|
Rubrik: Tagesberichte |
English Version Print-Version |
Exkursion des ETH-Forums für Supply Chain Management China als Chance |
Auf der zweiten „China Business Excursion“ des ETH-Forums für Supply Chain Management erfuhren die Mitreisenden hautnah, was es heisst, in China als KMU zu geschäften. „China kann eine grosse Chance sein. Wenn man das Land aber nicht versteht, ist das Geld schneller weg, als man neues heranschaffen kann“, meint Kurt Haerri, Leiter der Reise. Richard Brogle „In diesem Raum kontrollieren Frauen jede der rund 5 Milliarden bei uns jährlich hergestellten Kugelschreiberkugeln nochmals unter dem Mikroskop“, erklärt Walter Eglin, Inhaber eines KMU (kleines und mittleres Unternehmen), das sich in der Umgebung von Shanghai niedergelassen hat. Eglin führt nicht ohne Stolz die gut zehn Teilnehmer der Reisegruppe der „China Business Excursion“, die vom ETH-Forum für Supply Chain Management organisiert wurde, durch seine Fabrik. 1997 hat er sein Erspartes in einen Koffer gepackt, ist nach China gereist und hat auf einem grünen Feld ausserhalb von Shanghai eine erste kleine Fabrikhalle aufgebaut. Heute schreibt bereits jeder achte der weltweit rund 40 Milliarden jährlich hergestellten Kugelschreiber mit einer Kugel aus seiner Fabrik. Mittlerweile arbeiten rund 200 Angestellte für ihn. – Ein Patron, wie er im Buche steht. Steiniger Weg Eglin ist heute 68 und kein blauäugiger Abenteurer; in Amerika und Japan war er seit 1980 als Selbständigerwerbender jahrzehntelang in diesem Geschäft. 1997 zog es ihn nach China. Einfach sei der Anfang hier nicht gewesen, meint Eglin. An seinem früheren Standort seien die Behörden so bürokratisch gewesen, dass er eines Tages alle seine Maschinen auf Laster geladen habe, in eine andere Gemeinde gefahren sei und seine Zelte dort erneut aufgeschlagen habe. KMU dürfen Anschluss nicht verpassen „Heute stehen nicht mehr Einzelunternehmen untereinander in Konkurrenz, sondern Partnerunternehmen in internationalen Wertschöpfungsketten“, sagt Siegfried Walter, Mitinitiant der Reise zur Motivation dazu. „Daher ist es für Schweizer KMUs extrem wichtig, dass sie den Anschluss an diese globalen Netzwerke nicht verpassen.“ Der China-Besuch sollte Schweizer KMU dem sich schnell entwickelnden Produktions- und Forschungsplatz China näher bringen. Doppelt so viel Geld und Zeit mitbringen Dass der Anfang in China nicht leicht ist, weiss auch Kurt Haerri, Leiter der Reise in Shanghai, aus eigener Erfahrung. Im Jahr 1997 übernahm er die Führung des Neuanlagengeschäfts von Schindler China, zu einem Zeitpunkt, als Schindler bereits viel Geld in China investiert hatte und der Verkauf weit unter den Erwartungen lag. „Die Europäer sind sich ein stufenweises und schnelles Vorgehen im Geschäftsleben gewohnt. Die Chinesen hingegen denken ganzheitlich und können immer auf bereits getroffene Entscheidungen zurückkommen."
|
Chinesen wollten den Geschäftspartner auch persönlich gut kennenlernen, erklärt Haerri - was aus westlicher Sicht den Prozess unnötig verzögere. „Rechnen Sie doppelt so viel Geld und doppelt so viel Zeit ein, wie Sie es in Europa tun würden“, empfiehlt Haerri KMU, die in China starten wollen. Persönliche Netzwerke lebenswichtig Weiter ist zu berücksichtigen, dass in China die Gesetze einen weiten Ermessensspielraum eröffnen. Es ist daher wichtig zu verstehen, dass das persönliche Beziehungsnetz in China seit Jahrtausenden eine entscheidende Rolle spielt. Ein technisch zwar bestqualifizierter chinesischer Manager, der aber aus einer anderen Provinz stammt und am neuen Ort über keinerlei Beziehungen verfügt, kann sich als schlechtere Personallösung erweisen als ein Einheimischer, der eine gute lokale Universität besucht hat und dessen ehemalige Studienkollegen heute wahrscheinlich an einflussreichen Positionen sitzen. Denn diese können so manche Türe öffnen, die einem Ausländer oder einem Chinesen aus einer anderen Provinz verschlossen bleiben. „Beachtet man die Eigenheiten dieses Riesenmarktes“, so ist Haerri, heute Geschäftsleitungsmitglied bei Schindler, überzeugt, „dann kann man – wie mittlerweile auch Schindler – in China durchaus profitabel geschäften.“ Ausländische Unternehmen sollten den Einstieg jedoch genau vorbereiten, so Haerri. Abzuraten sei vom Einstieg in den Massengütermarkt. In der Regel sind dort bereits chinesische, meist staatliche, Unternehmen, tätig, die diesen Markt mit allen Mitteln verteidigen würden. Besonders wenn der Markt als strategisch wichtig angesehen werde, so werde ein Eindringen von ausländischen Unternehmen mit fairen – und auch unfairen – Mitteln unterbunden. China als Forschungsstandort In einem Vortrag führte Han Zheng vom Asia Research Center der Universität St.Gallen aus, dass China in den nächsten Jahren nicht nur als Produktions- sondern auch als Forschungsstandort gesehen werden müsse. In China verlassen jährlich 66'000 Studenten mit einem Master-Abschluss die Universitäten und 14'000 Doktoranden schliessen pro Jahr ab. Auch wenn nicht alle Universitäten den westlichen Standards entsprechen - in vielen Grossstätten sind Universitäten vorhanden, die heute mit der weltweiten Spitzenforschung mithalten können. Die enorme Zahl von gut ausgebildeten Akademikern, die für einen Bruchteil eines westlichen Salärs angestellt werden können, macht es für Weltkonzerne attraktiv, in China Forschungszentren zu eröffnen. William Keller, Schweizer Ehrenbürger von Shanghai und heutiger Unternehmensberater in Shanghai weist darauf hin, dass beispielsweise Motorola inzwischen rund 1'600 Forscher in China beschäftige.
|
|||||||||||
Fussnoten:
Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen. |