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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 17.05.2001 06:00

ETH-Hilfe für Uni Sarajevo
Kann der Wald der Wirtschaft helfen?

Die Hilfsaktion der ETH Zürich für die Universität Sarajevo ist zu Ende: Am Abschlusssymposium von Anfang Mai in Sarajevo konnten die bosnischen Stipendiaten der ETH ihre Magister- und Doktorarbeiten präsentieren. Im Zentrum stand dabei die Bedeutung der Land- und Forstwirtschaft für die ökonomische Entwicklung des Landes. Für ETH Life dabei war Vanja Cucak.

Von Vanja Cucak

Schon 1888 brachten die Schweizer ihren Käse nach Livno in Bosnien und verrieten den Einheimischen ihr Rezept. Mehr als hundert Jahre später hilft nun die Schweiz beim Wiederaufbau der bosnischen Landwirtschaft: Seit 1997 ermöglichte die ETH Zürich ausgewählten bosnischen Studierenden der Land- und Forstwirtschaft einen Einblick in ihre Labors. Das fünfjährige Hilfsprogramm, das Zdenko Puhan, Professor am Institut für Milchwissenschaft der ETH koordiniert hatte, endete im Frühling 2001 mit der Rückkehr der letzten Stipendiaten in die bosnische Hauptstadt - die letzten zwanzig Computer sind noch unterwegs.

Im Rektoratssaal der Universität Sarajevo herrschte am 3. Mai eine feierliche Atmosphäre: Empfangen hat uns eine Schar von jungen, gastfreundlichen, elegant gekleideten Leuten.

zdenko puhan
Initiierte das Hilfprogramm: ETH-Professor Zdenko Puhan vom Institut für Milchwissenschaft, umringt von bosnischen Stipendiatinnen.

Zur Eröffnung des Symposiums unter dem Titel «Zeitgemässe Forschung in der Land- und Forstwirtschaft - Anwendungsmöglichkeiten in Bosnien und Herzegowina» betonte Boris Tihi, Rektor der Universität Sarajevo, die Bedeutung der Land- und Forstwirtschaft für die ökonomische Zukunft des Landes: «Das grösste Problem in Bosnien ist die Arbeitslosigkeit, und die Aufgabe der Landwirtschaft ist es, dieses Problem zu lösen». Auch Wilhelm Schmid, Schweizer Botschafter in Sarajevo, unterstrich die Bedeutung der beiden Gebiete für den Wiederaufbau des Landes: «Es gab genug Krieg, Zerstörung, Trennung und Grausamkeit», sagte er: «Was dieses Land braucht ist eine stabile Regierung, die Rahmenbedingungen für ökonomische Entwicklung schafft; in diesem Sinne sind Land- und Forstwirtschaft zwei sehr wichtige Bereiche.»

«Glücklich ist die Forstpartie, der Wald der wächst auch ohne sie»

«We came together to celebrate the recovery of forest sciences in Sarajevo after a terrible war», mit diesen Worten begann Ottmar Holdenrieder, Departementsvorsteher der Forstwissenschaften der ETH, sein Referat.


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waldgebiet bei sarajevo
Auch Westeuropa kann vom Studium bosnischer Wälder lernen: Brücke über den Fluss Miljacka in einem Waldgebiet bei Sarajevo. gross

Er stellte zur Diskussion, ob Forstingenieure überhaupt noch notwendig seien, und ob die Forstwirtschaft die Forstwissenschaften noch brauche, denn: «Die Wälder wachsen auch ohne Förster und Forstwissenschaften». Beunruhigend aber seien die Angaben der Weltbank: Mehr als ein Drittel der Holzproduktion stamme von illegalem Holzschlag; die Waldzerstörung führe zum Verlust von Biodiversität und verursache 20 Prozent der weltweiten Treibhausgase. Holdenrieder: «Wir brauchen Biodiversität, Holz, Wasser, Erholungsräume sowie Verständnis für biologische, sozioökonomische und technische Systeme». Man brauche die Forstwissenschaften zur Ausbildung von hochqualifizierten Experten, die fähig seien, diese komplexen Ökosysteme zu verwalten.

«Auch von uns kann man lernen...»

Mehr mit Ökonomie als mit Landwirtschaft beschäftigte sich Dragana Saric in ihrem Referat. Die Agronomin, die als Stipendiatin in der Gruppe von Professor Bernard Lehmann 1997 an der ETH weilte, betonte die Bedeutung des Marktkapitals für die Landwirtschaft, musste sich aber auf theoretische Überlegungen beschränken, da in Bosnien und Herzegowina noch keine Börse existiert. Ihre Bemerkung «Die Börse ist kein Gebäude, sondern eine Institution» erinnerte die Anwesenden daran, dass das vom Krieg erschütterte ex-kommunistische Land den Weg in die «Normalität» nicht von heute auf morgen schaffen kann. Forstwissenschaftler Sasa Kunovac, der ebenfalls als Stipendiat an der ETH war, ist dennoch optimistisch:«Aus unseren Erfahrungen kann man vielleicht auch lernen: Unsere Wälder sind gut erhalten und haben eine grosse Biodiversität».


Literaturhinweise:
ETH-intern-Artikel zum Thema: www.aoa.ethz.ch/eth-intern/00-01/4_00-01/Ideen_4_00-01.html



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