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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 09.11.2006 06:00

Materials Research Center mit neuer Form der Projektfindung
Professoren im 'Sandkasten’

Um wissenschaftliche Zusammenarbeiten zu fördern, organisierte das Materials Research Center der ETH erstmals im Oktober einen „Sandkasten“-Event. Dabei trafen sich in Luzern Professoren verschiedener Fachrichtungen, um gemeinsam in einem spontanen Rahmen Projekte zum Thema „Materials and Imaging“ anzudenken. Das von den Teilnehmern als beste Idee erkorene Projekt erhält eine Unterstützung von 80'000 Franken.

Christoph Meier

Sandkastenspiele für Professoren? Das Bild mag zum Schmunzeln anregen. Doch Sandkasten-Veranstaltungen beziehungsweise Sandpit-Events, bei denen Wissenschaftler möglichst zwanglos gemeinsame Ideen für Projekte entwickeln, finden zunehmend Anklang. So auch an der ETH.

Nachdem er von den positiven Erfahrungen mit Sandpits in Nottingham gehört habe, habe es ihn gereizt, diese Form an der ETH zu versuchen, meint Nicholas Spencer. Der ETH-Professor für Oberflächentechnik entschied sich zusammen mit seinen Kollegen im Lenkungsausschuss des Materials Research Center der ETH für eine solche Veranstaltung (1), um die Mitglieder des Centers einander besser bekannt zu machen. Zudem sollte ein Projekt ausgewählt werden, das gefördert werden sollte.

Anfang Oktober war es dann in Luzern soweit. Nicholas Spencer, mit Peter Milligan von Nottingham als Kenner des Veranstaltungstypus, konnten rund 20 ETH-Wissenschaftler zu einem Sandpit zum Thema „Materials und Imaging“ begrüssen und einführen. Unterstützung erhielten sie dabei vom „Facilitator“ Olaf Kübler, dem ehemaligen ETH-Präsidenten, der selbst im Bereich “Imaging“ geforscht hatte.

Frei von vorgefertigten Ideen

Für einen inhaltlichen Anstoss sorgten drei Referate dreier Teilnehmer. Danach ging es endgültig in den Sandkasten: Die Anwesenden wurden in Vierergruppen eingeteilt. In diesen erarbeiteten sie nur mit Hilfe von Bleistift und Papier ein Zusammenarbeitsprojekt. Die Absenz der Laptops dabei verhindere, so Spencer, dass man auf vorgefertigte Pläne und Ideen zurückgreife. In einer zweiten Runde in neuer Zusammensetzung tauschten die Wissenschaftler im selben Stil Ideen für neue Techniken aus, die eingesetzt und entwickelt werden sollten.

Am Abend des ersten Tages waren so acht Probleme mit Lösungsansätzen skizziert worden. Die Teilnehmer bewerteten sie, und die vier beliebtesten wurden weiterverfolgt. Am zweiten Tag konnten die Wissenschaftler ihren Vorlieben entsprechend in Gruppen die Projekte verfeinern und ausarbeiten, wie der Einzelbeitrag der Gruppenmitglieder aussehen würde.


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Mit Sandkasten-Veranstaltungen zu neuen Ideen. Im Vordergrund eine Skizze zu einem Projekt entwickelt am Sandpit des Materials Research Center. gross

In einer Schlusswahl, bei der das eigene Projekt nicht gewählt werden durfte, bestimmten die Teilnehmer das Siegerprojekt. Im konkreten Fall war dies „Smart Materials“ unter der Führung von Paul Smith vom Departement Materialwissenschaft. Grob gesagt gehe es dabei darum, wie sich ein Schlag beziehungsweise mechanischer Reiz in einen Lichtpuls verwandeln lasse und vice versa, erläutert Spencer. Dem Projekt stehen nun 80'000 Franken für Personalkosten zu Verfügung.

Sandpits wirken nach

Obwohl auch hier beim Sandpit für das zu vergebende Projektgeld das Prinzip "The winner takes all“ galt, gab es keine Verlierer am Anlass. Detlef Günther, ETH-Chemieprofessor und Sandpit-Teilnehmer, beispielsweise wird das am Anlass von ihm mitinitiierte, aber nicht siegreiche Projekt weitererführen. Besonders wertvoll für ihn ist an solchen Anlässen, dass man in kurzer Zeit intensiv mit verschiedenen Sichtweisen konfrontiert wird.

Die Konfrontation mit Unbekannten, sowohl personell als auch vom Vorgehen her, nimmt auch Dieter Schlüter, Vorsteher des Departements Materialwissenschaft, als positive Erinnerung mit. Ob die konkreten Projekte sehr gut seien oder nicht, ist für ihn nicht entscheidend. Vielmehr wirkten die vielen ausgetauschten Gedanken inspirierend nach. Nicholas Spencer freut sich über die durchwegs positiven Rückmeldungen. Er will bereits anfangs nächsten Jahres einen ähnlichen Anlass durchführen. Nach dem Erfolg jetzt, lassen sich die Wissenschaftler vielleicht noch leichter in den Sandkasten locken.


Fussnoten:
(1) Materials Research Center: www.mrc.ethz.ch/



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