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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 06.11.2006 06:01

"Jedes Ranking ist umstritten"

Das «Shanghai-Ranking» veröffentlicht jährlich eine Rangliste der 500 besten Universitäten der Welt. Dass bei der Erstellung dieses Rankings viele methodische Fragen noch offen sind, verschweigt auch der Entwickler nicht. An einem Podiumsgespräch in Zürich stellte sich Professor Nian Cai Liu kritischen Fragen.

Adrian Ritter

Ursprünglich ging es dem Team um Professor Liu vom Institut für Höhere Bildung der Jiao Tong Universität in Shanghai nur darum, die Position chinesischer Universitäten im weltweiten Vergleich zu bestimmen. Anfragen aus verschiedenen Ländern führten aber dazu, dass sie das neu entwickelte «Academic Ranking of World Universities» 2003 im Internet der Öffentlichkeit zugänglich machten (2)(3).

Von Preisen und Zitaten

Seither werden die «Top 500» des Shanghai-Ranking jährlich neu bestimmt. Ausschlaggebend für den erreichten Rang ist die Forschungsleistung einer Universität. In unterschiedlicher Gewichtung wird unter anderem die Anzahl der Preisträger, häufig zitierter Forscherinnen und Forscher sowie die Anzahl der Artikel von Universitätsangehörigen in «Science» und «Nature» in die Bewertung einbezogen.

Liu verschwieg in seinem Referat vergangene Woche an der ETH Zürich nicht, dass es auch bei diesem Ranking «sehr viele Probleme» gibt. So berücksichtige das Shanghai-Ranking beispielsweise nur zwei international wichtige Preise (Nobelpreis und Fields-Medaille), erfasse die Sozial- und Geisteswissenschaften zuwenig gut, bevorteile Universitäten im englischsprachigen Raum und berücksichtige die Qualität der Lehre nicht.

Fachbereiche oder Institutionen?

Für Professor Heini Murer, Prorektor Forschung der Universität Zürich, ist es deshalb umso wichtiger, das «Potenzial für Missbrauch» solcher Rankings zu verringern, indem man auch Anleitungen mitliefert, wie sie genutzt werden können.

Hans-Dieter Daniel, Professor für Sozialpsychologie und Hochschulforschung an der ETH Zürich und Leiter der Evaluationsstelle der Universität Zürich, gab sich überzeugt, dass es zwar sinnvoll ist, einzelne Fächer und Fachbereiche zu ranken, nicht aber Institutionen als Ganzes. Vermehrt berücksichtigen sollten Rankings zudem beispielsweise die Grösse einer Universität. Im bestehenden Ranking seien kleine Universitäten benachteiligt, obwohl Studien zeigten, dass gerade kleine und mittlere Universitäten oft innovative Forschung betreiben.


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Im Gegensatz zu anderen Rankings sei das Shanghai-Ranking wissenschaftlich fundiert und in ständiger Weiterentwicklung, meint der Verfasser desselben, Nian Cai Liu. (Bild: Adrian Ritter) gross

Rankings immer populärer

«Jedes Ranking ist umstritten und keines absolut objektiv», entgegnete Liu. Verschwinden werden Rankings allerdings nicht mehr, ist der Chinese überzeugt: «Es wird immer mehr Rankings geben und sie werden immer populärer. Entsprechend kann es nur darum gehen, sie zu verbessern.»

Im Gegensatz zu anderen Rankings sei das Shanghai-Ranking wissenschaftlich fundiert und in ständiger Weiterentwicklung. Dementsprechend konnte Prof. Liu auf die meisten Einwände auf dem Podium und aus dem Publikum antworten, man arbeite an Lösungen. So kläre man beispielsweise ab, wie die Grösse einer Universität vermehrt berücksichtigt werden kann, ob neben «Science» und «Nature» auch nationale Journals einbezogen werden sollen und welche Preise in Zukunft ebenfalls zu berücksichtigen wären. Zudem arbeite man weiter an der Möglichkeit, auch die Lehre ins Ranking zu integrieren, auch wenn dies «sehr schwierig» sei.

Dass man aufhören werde, Institutionen als Ganzes zu ranken, daran glaubt Liu allerdings nicht. Im Februar 2007 wird das Shanghai-Ranking aber die Universitäten erstmals zusätzlich nach Fachbereichen ranken – auch dies soll in Zukunft jährlich geschehen. Dass die veröffentlichten Resultate eine grosse Wirkung haben auf die Universitäten und politischen Entscheidungsträger, dazu gebe es bisher keine Anzeichen, sagte Liu auf eine Frage von Professor Bernhard Plattner, Prorektor für das Bachelor-Master-Studium an der ETH Zürich. «Dazu ist es mit seiner vierjährigen Geschichte wahrscheinlich auch noch zu jung», so Liu.


"Shanghai-Ranking"

Das «Academic Ranking of World Universities» (Shanghai-Ranking) wird seit 2003 jährlich Mitte August als Rangliste der «Top 500» veröffentlicht. Im aktuellen Ranking belegt die ETH Zürich den Rang 27 (Europa: Rang 5), die Universität Zürich den Rang 58 (Europa: Rang 14).




Fussnoten:
(1) Adrian Ritter ist Redaktor von unipublic
(2) Shanghai-Ranking: http://ed.sjtu.edu.cn/ranking.htm
(3) "ETH Life"-Bericht zu diesjährigen Shanghai-Ranking "Unter den besten 30": www.ethlife.ethz.ch/articles/newsweekranking.html



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