dass diese heute in ihrer ganzen Breite, also mit ihren ökonomischen und sozialen Dimensionen, begriffen wird und nicht nur ökologisch. Der Vorsteher des Departements des Innern meinte auch, dass nur demokratische Systeme fähig seien, sich nachhaltig zu verhalten. Bei totalitären fehle der individuelle Anreiz dafür. Doch auch Demokratien fällt die Nachhaltigkeit nicht leicht, da der Blick in die Zukunft bei Entscheidungsträgern durch die nächsten Wahlen beeinflusst wird.

Schaut Couchepin selbst nach vorne, so ist für ihn eines der grossen kommenden Probleme in der Schweiz die Demographie. Ohne eine Altersgruppe pauschal verurteilen zu wollen, sei es doch so, dass ältere Personen weniger innovativ seien. Der Magistrat ist aber zuversichtlich, dass die Schweiz, die das Risiko der Öffnung immer wieder wagte, mit einer positiven Einstellung, die anstehenden Probleme lösen könne. Dafür sei es aber auch nötig, dass Wirtschaft und Wissenschaft noch mehr zusammenfinden.

Nähe zur Hochschule als Wettbewerbsvorteil

Das Zusammenfinden dieser Bereiche prägte auch das Podium „Wo bleiben die Wettbewerbsvorteile der Schweiz?“ unter der Leitung von Iwan Rickenbacher. Sowohl Peter Quadri von IBM Schweiz wie auch Pius Baschera von der Hilti AG erachten die Nähe ihrer Firmen zu einem Hochschulstandort mit entsprechend qualifizierten Abgängern als Vorteil. Konrad Osterwalder ergänzte, dass in Zukunft für Europa auch die stabilen politischen Systeme noch an Bedeutung gewinnen.


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Nachhaltigkeit ist nur in demokratischen Systemen möglich, befand Pascal Couchepin am D-MTEC-Symposium.

Doch trotz dieser positiven Einschätzungen äusserten alle Podiumsteilnehmer auch Bedenken. Pius Baschera fragt sich beispielsweise, wieso bereits heute nur sieben Prozent der Forschung und Entwicklungsaufträge der Schweizer Firmen an Schweizer Hochschulen gingen. Die Schweiz habe ein Problem, weil viele der hier gut ausgebildeten Asiaten wieder zurück in ihre Heimatländer gingen, analysierte Martin Zollinger von der Zürcher Kantonalbank. Früher seien hochqualifizierte Personen hier geblieben oder hierher gekommen. Diese Probleme stehen für Peter Quadri weniger im Vordergrund. Für ihn ist entscheidend, dass eine Sensibilisierung für die wichtigen Fragen stattfinde und diese an Leute gebracht werden, die das Wissen besitzen, um sie zu lösen.

Hegel als Vorbild für zukünftige Wissenschaftler

Das bedeutet, dass Wissenschaft und Wirtschaft sich noch besser finden. Um dies zu erreichen, so Osterwalder, brauche es Leute wie Johann Gottfried Wilhelm Hegel. Dieser sei neben seiner philosophischen Tätigkeit auch noch Hauslehrer gewesen. Ein Forscher müsse ein offenes Ohr für die Anwendung haben. An der ETH werde die Verbindung von Praxis und Theorie auch gestärkt, indem am D-MTEC die Idee von den Professoren der Praxis verfolgt werde, also Leute aus der Wirtschaft Vorlesungen halten.

Hatten die Teilnehmer betont, wie wichtig für die Schweiz die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft sei, so stellte sich natürlich auch die Frage, wie dabei die Kosten verteilt werden sollen. Peter Zollinger hielt fest, dass sie als Finanzinstitut blosse Ideen nicht finanzieren können. Sie gäben „seed money“ erst für Prototypen. Für Quadri und Baschera ist klar, dass sie in Forschung investieren, von der sie für sich neue interessante Erkenntnisse erhoffen. Es sei aber häufig schwierig, Ideen zu beurteilen. Doch woher soll das Geld für entsprechende Risikounternehmen kommen? Eine Idee, so Konrad Osterwalder, könnte sein, ein Prozent der Pensionskassenbeiträge dafür zu verwenden. Ob es eine entsprechende gesetzliche Regelung durch den Bund braucht liess, er offen. Eine Aufgabe für den Bund erkannte aber Peter Quadri. Soziale und ökologische Massstäbe müssen vom Staat gesetzt werden, da die Wirtschaft von sich aus sonst kaum etwas unternehme.


Fussnoten:
(1) Departement Management, Technologie und Ökonomie: www.mtec.ethz.ch/



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